Kita St. Franziskus in Süchteln-Vorst Ein Blick auf 75 Jahre Kita-Geschichte

Süchteln · Die Kindertageseinrichtung St. Franziskus in Süchteln würde in diesem Jahr eigentlich groß ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Doch wegen der Corona-Pandemie fällt das Jubiläumsfest vorerst aus.

 Im März 1949 begannen die Bauarbeiten für die Kita St. Franziskus in Süchteln-Vorst. Schon am 29. Mai wurde sie eingeweiht, später noch mehrmals erweitert.

Im März 1949 begannen die Bauarbeiten für die Kita St. Franziskus in Süchteln-Vorst. Schon am 29. Mai wurde sie eingeweiht, später noch mehrmals erweitert.

Foto: Horizonte

„Die Gesundheit unserer Kinder und unserer Mitarbeiter steht im Vordergrund“, erklärt Kita-Leiterin Gabriele van den Heuvel. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Geplant war eigentlich ein Tag der offenen Tür, in dem wir die Süchteln-Vorster Gemeinde einladen wollten, mal wieder ihren ,alten’ Kindergarten zu besuchen.“ Van den Heuvel erläutert: „Die Hygienemaßnahmen, die wir hätten ergreifen müssen, wären zu aufwändig geworden.“ Gemeinsam mit Pastor Michael Schlößer sei die Entscheidung getroffen worden, in diesem Jahr nicht zu feiern. „Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir werden das Fest in ein oder zwei Jahren nachholen.“

 Die Geschichte der Kita St. Franziskus beginnt Anfang März 1945. Die Alliierten besetzen den Niederrhein, der Krieg ist noch nicht zu Ende, es herrscht Zerstörung, Chaos und Elend. Es geht darum, zu überleben und das in Trümmern liegende Land wieder aufzubauen. Vor allem die Frauen tragen die Verantwortung, da viele Männer gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft sind. Doch wohin mit den Kindern? Wer kümmert sich um sie, wenn die Mütter arbeiten, um das Überleben aller zu sichern?

 Kita-Kinder und Erzieher winken zum Jubiläum: Auf ein Fest zum 75-jährigen Bestehen der Einrichtungen müssen sie in diesem Jahr verzichten.

Kita-Kinder und Erzieher winken zum Jubiläum: Auf ein Fest zum 75-jährigen Bestehen der Einrichtungen müssen sie in diesem Jahr verzichten.

Foto: Horizonte

In dieser Situation reagierte der Seelsorger des damaligen Gemeinderektorats St. Franziskus,  Rektor Paul Koß, schnell. Noch vor offiziellem Kriegsende im Mai nahm er seinen früheren Plan wieder auf, einen Kindergarten einzurichten. Seine größte Sorge galt der Raumbeschaffung, das Gemeinderektorat selbst hatte keine passenden Räumlichkeiten. Koß setzt sich mit dem Gastwirt Konrad Eickes in Verbindung. Sein Gasthof hatte einen großen Spielplatz neben dem Haus. Man wurde sich einig, den kleinen Vorraum des Saalbaus für den provisorischen Kindergarten zu nutzen. Am 4. Juni eröffnete der Kindergarten mit rund 40 Kindern unter der Leitung von Schwester Maria Notburga Kowalski. Betreut wurden die Kinder von Fräulein Fine (Josefine) Kahlen, die später die Leitung übernahm, und zwei 14-jährigen Mädchen.

 Solange der Sommer währte, spielten die Kinder im Freien. Doch der strenge Winter 1945 zwang den Kindergarten zur Schließung, denn es gab nicht genügend Heizmaterial. Zwar eröffnete er im Frühjahr wieder, aber die Umstände blieben in den nächsten vier Jahren schwierig. Platzmangel und schlechte hygienische Bedingungen machten es den Betreuerinnen schwer. Die Kinder wurden mehrfach umgesiedelt, unter anderem in den Keller der Notkirche, zwei Kleinkinder starben an Diphtherie. Rektor Koß und sein Nachfolger Rektor Karl Kirschgen wagten trotz schwieriger Finanzlage den Neubau des Kindergartens, der im März 1949 begann und schon am 29. Mai eingeweiht werden konnte. Fröhlich zogen die Kinder in den neuen Kindergarten, der heute noch an der Stelle steht, an der er zu damaliger Zeit erbaut wurde.

Doch die schnelle Bauweise hatte auch ihre Nachteile. Die damals zur Verfügung stehenden Materialien waren teilweise von geringer Qualität und der Bau wurde mit den Jahren zu klein. Pläne zur Erweiterung und Renovierung reiften. Nach mehrjährigen Verhandlungen gelang es der Kirchengemeinde St. Clemens, den städtischen Spielplatz, der an die Kita grenzte, im Jahr 1968 zu erwerben. Somit war der Weg für eine erste Erweiterung und größere Außenspielfläche geebnet. 1970 konnte der Erweiterungsbau eingeweiht werden.

 Mit der Umstellung auf die Ganztagsbetreuung 1989 benötigten die Kinder wieder mehr Platz. Daher erhielt die Kita zwischen 1992 und 1994 ihr charakteristisches Spitzdach, in dem ein Schlafraum und eine Mehrzweckhalle untergebracht werden konnten. 2014 übertrug die Kirchengemeinde der gemeinnützigen Trägergesellschaft Horizonte die Kita. Die Horizonte erweiterte die Kita im Jahr 2019 um 110 Quadratmeter auf ihre heutige Größe und renovierte die bestehenden Räumen. Seitdem können dort 106 Kindern spielen, toben und lernen. Zwölf Kita-Leitungen hinterließen in all den Jahren ihren pädagogischen Fußabdruck, seit 2010 tut dies  Gabriele van den Heuvel.

 Die Geschäftsführung der Horizonte, Sylwia Digiacomo, wünscht gemeinsam mit der Kirchengemeinde St. Clemens allen Kindern, Eltern und Mitarbeitern – trotz der aktuell herrschenden schwierigen Bedingungen – eine glückliche und schöne Kita-Zeit.  „Wir freuen und auf das noch ausstehende Fest!“, sagt Digiacomo.

(RP)
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