Viersen Stadt will neue Schulform testen

Viersen · Das Land NRW sucht 15 Standorte, um die neue Primusschule, die die Klassen eins bis zehn umfasst, auszuprobieren. Viersen entwickelt nun ein Konzept, um an dem Versuch teilzunehmen – und ein eigenes Schulproblem zu lösen.

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Foto: ddp

Das Land NRW sucht 15 Standorte, um die neue Primusschule, die die Klassen eins bis zehn umfasst, auszuprobieren. Viersen entwickelt nun ein Konzept, um an dem Versuch teilzunehmen — und ein eigenes Schulproblem zu lösen.

Der Beginn des Schuljahres 2014/15 könnte für Dülken ein ganz wichtiger sein. Denn dann könnte in dem Ortsteil eine ganz neue Schulform entstehen, auf die das Land Nordrhein-Westfalen mit Argusaugen blickt.

Denn die Stadt entwickelt derzeit ein Konzept, wie man sich an einem Schul-Experiment des Landes beteiligen kann. Das Land will nämlich an 15 ausgesuchten Schulen die neue Schulform mit dem Namen Primusschule einführen und in einer Probezeit über zehn Jahre neue Erkenntnisse gewinnen.

Darin werden eine Grundschule und eine weiterführende Schule zusammengelegt. Schüler der Klassen eins bis zehn lernen zum Teil gemeinsam, ähnlich wie es vor Jahrzehnten bei der Volksschule der Fall gewesen war. Der Schulausschuss hat die Stadt beauftragt, ein Konzept zu schreiben und bei der Bezirksregierung das Interesse zur Teilnahme an dem Versuch zu bekunden.

Damit ist aber noch nicht entschieden, ob Viersen an dem Versuch teilnehmen darf. Wenn das Konzept des zuständigen Dezernenten Klaus Schrömbges vorliegt entscheidet der Schulausschuss, ob sich die Stadt für das Experiment bewirbt. Und das wiederum wird den Test über zehn Jahre an nur 15 Schulen ausführen, elf davon beginnen bereits zum kommenden Schuljahr. Bleiben vier Plätze für das Jahr 2014, die für Viersen interessant sind.

Denn der Versuch soll eingebettet sein in die Schulentwicklungsplanung, und davon betroffen ist auch die Diskussion über eine zweite Gesamtschule in Viersen. Bis zum Schuljahrsbeginn 2013/14 klappt das nicht mehr.

Sollte die Stadt 2014 zum Zuge kommen, dann würde die Primusschule für zehn Jahre eingeführt. Das Land will in dieser Zeit testen, welche Auswirkungen längeres gemeinsames Lernen unter diesen Bedingungen auf das Lernverhalten, die Leistungsentwicklung und das Sozialverhalten der Schüler hat. Die Schule erhält einen Versuchszuschlag (eine halbe Stelle und 2500 Euro Fortbildungsbudget) und wissenschaftliche Begleitung.

Die Stadt wiederum könnte mit dieser Schule das Problem in Dülken beheben, dass es dort zwei Gymnasien und eine Hauptschule, aber keine Angebotsschule für alle gibt. Genau das sollte eine Arbeitsgruppe mit dem Titel "Zukunftsschule" erarbeiten. Da kam die Möglichkeit der Primusschule durch das Land gerade recht. "Die Frage ist, wie wir Kinder in Dülken beschulen, die nicht aufs Gymnasium gehen", sagt Schuldezernent Schrömbges. Das Land will mit der Primusschule eine Lösung bieten, mit der wohnortnah jeder Abschluss möglich sein soll. Voraussetzung dafür ist eine Kooperation mit einem Gymnasium.

"Das kann seinen Charme haben", meint CDU-Ratsherr Michael Aach. SPD-Ratsherr Jörg Dickmann mahnte: "Das bedeutet für Schüler und Lehrer die Position des Versuchskaninchens. Das ist ein Versuch, kein erprobtes, funktionsfähiges Konzept." Und die Linke pocht weiterhin auf die Einführung einer zweiten Gesamtschule.

(RP/rl)
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