Viersen Stadt will mehr Plätze für Asylsuchende

Viersen · Die Stadt Viersen rechnet mit 280.000 Euro zusätzlich für die Unterbringung von Asylbewerbern. Derzeit sind noch etwa 40 Wohnheimplätze verfügbar. Reichen sie nicht aus, sollen Wohnungen auf dem freien Markt angemietet werden.

 180 Asylbewerber leben derzeit in der Stadt Viersen. Die Zahl der Zuweisungen steigt stetig.

180 Asylbewerber leben derzeit in der Stadt Viersen. Die Zahl der Zuweisungen steigt stetig.

Foto: dpa, frk axs

Angesichts wachsender Zahlen von Asylanträgen sucht die Stadt Viersen nach Möglichkeiten, mehr Asylbewerber unterzubringen. Sollten die Zahlen weiter steigen, will die Stadt zusätzlich Wohnungen anmieten, um mehr Plätze für Asylsuchende zu schaffen. Das sei eine günstigere Lösung als ganze Gebäude zu unterhalten, erklärt Dr. Paul Schrömbges, Erster Beigeordneter der Stadt. "Falls der Fall eintritt, planen wir, Familien, die hier schon länger leben und bereits ein Stück weit integriert sind, in den angemieteten Wohnungen ein Zuhause zu geben."

Derzeit leben 180 Asylbewerber in den vier Übergangsheimen in Viersen. Alleinreisende Männer sind die größte Gruppe unter den Asylbewerbern. Noch sind die Übergangsheime mit 180 Asylbewerbern nicht vollkommen ausgelastet. Es ist Platz besteht für weitere 40 Menschen. Diese Kapazität könnte bald erschöpft sein.

Im vergangenen Jahr wurden der Kreisstadt 74 Asylbewerber zugewiesen. Die Viersener Stadtverwaltung rechnet für das laufende Jahr mit einer mindestens ebenso großen Zahl. Denn durch Bürgerkriege wie in Syrien gibt es mehr Flüchtlinge, die in ganz Deutschland Asyl suchen. Allein von Jahresbeginn bis Mitte Mai gab es 62 Zuweisungen in die Kreisstadt. Die Bewerber kamen aus Guinea, Albanien, Algerien, Syrien, Eritrea, Mazedonien, Serbien und Marokko. Die Zuweisung der Asylbewerber erfolgt nach dem "Königsteiner Schlüssel": Dieser Verteilungsschlüssel regelt nach der Föderalismusreform, in welche Bundesländer beziehungsweise Städte und Gemeinden die Asylbewerber geschickt werden.

Weil die Zahlen in den vergangenen Jahren rückläufig waren, schloss die Stadt Viersen seit der letzten Flüchtlingswelle Anfang der 1990er-Jahre etwa 15 Übergangsheime, wie die für Asylbewerber zuständige Abteilung der Stadt Viersen mitteilte. Diese durchgehend zu betreiben, hätte den städtischen Haushalt unnötig belastet, erklärt Schrömbges. "Im August 2006 gab es zuletzt eine Belegung in der vollen Höhe", sagt er.

Nach notwendigen Aufstockungen aufgrund der Zuweisungszahlen beliefen sich 2013 die Leistungskosten, die für Unterbringung und Versorgung der Asylsuchenden anfielen, auf rund 860.000 Euro, erklärt die Stadtverwaltung. Im Haushaltsplan 2014 stehen dafür rund 610.000 Euro zur Verfügung. Die Stadt Viersen geht schon jetzt von einem Mehrbedarf in Höhe von 280.000 Euro aus.

Bei der Betreuung von asylsuchenden Menschen geht es schließlich nicht nur um eine angemessene Unterbringung, sondern auch um sozialpädagogische Begleitung. In den Übergangsheimen sind die Hausmeister auch für die Betreuung zuständig. "Wer neu nach Viersen kommt, muss erst einmal ankommen", sagt Schrömbges. "Es ist ein weites Feld, angefangen bei der Sprache bis hin zur Kultur."

Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gingen im vergangenen Jahr etwa 110.000 Asylerstanträge und 17.000 Folgeanträge ein, zusammen etwa 127.000 Anträge, dies teilte ein Sprecher mit. Damit ist ein Höchststand seit 1995 erreicht. 2009 lag die Zahl der Asylanträge noch bei 30.000, für das Jahr 2014 prognostiziert das BAMF 140.000 Anträge. Ein Nebeneffekt der steigenden Zahlen ist, dass die Asylverfahren länger dauern. Nur etwa ein Drittel der Asylbewerber erhält einen Aufenthaltsstatus nach Artikel 16a des Grundgesetzes, der Genfer Flüchtlingskonvention oder subsidiären Schutz, wenn ein menschenwürdiges Leben im Herkunftsland nicht möglich ist.

(tref)
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