Viersen Stadt will alle Bäume am Alten Markt fällen

Viersen · Im Zuge der Umgestaltung des Dülkener Ortskerns schlägt die Verwaltung vor, die Bäume auf Kirchplatz und Altem Markt zu fällen. Viele seien krank oder sehr alt. Die Grünen sehen das anders. Sie setzen sich für den Erhalt ein

 Schön anzuschauen - aber viele Bäume auf dem Alten Markt in Dülken sind nach Darstellung der Stadt krank oder schon sehr alt. Die Grünen hingegen glauben, dass die Bäume gerettet werden können.

Schön anzuschauen - aber viele Bäume auf dem Alten Markt in Dülken sind nach Darstellung der Stadt krank oder schon sehr alt. Die Grünen hingegen glauben, dass die Bäume gerettet werden können.

Foto: Busch

Die Stadtverwaltung schlägt vor, die Bäume auf dem Dülkener Alter Markt fällen. Das lehnen die Grünen und viele Viersener Bürger entschieden ab. Das Geld aus Fördermitteln solle besser für den Erhalt und die Pflege der Bäume statt für Fällungen und Neuanpflanzungen verwendet werden, sagt Ingo Wolff, Geschäftsführer der Viersener Grünen. Am Montag werden die geplanten Fällungen Thema im Planungsausschuss.

Die aktuelle Vorlage für die Sitzung des Ausschusses bestätige die Befürchtungen der Viersener Grünen, sagte Wolff: Sämtliche 19 Bäume auf dem Alter Markt - Platanen, Linden und Mehlbeeren - sollen gefällt und durch elf neue Bäume ersetzt werden. So steht es in dem so genannten "Begrünungskonzept", das am Montag, 12. Dezember, verabschiedet werden soll.

"Ohne Not sollen öffentliche Mittel für die kostenträchtige Fällung der jahrzehntealten Bäume auf dem Alter Markt verwendet werden, anstatt auf den langfristigen Erhalt und die Verjüngung der bestehenden Bäume zu setzen", kritisiert Wolff. Dabei seien ausgewachsene Stadtbäume gerade in Zeiten des Klimawandels unersetzlich für das Mikroklima. "Sie absorbieren CO2, binden Feinstaub, produzieren Sauerstoff und sind Lebensgrundlage für zahlreiche Vögel, Insekten und Mikroorganismen." Zudem würden sie im Sommer Schatten spenden und für Luftbefeuchtung sorgen.

Die grüne Fraktionsvorsitzende Martina Maaßen kritisierte den Vorschlag der Verwaltung ebenfalls: "Wieder einmal zeigt sich, dass die Verwaltung gerne zu radikalen Maßnahmen greift, wenn es um die Verwendung von öffentlichen Fördermitteln für die Umgestaltung öffentlicher Plätze geht." Schon beim Gereonsplatz, dem Casinogarten und zahlreichen anderen Umgestaltungen seien wertvolle Bäume "ohne echten Grund" gefällt worden. Zudem würden die Bäume im Herzen der Dülkener Altstadt gerade den Charme des beliebten Platzes ausmachen: "Die Fällung aller Bäume zerstört den Charakter des historischen Stadtkerns für Jahrzehnte", so Maaßen.

Die Verwaltung argumentiert hingegen damit, dass die Bäume krank seien. Die sieben schwedischen Mehlbeeren auf der östlichen Seite des Alten Marktes hätten in höchstens fünf Jahren ihre Lebensendzeit erreicht, aktuell steht bereits ein Baum auf der Fällliste. Sie sollen durch fünf neue Bäume ersetzt werden. Auch zwei schwedische Mehlbeeren auf der westlichen Seite des Platzes sind nach Auskunft der Stadt fünf Jahre vor Ablauf der Lebenszeit. "In den vergangenen Jahren mussten bereits einige Bäume in der Reihe entfernt werden", heißt es in der Vorlage. An der Stelle sollen keine Ersatzbäume gepflanzt werden, um eine bessere Nutzbarkeit des Platzes für den Wochenmarkt und die Veranstaltungen zu ermöglichen.

Laut Stadt ebenfalls erkrankt: die sechs Linden auf dem Kirchplatz. Sie sollen durch fünf neue Bäume ersetzt werden. "Die vorhandenen Linden sind dauerhaft von Mehltau befallen", schreibt die Technische Beigeordnete Beatrice Kamper in der Verwaltungsvorlage. "Die sehr eng aneinander stehenden Hochbeete schränken die Wurzelentwicklung erheblich ein, Flachwurzeln haben bereits einige Pflastersteine hochgedrückt." Die Baumkronen seien stark miteinander verzahnt - "dies bedeutet bei Sturm aufgrund potenzierter Zugkräfte einen erheblichen Aufwand im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht". Kampers Planung sieht fünf neue Bäume in größerem Abstand vor

Die drei Platanen auf der nördlichen Seite des Alten Marktes will die Stadtverwaltung durch einen großen Solitärbaum ersetzen. Bei ihnen argumentiert die Stadtverwaltung nicht mit Krankheit: Starke Flachwurzeln hätten das neben liegende Pflaster so hochgedrückt, so dass bereits einige Platten entfernt werden mussten. "Die anstehenden Tiefbauarbeiten in diesem Bereich für die technische Infrastruktur würden die Wurzeln und damit die Standfestigkeit und Vitalität der Bäume in erheblichem Umfang beschädigen", erläutert Kamper.

Der Viersener Ludwig Mertens setzt sich seit Jahren für den Erhalt von Bäumen ein. Seine Anregung: "Das Argument, die Bäume würden die Belastungen der geplanten Baumaßnahmen nicht überstehen, zieht nicht. Die Stadt müsste die Bäume lediglich entsprechend gängiger Richtlinien während der Bauzeit schützen." Das würden andere Kommunen schon lange erfolgreich machen. Zudem würden eine regelmäßige Pflege der Bäume und eine Revitalisierung der viel zu kleinen und verdichteten Baumscheiben die Lebensgrundlage der Bäume erheblich verbessern.

Die Grünen stört auch die Behauptung der Stadt, die insgesamt zehn Schwedischen Mehlbeeren, die etwa 30 bis 40 Jahre alt sind, würden in fünf Jahren ohnehin ihr Endalter erreichen. "Wir haben uns schlau gemacht und herausgefunden, dass Bäume dieser Gattung bis zu 80 Jahre alt werden können, wenn sie denn gute Bedingungen haben", so Wolff.

Mertens ergänzt: "Auch bei den Linden schein der Stadt ein Lapsus unterlaufen zu sein. Anfangs hieß es, sie seien von Honigtau betroffen. Das ist eine vollkommen harmlose und natürliche Absonderung von Blattläusen, die beispielsweise von Ameisen konsumiert wird und von den Bäumen runtertropfen kann. Sie wird auch Meltau genannt. In der Vorlage zur Sitzung steht nun, sie seien dauerhaft von Mehltau betroffen - das ist etwas vollkommen anderes."

Martina Maaßen resümiert: "Wir lehnen die Fällung aller 19 Bäume strikt ab! Mit den Fördermitteln können die bestehenden Bäume genauso gut verjüngt und die Baumscheiben saniert werden."

(mrö)
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