Viersen Stadt kontert beim Wildgehege
Viersen · Wer ist der "geistige Vater" des neuen Konzepts für das Wildgehege auf den Süchtelner Höhen? Die Naturfreunde haben der Verwaltung vorgeworfen, die Ideen des Vereins übernommen zu haben. Das Rathaus dementiert.
Franz-Herbert Erbi, Vorsitzender der Naturfreunde Deutschlands, Ortsgruppe Viersen, hat es schlichtweg die Worte verschlagen. Und das aus einen triftigen Grund. "Was wir der Stadt Viersen als unser Konzept für das Wildgehege auf den Süchtelner Höhen vorgestellt haben, ist im Ausschuss gelandet. Allerdings wurde es dort in leicht abgeänderter Form als eigenes Konzept der Stadt vorgestellt und nicht als unser Werk", hatte Erbi voller Empörung in der Rheinischen Post berichtet. In der Tat weisen die Verwaltungsvorlage und das Erbi-Papier zahlreiche inhaltliche Übereinstimmungen auf. Für die Naturfreunde war klar: Die Stadt hat geklaut.
Pädagogische Gesichtspunkte
Diesem Vorwurf wiederum will die Verwaltung nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb haben sich auch die Rathausmitarbeiter jetzt öffentlich geäußert. Der Vorwurf von Erbi "entbehrt jeder Grundlage und lässt sich sehr leicht als falsch entlarven", ließ Bürgermeister Günter Thönnessen schriftlich mitteilen. So seien die Naturfreunde durch die städtische Suche nach einem Wildhüter am 11. Juni 2010 auf das Wildgehege aufmerksam geworden. "Tatsache ist: Schon drei Wochen vorher, am 20. Mai 2010, hatte die Verwaltung dem Ausschuss für Bauen, Umwelt- und Klimaschutz in vielen Details vorgestellt, wie das Wildgehege unter pädagogischen Gesichtspunkten weiter zu entwickeln sei", erklärte jetzt die städtische Pressestelle.
"Diese und weitere Planungen stellte die Verwaltung der Politik vor, und zwar mindestens drei Wochen, bevor sich Herr Erbi nach eigener Aussage überhaupt erstmals mit dem Thema Wildgehege befasst hat", versicherte gestern Viersens Stadtförster Rainer Kammann. "Es war im Übrigen auch gar nicht Aufgabe der Bewerber um die Stelle des Wildhüters, zu denen auch Herr Erbi gehörte, ein eigenes Konzept zu entwickeln, sondern zu erklären, wie die Umsetzung des pädagogischen Konzepts der Stadt aussehen soll."
Schon seit Beginn der Diskussion über die Zukunft des Wildgeheges hatten Bürgermeister Thönnessen und Mitarbeiter der Verwaltung zahlreiche Gespräche mit dem Betreiber des benachbarten Kletterwaldes, mit Erzieherinnen und zahlreichen anderen Experten geführt. Bereits im April war eine waldpädagogische Fachkraft beauftragt worden, Vorschläge zur Schaffung eines so genannten "außerschulischen Lernortes" zu unterbreiten. "Die Ergebnisse aller dieser Gespräche sind in das Konzept der Stadt Viersen für den Erhalt und die Zukunft des Wildgeheges eingeflossen, lange bevor Herr Erbi auf das Wildgehege aufmerksam wurde", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme der Stadt.
Abgekartetes Spiel
Das sieht Erbi ganz anders: "Sie haben alles gecovert und den Dingen teilweise nur einen neuen Namen verpasst", prangert der Vorsitzende der Naturfreunde an. Eine Dreistigkeit, in seinen Augen ein abgekartetes Spiel. "Erst drängt man uns, ein Konzept vorzustellen, dann auf einmal will man uns nicht mehr und zum krönenden Abschluss taucht unser Konzept als Eigenentwurf auf."