Fußball WM-Titel lockt den Nachwuchs in die Vereine

Fussball · Von der Euphorie über deutschen WM-Titel haben sich etliche Kinder mitreißen lassen. Davon profitieren jetzt viele Amateurclubs.

Als die deutsche Nationalmannschaft im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro vor rund drei Monaten den Gewinn des vierten Weltmeistertitels feierte, dürften sich auch viele Vertreter kleiner Amateurvereine ein Loch in den Bauch gefreut haben. Denn klar ist: Bei einem Erfolg solchen Ausmaßes schwappt die Begeisterung auch auf Kinder und Jugendliche über, die den Klubs dann einen Boom in den Nachwuchsmannschaften bescheren können. Denn auch wenn Fußball in Deutschland ohnehin die populärste Sportart ist, gerade in den untersten Altersklassen ist großer Zulauf immer gerne gesehen.

So auch bei Stefan Claser, Jugendleiter von DJK Fortuna Dilkrath: Sein Verein druckte nach dem WM-Sieg Flyer, in der Hoffnung von Titel-Euphorie profitieren zu können. Das gelang auch. Geschätzt war der Zulauf in den Bambini- und F-Jugend-Mannschaften nach den Sommerferien 15 bis 20 Prozent höher als in den Jahren zuvor. Es wird sogar überlegt zur Winterpause eine zweite F-Jugend-Mannschaft anzumelden. Ähnlich sieht's bei SC Union Nettetal aus. Laut Jugendleiter Stefan Gerhards war der Ansturm dieses Jahr um einiges größer als sonst. Nach den großen Ferien kämen zwar traditionell viele neue Nachwuchskicker, doch die Auswirkung der WM wäre dieses Jahr besonders zu spüren gewesen. In den drei F-Jugend-Mannschaften des SC spielen zurzeit jeweils zwölf bis 13 Kinder. Zur Winterpause wird deshalb eine vierte angemeldet. Die Bambinimannschaft bestünde normalerweise aus 12 bis 15 Kindern, dieses Jahr seien es mehr als 20.

Auch Markus Klinkhamels, Jugendleiter bei SV Blau-Weiss Concordia Viersen, zeigt sich zufrieden. Der Boom von 2006 sei zwar längst nicht erreicht worden. Bei den Bambini habe sich allerdings die Lücke im 2008er Jahrgang geschlossen. F-Jugend-Mannschaften gibt es derzeit zwei mit insgesamt 30 Spielern. Normalerweise kämen jedes Jahr ungefähr acht bis zehn Spieler dazu, dieses Jahr waren es zwölf. Den größten Zulauf sieht er aber eher beim Mädchenfußball.

Mehr Kinder bedeuten allerdings auch mehr Aufwand. Es werden einerseits Trainer benötigt, andererseits aber auch Platz für die Trainingseinheiten der Kleinen. Gerade in Dilkrath ist das manchmal schwierig, da es im Winter nur einen bespielbaren Platz gibt. "Da ist es wichtig, viel mit einander zu kommunizieren, um Trainingszeiten und -plätze zu koordinieren", sagt Stefan Claser. Da im Verein ein sehr familiäres Klima herrsche, sei das meistens aber kein Problem. Einmal pro Woche wird im Winter in der Halle trainiert.

Der Platz ist bei Concordia eher weniger das Problem. "Mit unseren 16 Jugendmannschaften sind wir es gewöhnt, viel Platz zu benötigen." Der verstärkte Zulauf habe da keine größeren Probleme bereitet. Trainiert werden die jungen Mannschaften oft von engagierten Vätern. Diese müssen allerdings alle vorher geschult werden. So ist es auch in Nettetal. Alle Trainer haben dort mindestens die Kindertrainerlizenz erworben. Diese wird ihnen vom Verein bezahlt. "Wir legen Wert darauf, dass unsere Spieler alle altersgerecht trainiert werden", sagt Gerhards. Spaß und Spiel stünde im jungen Alter natürlich im Vordergrund, aber bei mehr als 20 Kindern pro Mannschaft fiele das Training dann schon mal schwer. Ähnlich wie in Dilkrath ist auch in Nettetal das größte Problem das Training im Winter. Zwar stehen in Nettetal Hallen zur Verfügung, die Zeiten sind allerdings sehr beschränkt. Gerhards sieht das aber optimistisch: "Durch viel Kommunikation lässt sich da einiges erreichen." In einem sind sich alle einig: Für den Fußballnachwuchs werden derlei Probleme gerne in Kauf genommen.

(RP)
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