Fußball „Ich bin ja nicht aus der Welt“

Nettetal · Der 79-jährige Willi Wittmann verabschiedet sich als Vorsitzender des Fußballkreises Kempen/Krefeld. Jürgen Hendricks bewirbt sich als Nachfolger.

 Auch wenn Willi Wittmann stark auf die 80 zugeht, tritt er noch mit Freude vor den Ball. Am Freitag geht er in seine letzte Sitzung als Vorsitzender des Fußballkreises Kempen/Krefeld.

Auch wenn Willi Wittmann stark auf die 80 zugeht, tritt er noch mit Freude vor den Ball. Am Freitag geht er in seine letzte Sitzung als Vorsitzender des Fußballkreises Kempen/Krefeld.

Foto: Siemes, Horst (hosi)

Im April 2017 gab Willi Wittmann nach 43 Jahren im Amt seinen Posten als Vorsitzender des Stadtsportverbandes Nettetal (SSV) ab. Am Freitag ist für den 79 Jahre alten Schaager auch als Vorsitzender des Fußballkreises Kempen/Krefeld Schluss. Beim Kreistag im Kempener Kolpinghaus (Beginn 19 Uhr) stellt er sich nach 25 Jahren zum Ende seiner achten Amtszeit nicht mehr zur Wahl. Nachfolger könnte der Nettetaler Jürgen Hendricks werden, der seit Wittmanns Abschied auch an der Spitze des SSV steht. Von ihm ist klar, dass er sich am Freitag zur Wahl stellt. Zu seinem Abschied spricht Wittmann über das in der Vergangenheit Erreichte und über Aufgaben der Zukunft, betont aber auch, dass er nicht gedenkt, ganz von der Bildfläche zu verschwinden.

Herr Wittmann, mit welchem Gefühl gehen Sie in Ihren letzten Kreistag als Vorsitzender?

Wittmann Mit gemischten Gefühlen. Einerseits bin ich froh, dass Schluss ist, weil ich nicht leugnen kann, dass ich im Alter nicht mehr so starke Nerven habe. Andererseits ist auch Wehmut im Spiel. Ich bin zufrieden, dass ich alles in geordneten Bahnen übergebe, aber irgendwann muss es auch mal gut sein. Ich war immer mit Leib und Seele dabei und werde das Geschehen im Fußballkreis auch weiter so verfolgen.

Wie sind Sie eigentlich damals an den Job als Kreisvorsitzender gekommen?

Wittmann Zuvor hatte mich Josef Hommes von Union Breyell schon in den Kreisjugendausschuss geholt, dann wurde ich 2. Vorsitzender unter Werner Blaumeiser. Das war eine tolle Zeit, in der wir ohne digitale Hilfsmittel jeden Mittwoch zusammensaßen, um Spielberichte zu sortieren. Da hatten wir viel Spaß. Als Blaumeister dann verstarb, wurde ich sein Nachfolger.

Wie lange wollten Sie eigentlich Kreisvorsitzender bleiben?

Wittmann Weil ich immer sehr gute Mitarbeiter hatte, worauf ich sehr stolz bin, habe ich den Job sehr gerne gemacht. In all den Jahren gab es nie einen Gegenkandidaten. Das Erschrecken kommt jetzt, es war natürlich nie geplant, so lange im Amt zu bleiben. Aber ich bin da hineingewachsen, irgendwann wurde es dann zur Leidenschaft. Unter den Kreisvorsitzenden am linken Niederrhein herrschten immer gute Arbeitsbedingungen, so dass die Arbeit Spaß gemacht hat. Auch wenn es natürlich immer mal wieder auch Ärger gibt.

In welchem Zustand übergeben Sie den Fußballkreis?

Wittmann Der Fußballkreis steht hervorragend da. Wir haben gute Mannschaften, abgesehen vom Drittligisten KFC Uerdingen mit Nettetal und Meerbusch auch zwei Oberligisten und mehrere Landesligisten. Unsere insgesamt 58 Mitgliedsvereine leisten gute Arbeit. Bei den Schiedsrichtern sind wir gut aufgestellt, wir können immer noch die meisten Spiele besetzen. Auch bei den Spruchkammern sieht es gut aus. Der Kreisjugendausschuss hat zudem immer tolle Arbeit für den Nachwuchs geleistet. Alles in allem haben wir tolle Ausschüsse mit guten Mitarbeitern.

Das hört sich nach der Insel der Glückseligen an. Es gibt doch mit Sicherheit auch Problemfelder.

Wittmann Natürlich, bei der Sportplatzsituation in Krefeld kommen wir nicht weiter. Während wir im Kreis Viersen hervorragend dastehen, ist die Politik und das Sportamt in Krefeld nicht zu bewegen, etwas zu tun. In Krefeld haben andere Sportarten Vorrang. Es kann doch einfach nicht sein, dass ein Drittligaverein nicht zu Hause trainieren kann. Das ist doch nicht normal. Zudem macht mir die Entwicklung im Frauenfußball Sorgen, gerade beim Nachwuchs. Aber selbst da stehen wir im Vergleich zu anderen Kreisen noch gut da.

Worauf blicken Sie mit größtem Stolz zurück?

Wittmann Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, das Kreisjugendheim in Nettetal zu bewahren. Wir haben es immer gepflegt und in Ordnung gehalten. Wir brauchen es einfach, zum Beispiel für Sportgerichte und Lehrgänge. Zudem steht es auch allen Vereinen kostenlos zur Verfügung, der Medienraum ist etwa eine ganz tolle Sache. Zudem haben wir die Planung von Kunstrasenplätzen forciert und bis auf Krefeld gute Erfolge erzielt. Wir haben etwa Schulungsmaßnahmen mit der Firma Polytan angeboten. Zudem haben wir die Vereine immer unterstützt mit Seminaren und der Vermittlung von Experten in Sachen Steuern und Versicherungen. Gut angekommen sind auch unsere Vereinsdialoge, wo wir auch mit Verbandsvertretern in die Vereine gehen und uns die Nöte vor Ort anhören.

Was sehen Sie als die wichtigsten Aufgaben des Fußballkreises für die Zukunft?

Wittmann Eine Baustelle wird die Sportplatzsituation in Krefeld bleiben. Zudem muss sich der neue Vorstand weiter intensiv um die Vereine kümmern. Den Kontakt suchen und fragen, bei welchen Problemen geholfen werden kann. Da haben wir im Kreis schon gute Möglichkeiten, um zu unterstützen. Der Kreis darf den Fußball nicht nur verwalten, sondern muss versuchen, die Vereine noch mehr zu begeistern. Zudem muss sich noch viel stärker um die Ehrenamtler gekümmert werden. Den Vereinen muss gezeigt werden, welche Möglichkeiten es gibt, sie auszuzeichnen und sie zu motivieren. Es ist schlecht, wenn Mannschaften nicht gemeldet werden können, weil Ehrenamtler fehlen.

Im Nachbarkreis Mönchengladbach/Viersen ist kürzlich erstmals eine Frau zur Vorsitzenden gewählt worden. Wann ist es in Kempen/Krefeld so weit?

Wittmann Es gab schon im Vorfeld dieses Kreistags eine Kandidatin, doch sie hat dann letztlich verzichtet. Aber wir haben hervorragende Mitarbeiterinnen wie zum Beispiel Uschi Schneider aus Leuterheide, Tanja Hambloch aus Anrath und Michaela Stels aus Kempen. Die sind so gut, dass schon der Verband sein Interesse angemeldet hat. Es ist also sehr gut vorstellbar, dass auch unser Kreis mittelfristig eine Vorsitzende hat.

Seit 2017 sind Sie nicht mehr SSV-Vorsitzender, jetzt fällt auch das Amt des Fußball-Kreisvorsitzenden weg. Was machen Sie künftig in Ihrer Freizeit?

Wittmann Im Stadtsportverband bin ich ja immer noch Ehrenvorsitzender mit Stimmrecht und nehme noch Termine wahr. Zudem werde ich im Fußballkreis noch Lehrgänge bei der Jugend leiten, es gibt noch genug zu tun. Ich bin ja auch noch im Karneval aktiv und habe zwei Enkel. Zudem habe ich Andreas Debock vom Dülkener FC versprochen, dass ich wie in der vergangenen Jahren beim Hallenmasters helfe, wenn ich gebraucht werde. Ganz allgemein gilt: Ich bin ja nicht aus der Welt. Und wenn Vereine Fragen haben, stehe ich gerne mit Rat und Tat zur Seite.

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