Billard Wieder Viertelfinal-Aus für Deutschland

Viersen · Die deutschen Dreiband-Billardspieler sind zum dritten Mal in Folge bei ihrer Heim-Weltmeisterschaft in Viersen leer ausgegangen. Dafür hatte Korea umso mehr Grund zur Freude, die Asiaten holten zum ersten Mal überhaupt den Titel.

 Ronny Lindemann (l.) und sein Teamkamerad Martin Horn sehen das Unheil nahen: Roland Forthomme nimmt Maß zum entscheidenden Stoß, der den Belgiern den 40:34-Sieg im Viertelfinale gegen Deutschland beschert.

Ronny Lindemann (l.) und sein Teamkamerad Martin Horn sehen das Unheil nahen: Roland Forthomme nimmt Maß zum entscheidenden Stoß, der den Belgiern den 40:34-Sieg im Viertelfinale gegen Deutschland beschert.

Foto: David Beineke

Mit Blick auf die jüngsten drei Auflagen der Dreiband-Weltmeisterschaft in Viersen müsste sich die Deutsche Billard-Union (DBU) eigentlich vehement dafür einsetzen, dass das sogenannte Scotch-Double-System bei diesem Turnier keine Rolle mehr spielt. Denn seit diese Spielart, bei der die beiden Akteure einer Mannschaft abwechselnd stoßen bis sie einen Fehler machen, im Jahr 2015 erstmals eingeführt wurde, gingen die früher so erfolgsverwöhnten Deutschen in Sachen Medaillen komplett leer aus. Denn auch bei der 28. WM-Auflage in Folge in der Festhalle kam das Aus für das deutsche A-Team erneut im Viertelfinale, das dritte Mal nacheinander. Am Samstagabend mit 34:40 gegen die Belgier, die gestern im Endspiel gegen Korea ihrerseits mit 34:40 verloren.

 Sing-Won Choi und Jae Guen Kim feiern Koreas WM-Titel.

Sing-Won Choi und Jae Guen Kim feiern Koreas WM-Titel.

Foto: Jörg Knappe

Doch so negativ die sportliche Bilanz für die Deutschen bei den drei vergangenen WM-Auflagen auch war, gibt es zumindest von Seiten der Offiziellen keine Zweifel an der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Nachdem das Scotch-Double 2015 und 2016 nur eingesetzt worden war, um bei Gleichstand eine Entscheidung herbeizuführen, hatte der Weltverband UMB wegen der positiven Resonanz bei Zuschauern, Medien und Spielern vergangenen September verabschiedet, die Teams beim WM-Turnier 2017 nur noch in einer Art Doppel gegeneinander antreten zu lassen. Der Mannschaftscharakter der Weltmeisterschaft sollte dadurch mehr betont werden. Michael John hatte als DBU-Präsident zwar keinen Einfluss auf die Entscheidung des Weltverbandes, war als Modernisierer in seinem Verband aber dennoch von Anfang an ein großer Fan des neuen Modus. Daran können auch die erneut magere deutsche Bilanz und etliche kritische Stimmen von Zuschauern und Spielern nichts ändern. "Ab dem Viertelfinale war doch zu sehen, dass die Stimmung besser und die Anerkennung der Spieler größer wurde", erklärte John. Er sieht keinen Anlass zu einer baldigen Änderung, zumal auch demnächst der Teamwettbewerb der EM in Brandenburg per Scotch-Double entschieden wird. John: "Der Weltverband hat das so auf den Weg gebracht, da wäre es wenig sinnvoll, bei der WM nach einem Mal schon wieder aufzuhören." Zumal er das Auftreten des deutschen A-Teams auch ausdrücklich lobte, Ronny Lindemann und Martin Horn hätten den Teamgedanken am besten umgesetzt, hätten sich gegenseitig motiviert und wären sehr sympathisch aufgetreten. "Auch sportlich war das kein schlechtes Ergebnis, die beiden haben sich gut geschlagen", sagte John mit Blick auf das 34:40 gegen den vierfachen Weltmeister Belgien.

In der Tat sah es lange so aus, als könnten die Deutschen die Belgier, bei denen Ausnahmekönner Eddy Merckx übrigens wegen des neuen Modus fehlte, in Schach halten. Denn nach ihrem exzellenten zweiten Vorrundenauftritt gegen Griechenland (40:30) starteten sie in der ersten K.o.-Runde ganz stark und lagen zur Pause deutlich mit 20:9 in Front. "Dann haben wir aber einige Chancen verpasst und Belgien so im Spiel gehalten", meinte der Essener Martin Horn. Das nutzten der immer stärker werdenden Roland Forthomme und Frédéric Caudron in ihrer zwölften Aufnahme zu einer bärenstarken und im Turnier zuvor noch nicht gespielten 20er-Serie, die sie mit 35:22 in Front brachte. "Das tat zwar weh, aber wir hatten auch danach noch unsere Chancen zurückzukommen", meinte der Dortmunder Ronny Lindemann. Mit einer beachtlichen Achter-Serie verkürzte Deutschland A noch mal auf 31:36, doch weil sich danach nicht mehr die ganz große Konstanz einstellen wollte, beendete Forthomme in der 17. Aufnahme die Partie und sorgte für großen belgischen Jubel. Immerhin: Mit einem Schnitt von zwei Punkten pro Aufnahme war Deutschland das mit Abstand beste der unterlegen Teams in der K.o.-Runde.

Das war allerdings nur ein schwacher Trost. Zumal Ronny Lindemann sich auch nicht vorstellen kann, dass dem neuen Modus die Zukunft gehört: "Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen. Aber einen großen Schub wird das dem Turnier nicht geben." Für Martin Horn steht fest: "Einmal im Jahr kann man das machen. Aber es soll keiner auf die Idee kommen, diesen Modus auch bei anderen Gelegenheiten einzuführen." Die Koreaner werden die erste WM im reinen Scotch-Double-System in bester Erinnerung behalten. Nach vielen vergeblichen Anläufen holte sich die Dreiband-verrückte Nation dank Sung-Won Choi und Jae Guen Kim erstmals den WM-Titel - live übetragen in die Heimat.

(RP)
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