Lokalsport Vize-Weltmeisterin im Rückwärtslaufen

Essen/Schwalmtal · Silke Bommes vom OSC Waldniel hat in Essen an kuriosen Weltmeisterschaft teilgenommen - und wurde über die 1500-Meter-Distanz auf Anhieb Zweite im Rückwärtslaufen. Das will sie nun auch im normalen Training mal anwenden.

 Die Waldnielerin Silke Bommes wurde beim Rückwärtslaufen in Essen Vize-Weltmeisterin über 1500 Meter.

Die Waldnielerin Silke Bommes wurde beim Rückwärtslaufen in Essen Vize-Weltmeisterin über 1500 Meter.

Foto: Bommes

Die wunderbare Welt des Sportes schreibt manchmal erstaunliche Geschichten und schafft auch ebensolche Wettbewerbe bis hin zu richtigen Weltmeisterschaften. Vor allem die Finnen sind da sehr findig. Im finnischen Savonlinna und in Tampere etwa wurden einst die Weltmeister im Handy-Weitwurf und im Ehefrauen-um-die-Wette-tragen gesucht (Vorsicht: bloß nicht verwechseln), in Pelkosenniemi der Weltmeister im Mücken erschlagen oder in Wales der beste Schlammschnorchler der Welt. Auch die Waldnielerin Silke Bommes hat nun an einer kuriosen WM teilgenommen: der im Rückwärtslaufen. Nach den Weltmeisterschaften im Rückwärtslaufen vor zehn Jahren im schweizerischen Rotkreuz, 2008 im italienischen Pietrasanta, 2010 im österreichischen Kapfenberg, 2012 im spanischen Lleida und 2014 im italinienischen Aosta, gab es nun die 6. IRR Retro-Running-Weltmeisterschaft in Essen.

"Der Entschluss, bei dieser WM mitzumachen, war zunächst einfach nur eine jecke Idee, die in einer schlaflosen Nacht durchs Chatten im Netz entstanden ist", erzählt Silke Bommes. Prompt wurde die W40-Seniorin Vize-Weltmeisterin ihrer Altersklasse Masters I über 1500 Meter in 8:41,06 Minuten auf der 400-Meter-Kunststoffbahn - drei Runden und 300 Meter. "Nur zum Vergleich: Vorwärts bin ich letzte Woche bei den Deutschen Meisterschaften noch 5:15,55 gelaufen", sagte sie. "Noch nie bin ich vorher rückwärts gelaufen, aber das sollte sich doch machen lassen. Sind doch nur 1500 Meter." So kurios der Wettbewerb an sich auch war, so interessant war es aber auch in Essen. "Ich habe nette Menschen aus rund 20 Nationen getroffen." Schnell war der Anschluss im deutschen Team gefunden. Schnell beim Warmlaufen (vermehrt vorwärts, aber auch teils rückwärts) holte sie sich ein paar Tipps der Profis ein, und schon stand sie am Start. "Da ich mir in der Kürze kein Deutschlandtrikot organisieren konnte, bin ich ganz neutral in Weiß gelaufen", erzählte sie.

Die Startphase war für sie sehr ungewohnt. Loslaufen im Pulk, ohne dass sie sehen konnte, wer hinter einem war, war gewöhnungsbedürftig. "Ich war sehr unsicher." Schnell zog sich das Feld aber auseinander, sie hatte Platz und konzentrierte sich aufs Rückwärtslaufen. Das schwierige für sie war dabei, zu wissen, wann die Gerade zu Ende ist. "Ich musste schon zeitig vom Kopf her umschalten, dass ich nicht verpasste, in die Kurve reinzulaufen. Das hätte ich wohl besser mal trainieren sollen." Aber nach drei bis vier Kurven hatte sie den Trick raus. Als sie das im Griff hatte, stellte sich in der letzten Runde das nächste Problem. Da sie die ganze Zeit so konzentriert auf den Boden, insbesondere auf die Linien geguckt hatte, um die Spur zu halten, wurde es ihr im Kopf etwas schwindelig. "Der Vorteil beim Rückwärtslaufen ist auf jeden Fall, dass ich den folgenden Gegner voll im Griff hatte. Ich reagierte sofort auf jeden Angriff und konnte nicht überrascht werden. Wollte ich einen Gegner überholen, musste ich dafür Sorge tragen, dass das unfallfrei passierte." Der Zusammenhalt unter den "Retro Runnern" hat ihr sehr gut gefallen. Das wurde ihr auch bei der Siegerehrung deutlich. Jeder wurde lautstark bejubelt. Es wurde sogar die Nationalhymne gespielt. "Und so durfte ich in einer supertollen Atmosphäre die Silbermedaille in Empfang nehmen. Vielleicht machen wir das demnächst auch mal. Mal sehen, was meine Trainingsgruppe beim OSC Waldniel sagt, wenn demnächst Teile des Trainings rückwärts stattfinden", sagte sie schmunzelnd.

(RP)
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