Sportler aus dem Kreis Viersen Zwei Freunde als Stammzellenspender

Viersen · Fußballer Toni Weis und Handballer Lennard Greven sind befreundet und verfügen beide über Gewebemerkmale, die einem Blutkrebspatienten das Leben retten könnten. Eine außergewöhnliche Konstellation.

 Handballer Lennard Greven (l.) und Fußballer Toni Weis aus Dülken sind gute Freunde. Beide wollen einem Blutkrebspatienten Stammzellen spenden.

Handballer Lennard Greven (l.) und Fußballer Toni Weis aus Dülken sind gute Freunde. Beide wollen einem Blutkrebspatienten Stammzellen spenden.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Als Toni Weis und Lennard Greven in der 1990er Jahren im heimischen Dülken noch gemeinsam im Sandkasten spielten, hätten sie sich nicht träumen lassen, dass sie einmal Teil einer ganz besonderen Geschichte werden sollten. Doch im Jahr 2019 sind sie es. Der 24 Jahre alte Landesliga-Fußballer Toni Weis (Teutonia St. Tönis) und der 23 Jahre alte Oberliga-Handballer Lennard Greven (TV Lobberich) stehen fast zur selben Zeit vor einer Stammzellenspende für einen Blutkrebspatienten. Damit schenken sie Hoffnung auf Heilung einer Krankheit, die in vielen Fällen zum Tode führt.

Wie besonders das ist, macht ein Blick auf die Angaben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) deutlich. Nach deren Erfahrungen kommen höchstens fünf von hundert potenziellen Stammzellenspendern innerhalb der nächsten zehn Jahre als Spender in Frage, bei jungen Menschen beträgt die Wahrscheinlichkeit etwa ein Prozent innerhalb des ersten Jahres nach der Typisierung. „Das ist in der Tat ein riesiger Zufall“ , bestätigt Julia Runge aus der Pressestelle der DKMS.

Bei Weis und Greven erfolgte die Registrierung bei der DKMS getrennt voneinander. Als die VSF Amern, für die Weis damals spielte, 2017 ein Spiel gegen die SpVg. Odenkirchen zum Anlass nahmen, um möglichst viele Menschen auf das Schicksal des kleinen, an Blutkrebs erkrankten Odenkircheners Finn aufmerksam zu machen, nutzte auch Toni Weis die Gelegenheit zur Typsierung. Bei Lennard Greven war es im Frühjahr dieses Jahres ein Vortrag an der Universität in Venlo, der ihn dazu brachte, sich registrieren zu lassen.

Als die beiden sich dann Anfang August zum Geburtagsessen bei der gemeinsamen Patentante trafen, wussten sie zwar voneinander, dass sie in der DKMS-Datenbank hinterlegt sind. Doch als im Gespräch herauskam, dass beide kurz zuvor die Mitteilung erhalten hatten, dass sie für eine Stammzellenspende an Blutkrebspatienten in Frage kommen, war die Überraschung riesig groß. „Über so einen Zufall waren wir schon richtig erstaunt“, erinnert sich Toni Weis. 

Dabei hatten die Freunde schon das übliche Prozedere hinter sich gebracht, wenn sich die Übereinstimmung der Gewebemerkmale von Spender und Patient ergeben hat. Beim Hausarzt muss eine weitere Blutprobe abgegeben werden, um eine so genannte Bestätigungstyipsierung erstellen zu lassen. Als anschließend feststand, dass beide zu hundert Prozent der passende Spender für einen Patienten sind, kam nach noch mal ein Anruf von der DKMS, ob sie auch wirklich bereit sind, den Weg weiter zu gehen.

„Ich habe  mich gefreut, musste aber noch mal eine Nacht drüber schlafen“, erinnert sich Toni Weis, „doch dann war schnell klar, dass der Nutzen viel größer ist als theoretische Nachteile für mich.“ Bei beiden stellte sich heraus, dass die Stammzellen aus der Blutbahn entnommen werden können. Darum beginnt Toni Weis am Freitag damit, sich eine hormonähnliche Substanz zu spritzen, um die Produktion anzukurbeln. Die Entnahme und die Übergabe an den Patienten erfolgt wenige Tage später. So war es auch bei Lennard Greven geplant, doch weil es bei dem ihm zugeordneten Patienten Komplikationen gab, kam es zu einer Verschiebung seines Termins auf November.

Beide interessieren sich sehr dafür, wie es mit den Patienten nach der Transplantation weitergeht: „Ich würde gerne wissen, ob er geheilt ist“, betont Lennard Greven. Das wird allerdings frühestens drei Monate nach der Spende mitgeteilt. Ein persönliches Kennenlernen zwischen Spender und Empfänger ist in Deutschland erst nach zwei Jahren möglich. Doch egal wie. Das Wichtigste ist für die beiden Freunde, dass ihr Vorbild möglichst viele Menschen motiviert, sich typisieren zu lassen. „Dafür ist der Sport ideal, weil es viele junge Menschen gibt, bei denen die Chance höher ist, dass sie für eine Spende in Frage kommen“, sagt Tonis Weis. Dann könnte es die nächste besondere Geschichte geben.

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