Handball Viel Wehmut über das Aus der SG-Handballer

Viersen · Heftige Diskussionen über die Entwicklung in Dülken. Beim TV Boisheim wird bedauert, dass die SG nicht auf ihn zugekommen ist.

 Als die Handballer der SG Dülken am letzten Spieltag endgültig den Klassenverbleib in der Verbandsliga klargemacht hatten, war die Welt noch in Ordnung. Doch inzwischen ist klar, dass die Dülkener ihr Spielrecht an den Rheydter TV abgeben.

Als die Handballer der SG Dülken am letzten Spieltag endgültig den Klassenverbleib in der Verbandsliga klargemacht hatten, war die Welt noch in Ordnung. Doch inzwischen ist klar, dass die Dülkener ihr Spielrecht an den Rheydter TV abgeben.

Foto: Horst Siemes

Das Aus für den Männerhandball bei der SG Dülken schmerzt. In Viersen geht mit der Weitergabe der Spielberechtigung für die Handball-Verbandsliga an den Rheydter TV eine jahrzehntelange Tradition zu Ende. Seit unsere Redaktion darüber am Donnerstag berichtete, wird in der Handballszene heftig diskutiert. Auch in den sozialen Netzwerken.

"Das ist eine traurige Angelegenheit. Ich war früher schon traurig, als es durch Fusionen in Viersen keinen Handball mehr gab. Jetzt gibt es auch keinen Männerhandball mehr bei der SG in Dülken", sagt beispielsweise Günter Blank. Als stellvertretender Vorsitzender im Handballkreis Krefeld/Grenzland kann Blank sich nicht an einen ähnlichen Fall erinnern: "Es ist mir in den ganzen 50 Jahren noch nicht untergekommen, dass ein Verein, der in die Kreisliga B abgestiegen ist, ein Spielrecht in der Verbandsliga übernimmt." Blank engagierte sich seit 1961 immer wieder in unterschiedlichsten Funktionen für die SG. "Über die Jahre hat es sich abgezeichnet. Es funktioniert nicht, nur auf die erste Männermannschaft zu setzen und nicht auf Jugendarbeit. Es ist nicht wichtig, ob du Oberliga oder Verbandsliga spielst, wichtig ist, dass du von deiner eigenen Jugend zehren kannst. Da ließ sich aber in Dülken zuletzt nichts machen", meint Blank, der sich im vergangenen Jahr aus der ehrenamtlichen Arbeit bei der SG zurückzog.

Einer, der sich bei Facebook und gegenüber unserer Redaktion äußerte, ist Werner van Kessel. Für den Vorsitzenden des TV Boisheim ist es nicht nachzuvollziehen, dass sich die Dülkener in ihrer Notsituation nicht an den Nachbarverein gewandt haben, um über eine Übernahme der Spielklasse zu reden. Er ist der Meinung, dass mit den verbliebenen SG-Spielern und einigen Boisheimer Bezirksliga-Akteuren eine gute Chance bestanden hätte, die Verbandsliga zu halten. "Da ist eine Chance für den Handball in Dülken und Boisheim verpasst worden", betont Kessel, "zumal es unter den Spielern beider Teams schon länger einen positiven Austausch gab." Dass die Boisheimer trotz des Wissens um die Notsituation nicht aktiv auf die SG zugegangen sind, begründet Kessel damit, dass der Verein sich nicht habe anbiedern wollen. "Es gibt auch noch Animositäten aus früheren Jahren. Die SG saß wegen der vergangenen Erfolge immer noch auf einem ziemlich hohen Ross."

Die Option, die Spielklasse beispielsweise an den TV Boisheim zu übertragen, eröffnete sich laut SG-Trainer Niklas Voß allerdings nicht. "Ich habe mich nach der Saison intensiv mit der Situation beschäftigt. Guido Heyne, der unser Trainer werden sollte, war mein erster Ansprechpartner. Er kam mit dem Vorschlag. Bis dahin hatte ich noch gehofft, es über Dülken weiterlaufen lassen zu können", sagte Voß. Zu dem Zeitpunkt blieb aber nur noch eine Woche, um eine Entscheidung zu treffen. "Boisheim war vor dem zeitlichen Hintergrund kein Thema. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich bestimmt auch mit den anderen Vereinen aus der Region gesprochen", sagt Voß.

Für Bernd Greven, der 2013 noch als Trainer mit Stefan Hermkens den Verbleib in der Oberliga schaffte, hat sich die Entwicklung abgezeichnet. "Die Ursachen liegen in der jahrelang verpassten Jugendarbeit. Wie in vielen anderen Vereinen fehlen die engagierten Leute", sagt Greven. Trotzdem schwingt jede Menge Wehmut mit: "Wenn man als Traditionshandballer so darauf schaut und erkennen muss, dass das jetzt einfach vorbei ist, ist das schon schwer." Für Jürgen Thomas, der sich viele Jahre für die SG als Trainer einsetzte, ist die Entwicklung in Dülken "Wahnsinn, aber ein Zeichen der Zeit". "Früher haben wir mit zwei Jugendmannschaften in der höchsten Spielklasse gespielt. Wir hatten gute Verbindungen zur Schule. Heute gibt es mehr Angebote für die Jugendlichen und sie haben weniger Zeit", meint Thomas. Er beobachtete die SG zuletzt "nur noch aus der Ferne". "Ich bin Fachmann für die 3. Liga und vielleicht demnächst auch für die 2. Liga", sagte Thomas, der nun die Spieler seines Sohnes Heider beim Neusser HV intensiv verfolgt.

(RP)
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