Fußball „Ich danke Sie“ – Mythos RWE

Nettetal · Viele brillante Fußballer schnürten für Rot-Weiss Essen die Schuhe. Am Samstag tritt der Klub im Pokal bei Union Nettetal an.

Rot-Weiss Essens Spaßvogel Willi Lippens äfft Schiedsrichter Udo Zuchantke nach.

Rot-Weiss Essens Spaßvogel Willi Lippens äfft Schiedsrichter Udo Zuchantke nach.

Foto: imago

„Herr Lippens, ich verwarne Ihnen.“ – „Herr Schiedsrichter, ich danke Sie.“

Dieser Dialog zwischen einem Schiedsrichter und Willi Lippens, der wegen seines watschelnden Laufstils von allen nur „Ente“ Lippens genannt wurde, ist legendär – genauso wie sein Verein Rot-Weiss Essen. Auch wenn die glorreichen Zeiten des Vereins von der Essener Hafenstraße längst der Vergangenheit angehören, hat der Club in Fußball-Deutschland einen guten Namen. Heute Nachmittag spielt Rot-Weiss Essen im Viertelfinale des Niederrheinpokals bei Union Nettetal. Die Partie beginnt bereits um 14.30 Uhr und nicht wie gestern angekündigt um 15 Uhr.

Vor allem die Generation Ü50 schnalzt mit der Zunge, wenn von Rot-Weiss Essen die Rede ist. Und das hat seinen guten Grund, schließlich gehörte RWE zu Zeiten des „Wunders von Bern“, dem Gewinn der Weltmeisterschaft für die Deutschen im Jahr 1954, zu den ganz großen Vereinen in Deutschland. Mit Fritz Herkenrath im Tor und einem gewissen Helmut Rahn im Sturm feierte Essen 1953 mit dem Gewinn des DFB-Pokals den ersten großen Triumph. Im Finale besiegten die Essener Alemannia Aachen durch Tore von Franz Islacker und Helmut Rahn bei einem Gegentreffer der Aachener von Jupp Derwall 2:1.

Zwei Jahre später schrieben die Männer mit dem Gewinn der ersten und bisher einzigen Deutschen Meisterschaft für RWE endgültig Sportgeschichte. Im Endspiel um den Titel setzte sich RWE vor 76.000 Zuschauern im Niedersachsenstadion in Hannover 4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern durch.

Die Bundesliga begann 1963 ohne die Essener. Sie stiegen in den Folgejahren mehrfach auf und relativ zügig wieder ab. So zum Beispiel 1971, als RWE absteigen musste, weil andere im so genannten Bundesliga-Skandals Spiele mit Schmiergeldern verschoben hatten. Essen bewegte sich dann etliche Jahre mehr oder weniger zwischen den Klassen. Aufstiege, Abstiege, Zwangsabstiege, die Insolvenz und Erfolge, wie das Erreichen des DFB-Pokalfinales 1994, wechselten sich ab.

All diese ganz besonderen Jahre im Essener Fußball und auch die späteren Jahre prägten bekannte Größen. Neben Rahn, Islacker und Herkenrath aus den Anfangsjahren unter anderem eben auch Willi „Ente“ Lippens. Ein Stürmer, der die Menschen mit seinem Spiel und seinem Charisma in den Bann zog. Brillant am Ball, ein Schrecken für die Verteidiger und um keinen Spruch verlegen.

Otto Rehhagel kickte als junger Verteidiger für RWE, ebenso wie Horst Hrubesch, Manfred Burgsmüller, Frank Mill, Mario Basler, Jürgen Wegmann, Werner Lorant, Jürgen Röber, Matthias Herget und auch Mesut Özil.

Der Essener Torjäger Helmut Rahn schoss Deutschland 1954 zum WM-Titel und stürmte auch bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden noch für die deutsche Nationalmannschaft.

Der Essener Torjäger Helmut Rahn schoss Deutschland 1954 zum WM-Titel und stürmte auch bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden noch für die deutsche Nationalmannschaft.

Foto: dpa/epu
Auch Mesut Özil, der jetzt das Trikot des FC Arsenal trägt, spielte bei RWE.

Auch Mesut Özil, der jetzt das Trikot des FC Arsenal trägt, spielte bei RWE.

Foto: dpa/Mike Egerton

Mittlerweile spielt Rot-Weiss Essen in der Regionalliga. Dort möchte der Verein möglichst oben mitmischen. Davon ist die Mannschaft von Karsten Neitzel und Co-Trainer Carsten Wolters derzeit ein ganzes Stück entfernt. Nach einem brillanten Saisonbeginn konnte das Team im September kein Meisterschaftsspiel gewinnen, somit beträgt der Rückstand auf den souveränen Spitzenreiter Viktoria Köln bereits zwölf Punkte.

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