Kreisliga C auf der ganz großen Bühne Wieso Fans bundesweit Live-Spiele von Lobberich verfolgen

Kreisliga C · Wenn der FC Lobberich-Dyck in der Kreisliga C spielt, dann fiebert live im Internet eine ganze Community mit. Beim letzten Spiel waren es knapp 1000 virtuelle Zuschauer. Wie kommt ein Kreisligist zu so viel Aufmerksamkeit und was hat der Verein eigentlich davon?

 Applaudieren vor der virtuellen Fankurve: Nach dem 3:0 Heimerfolg bedanken sich die Spieler vom FC Lobberich-Dyck bei den rund 1000 Zuschauern im Live-Stream auf der Plattform Twitch.

Applaudieren vor der virtuellen Fankurve: Nach dem 3:0 Heimerfolg bedanken sich die Spieler vom FC Lobberich-Dyck bei den rund 1000 Zuschauern im Live-Stream auf der Plattform Twitch.

Foto: Twitch/fclobberich

Viele hohe Bälle, hin und wieder ein durchaus sehenswerter Angriff, ein kapitaler Torwartfehler beim ersten Tor und am Ende ein verdienter Erfolg des FC Lobberich-Dyck in der Kreisliga C über den TSV Kaldenkirchen III: So weit, so unspektakulär und normal in der niedrigsten Senioren-Spielklasse, die es im Fußballkreis Mönchengladbach-Viersen gibt. Wären da nicht die rund 1000 Zuschauer, die am vergangenen Sonntag dieses 3:0 des FC Lobberich-Dyck über die dritte Mannschaft des TSV Kaldenkirchen live verfolgt haben. Und das nicht etwa vor Ort auf dem Lobbericher Sportplatz im Süden von Nettetal, sondern über einen Live-Stream im Internet auf der Plattform Twitch – samt Einblendung der Aufstellung, Field-Interviews und Kommentator.

 Bundesliga oder Kreisliga C? Vor den Spielen wird sogar die Aufstellung der Mannschaft professionell eingeblendet.

Bundesliga oder Kreisliga C? Vor den Spielen wird sogar die Aufstellung der Mannschaft professionell eingeblendet.

Foto: Twitch/fclobberich

Wieso zeigt ein C-Kreisligist seine Spiele live im Internet? Und wieso schauen so viele Menschen dabei zu? Diese kuriose Geschichte hat zwei Entstehungspunkte, die unabhängig voneinander gestartet sind und sich vor einigen Monaten überschnitten haben.

Da wären zum einen Maik Minnich, Maximilian Fater und viele andere Spieler vom FC Lobberich: „Wir haben in der vergangenen Saison überlegt, wie cool es wäre, wenn wir Kreisliga-Fußball live ins Internet bringen würden“, sagt Maik Minnich. „Viele von uns sind auf der Streaming-Plattform Twitch unterwegs und da kam uns die Idee, dort unsere Spiele zu zeigen.“ Zum anderen wären da Etienne Gardé, George Zaal und Jochen Dominicus, die den „Podcast ohne (richtigen) Namen“ produzieren. In diesem äußert sich das Trio immer wieder kritisch zur Entwicklung des Profifußballs mit all seinen Facetten: „Wir sind schon lange Zeit vor allem davon genervt, wie Fußball in Deutschland übertragen wird“, sagt George Zaal, dem besonders die schlechte technische Umsetzung im digitalen Angebot und die Zerstückelung der Übertragungs-Rechte auf mehrere Anbieter ein Dorn im Auge ist. Im Podcast haben die drei darüber gesprochen, wie witzig es doch wäre, wenn sie eine Mannschaft aus der Kreisliga unterstützen würden. „Im Prinzip hat das ganze als Scherz im Podcast angefangen“, sagt Zaal.

 Die Köpfe hinter dem Projekt beim FC Lobberich-Dyck. Maik Minnich (r.) und Maximilian Fater (l.), der in den Streams als Kommentator fungiert.

Die Köpfe hinter dem Projekt beim FC Lobberich-Dyck. Maik Minnich (r.) und Maximilian Fater (l.), der in den Streams als Kommentator fungiert.

Foto: Maik Minnich

Bei Maik Minnich und Maximilian Fater, die große Fans des Podcasts sind und die Folgen immer gemeinsam hören, stößt diese vage Idee auf offene Ohren. Sie melden sich also im Juni beim „Podcast ohne (richtigen) Namen“ und erzählen wiederum von ihrer Idee, die Kreisliga-Spiele über die Streaming-Plattform Twitch im Internet zeigen zu wollen. Hier finden die beiden Entstehungspunkte der Geschichte zusammen.

„Tatsächlich haben sich mehrere Vereine – auch aus weit höheren Ligen – bei uns gemeldet“, verrät George Zaal. „Aber zum einen war mir Lobberich ein Begriff, da ich selber aus Schiefbahn komme. Und zum anderen fanden wir die Idee überragend, dass die Jungs ihre Spiele streamen wollen. Wir wollten ja nicht nur blind einen Verein unterstützen, sondern auch sehen, was dort passiert“, so Zaal.

Schnell finden das Podcast-Trio und der Verein zusammen. Das Team bekommt 1000 Euro gestellt – damit soll nun ein neuer Trikotsatz finanziert werden. Darüber hinaus bekommen Maik Minnich und Max Fater, als Initiatoren des Projektes, wertvolle Tipps der drei medienerfahrenen Podcaster. Etienne Gardé ist Mitbegründer der Medienproduktionsfirma Rocket Beans, George Zaal ist selbst seit vielen Jahren als „Onkel Barlow“ auf den Plattformen Twitch und Youtube aktiv. „Alle drei kommen aus der Medienwelt und helfen uns, wo immer wir Fragen haben. Sei es bei der Kamera, der Mikrofonqualität und so weiter. Die Unterstützung ist durch ihre Erfahrung wichtig für uns“, erzählt Maik Minnich.

Und dass die Übertragungen ihrer Spiele im Internet super ankommen, zeigen die beachtlichen Zugriffszahlen. Die Partie gegen TuRa Brüggen III am zweiten Spieltag war vor knapp einem Monat der erste Stream des FC Lobberich-Dyck. Seitdem sind die Zuschauerzahlen stetig gewachsen und lagen am Sonntag bei knapp 1000 Nutzern, die ihren Support auch eifrig über den Nachrichtenchat der Plattform bekunden. Über 2500 Menschen folgen dem FC Lobberich bereits auf der Streaming-Plattform Twitch. Auch bei Instagram und dem Netzwerk Discord hat sich bereits eine Lobbericher Fangruppe gegründet, die mit regelmäßigen Videos, Fotos und Nachrichten über die Entwicklungen im Team auf dem Laufenden gehalten werden möchten.

„Für uns ist das noch total surreal“, erklärt Minnich. „Wir sind ein kleiner Verein aus Lobberich, wo man froh sein könnte, wenn zehn Leute dabei sind. Und bei uns gucken so viele Menschen aus ganz Deutschland zu. Krass was in der heutigen Zeit alles möglich ist.“

Und die Lobberich-Fans an den Bildschirmen sind nicht nur stumme Teilnehmer, sondern interagieren über die Chat-Funktion mit Kommentator Maximilian Fater und unterstützen die Jungs bei ihrem Projekt mit Geldspenden: „Viele Leute waren schon bereit, Geld zu geben, um Technik anzuschaffen und zu verbessern“, sagt George Zaal. Damit wurde nun schon eine Go-Pro-Kamera und ein Stativ gekauft. „Wir schrauben daran, dass die Spiele noch mehr nach einer Fußball-Übertragung aussehen.“ Dabei sieht George Zaal das große Potenzial, das in dieser rasant wachsenden Online-Community steckt. „Vielleicht schaffen wir es mittelfristig durch das Geld der Community eine Tribüne beim Verein zu bauen. Das ist auf keinen Fall illusorisch. Da würde am Ende also der ganze Verein profitieren.“

Seit Beginn der Streams ist der FC Lobberich-Dyck übrigens noch ungeschlagen. Am Sonntag geht es in der Kreisliga C zu DFK Fortuna Dilkrath III – dann vermutlich wieder mit einer ganzen Online-Community im Rücken.

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