Taekwondo Taekwondoka trägt geplatzten Olympiatraum mit Fassung

Taekwondo · Lange es sah es so aus, als hätte Madeline Folgmann aus Nettetal gute Chancen auf einen Start in Tokio. Dass daraus nichts wird, steht jetzt definitiv fest.

 Madeline Folgmann von der TG Jeong Eui Nettetal.

Madeline Folgmann von der TG Jeong Eui Nettetal.

Foto: TG Jeong Eui

Durch überraschend starke Leistungen schnupperte Madeline Folgmann von der TG Jeong Eui Nettetal im Vorfeld von Rio de Janeiro schon mal an einer Olympia-Teilnahme. Doch dass es letztlich nicht klappte, war für die damals noch sehr junge Taekwondo-Kämpferin kein Beinbruch. Das sieht vier Jahre später allerdings ganz anders aus. Schließlich hat die inzwischen 23-Jährige in den vergangenen Jahren ihr komplettes Leben darauf ausgerichtet, um 2020 in Tokio an den Start zu gehen. Doch mittlerweile steht fest, dass sie keine Chance mehr auf die Qualifikation hat – der Traum von Olympia ist (vorerst) geplatzt.

„Letztlich hat es sich schon länger angedeutet und war keine Überraschung mehr. Aber als es mir die Bundestrainerin am Telefon mitgeteilt hat, war es schon ein Stich ins Herz“, erklärt Madeline Folgmann. Eigentlich war die Nettetalerin nach zahlreichen Erfolgen in den Jahren 2017 und 2018 auf einem sehr guten Weg gewesen, sich über die Olympiarangliste der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm sogar direkt für Tokio zu qualifizieren. Unter anderem holte sie sich in dieser Zeit einen Titel bei der U21-EM, wurde bei kontinentalen Titelkämpfen der Erwachsenen Dritte und feierte zahlreiche weitere Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene.

Doch dann erlitt sie ausgerechnet im vorolympischen Jahr einen Leistungseinbruch. Zwar wurde sie zum dritten Mal in Folge Deutsche Meisterin und qualifizierte sich auch zum dritten Mal in Folge für das Grand-Prix-Finale der 16 weltbesten Kämpferinnen, doch bei einigen hochkarätigen Turnieren und bei der so wichtigen WM blieb sie in ihrer eigentlichen Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm deutlich unter den Erwartungen. Das führte dazu, dass die direkte Qualifikation durch das Abrutschen im Olympia-Ranking immer unrealistischer wurde. So blieb nur die Hoffnung auf die europäische Olympia-Qualifikation im April. Doch bei der Nominierung zog Bundestrainerin Yeonji Kim nicht die Leistungen des ganzen vorolympischen Zyklus ins Kalkül, sondern blickte verstärkt auf das Jahr 2019 ab der für Folgmann verkorksten WM.

So erhielten letztlich die Gewichtsklassen bis 49 Kilogramm mit Ela Aydin (TSV Dachau) und über 73 Kilogramm mit Lorena Brandl (FC Mindelstätten) den Auftrag, weitere olympische Startplätze zu erkämpfen. „Man hätte das anders entscheiden können, aber wir suchen nicht die Schuld bei anderen. Wir haben im vergangenen Jahr bei den entscheidenden Wettkämpfen nicht geliefert und damit Tür und Tor für diese Entscheidung geöffnet“, sagt Folgmanns Vereinstrainer Björn Pistel. Auch die Athletin selbst sieht die Angelegenheit trotz aller Enttäuschung recht nüchtern: „Auch die anderen Athletinnen haben Erfolge gefeiert. Ich akzeptiere das so und versuche, das Beste daraus zu machen.“

Bei der Verarbeitung der Enttäuschung spielt es für die Nettetalerin keine Rolle, dass wegen der Corona-Krise mittlerweile die Olympia-Qualifikation abgesagt ist und auch unklar ist, ob Olympia in Tokio überhaupt stattfinden wird. Das restliche Jahr will sie nutzen, um Kraft zu schöpfen und dann mit Blick auf Olympia 2024 in Paris wieder voll anzugreifen. „Ich habe dann noch eine Chance und die will ich nutzen.“

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