Interview Dennis Treker "Sind komplett auf dem richtigen Weg"

Viersen · Der Sportlicher Leiter des Fußball-Landesligisten Union Nettetal musste nach sechs Spielen eine schwere Entscheidung treffen. Trainer Chiquinho musste gehen, Andreas Schwan kam. Inzwischen ist das Team sportlich wieder in der Spur.

Nettetal Einen aufwühlenden ersten Saisonabschnitt hat Fußball-Landesligist Union Nettetal hinter sich. Nach einem klassischen Fehlstart mit sechs Spielen ohne Sieg musste Trainer Chiquinho gehen. Für ihn kam der in Sachen Seniorenfußball völlig unerfahrene Andreas Schwan und führte das Team bis zur Winterpause aus der Abstiegszone auf Platz sechs der Tabelle. Dennis Treker, Sportlicher Leiter der Nettetaler, blickt im Gespräch mir der RP auf den ersten Saisonabschnitt zurück und spricht über Personalien und Ziele.

Herr Treker, was hätten Sie gesagt, wenn Ihnen jemand prophezeit hätte, dass die Union nach der Trennung von Chiquinho noch auf Platz sechs klettern würde?

Treker Ganz ehrlich, ich habe nie am Kader gezweifelt und auch nicht an der Chance, dass wir uns in der Tabelle noch stark verbessern können. Ich war vielmehr positiv überrascht davon, dass wir so schnell einen positiven Lauf erwischt haben und dass die Mannschaft innerhalb von nur einer Woche die Philosophie des neuen Trainers umgesetzt hat. Dass Andreas Schwan mit Spielern umgehen kann, wusste ich. Er hat die Freude zurückgebracht.

Die Trennung von Chiquinho nach dem Fehlstart war schmerzhaft. Wie hat der Verein diese Zäsur inzwischen verarbeitet?

Treker Wir haben uns mit der Entscheidung sehr schwergetan. Schließlich hatten wir eine tolle Zeit mit Chiquinho. Außerdem war es natürlich auch sehr gewagt, einen Trainer mit null Erfahrung im Seniorenbereich zu engagieren. Wenn das in die Hose gegangen wäre, hätte sicher auch meine Position in Frage gestanden. Natürlich gibt es in einem Verein immer Personen, die eine Entscheidung verstehen, andere wiederum nicht. Ich möchte aber ungern über die Vergangenheit sprechen. Ein Blick auf die Tabellen zeigt, dass wir nicht so viel falschgemacht haben.

Waren Sie überrascht, wie gut Andreas Schwan als junger Trainer bei seiner ersten Seniorenstation einschlägt?

Treker Zunächst einmal bin ich stolz, dass die Mannschaft in so kurzer Zeit die Ideen des Trainers umsetzen konnte. Das zeugt von ihrer hohen Qualität. Dass Andi das mit seinem Trainerteam so gut hinbekommen hat, hat mich nicht überrascht, weil ich seine fachlichen Qualitäten kenne. Er kann jeden Spieler fachlich auf seine Seite ziehen, weil er den Fußball lebt und den Drang hat, den Fußball zu perfektionieren. Außerdem kann er eine Mannschaft führen und bringt als Lehrer Autorität und eine hohe Sozialkompetenz mit. Er hat ein Gefühl dafür, wie er die Mannschaft in der jeweiligen Situation ansprechen muss. Zudem ergänzt er sich Ideal mit Co-Trainer Lutz Krienen, der so etwas wie ein Gegenpol zu ihm ist.

Welche weiteren Gründe sehen Sie für seine erfolgreiche Arbeit?

Treker Er steht für einen offensiven und attraktiven Fußball. Er und sein Trainerteam treiben die Spieler immer wieder zu Höchstleistungen an, nehmen taktische Umstellungen vor und können sie den Spielern auch verständlich erklären. Hinzu kommt die Art und Weise, wie Andi das Spiel und den Gegner liest. Das alles spielt zusammen und bringt letztlich den Erfolg.

Gibt es dennoch etwas, was in der restlichen Saison besser werden sollte?

Treker Nach dem schwachen Start mit sechs Spielen ohne Sieg kann ich wirklich nichts Negatives erkennen. Von 13 Spielen unter Andi haben wir nur zwei verloren und neun gewonnen. Wir sind komplett auf dem richtigen Weg. Das zeigen mir auch unsere internen Gespräche.

Bei der offensiven Spielweise scheint manchmal die Balance zu fehlen. Teilweise gab es ziemlich viele Gegentore.

Treker Das kann ich so nicht sehen. Wir wollen den Zuschauern doch attraktive Spiele bieten, da sind mir ein 4:2 oder 5:3 lieber als 1:0-Siege. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass die Mannschaft nach dem schlechten Start total verunsichert war, dann kann hinten nicht direkt wieder totale Sicherheit herrschen.

Vor dem 2:4 in Vohwinkel, dem 4:3 gegen Odenkirchen und dem 3:6 in Velbert hatte die Mannschaft aber schon wieder Erfolge gefeiert.

Treker Es gibt so Tage wie gegen Velbert, da wäre man einfach besser im Bett geblieben, und manche Tore kann man nicht verhindern. Aber Spiele wie gegen Odenkirchen, wo wir zur Pause 0:3 zurückliegen, zeigen, wie gefestigt unsere Truppe ist und welche Moral in ihr steckt.

In der Winterpause haben in Ekrem Engin und Alexander Verlinden zwei gestandene Spieler den Verein verlassen. Wie wollen Sie die Lücken schließen?

Treker Beide Spieler wollten mehr spielen als zuletzt bei uns. Das verstehen wir und haben den Spielern auch keine Steine in den Weg gelegt. Wir sind der Überzeugung, dass wir sie wegen unseres breiten Kaders ersetzen können. In Dennis Puhl kommt zudem ein erfahrener Abwehrspieler hinzu, der vergangene Saison Verletzungspech hatte, von dem ich aber total überzeugt bin. Der will noch mal richtig angreifen.

In Soner Köse ist aber auch ein Spieler gegangen, der schon Landesligaluft geschnuppert hat und aus der eigenen Jugend kommt. Wieso hat es der eigene Nachwuchs in Nettetal so schwer?

Treker Grundsätzlich ist es sehr schwer, sich als A-Jugendlicher in der Landesliga zu etablieren. Der Leistungssprung ist schon eine Hausnummer. Talente dieser Kategorie hatten wir zuletzt nicht in Nettetal, wir sind aber an dem Thema dran. Auch in diese Richtung war die Verpflichtung von Andi ein Volltreffer. Denn als erfahrener Jugendcoach bringt er sich da stark ein. Unser neues Toptalente-Training ist eine wichtige Maßnahme auf diesem Weg. Enorm wichtig ist auch, dass unsere zweite Mannschaft in die Kreisliga A aufsteigt, damit wir für junge, hungrige Spieler interessant sind.

Was ist in der restlichen Landesliga-Saison noch möglich, was sind die Ziele?

Treker Wir wollen natürlich mit der ersten Mannschaft das Maximum erreichen, also am besten alle Spiele gewinnen. Aber wir werden immer den Blick darauf haben, wann wir die Reserve unterstützen können, damit die ihre Ziel erreicht. Ob die erste Mannschaft dann am Ende Dritter, Vierter oder Fünfter wird, ist da nicht entscheidend. Die Topmannschaften in der Landesliga sind schon sehr stabil und für uns wohl nicht mehr zu erreichen.

(RP)
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