Fußball-Oberliga Der neue Pragmatismus in Nettetal

Um in der Fußball-Oberliga aus der Krise zu finden, hielten die Verantwortlichen des SC Union Nettetal nicht stur an ihren Plänen fest, sondern zeigten sich flexibel. Bei der SSVg Velbert soll es ein weiteres Erfolgsgelebnis geben.

 Dominik Dohmen (r.) hat sich beim SC Union Nettetal  als Führungsspieler etabliert. Der Niederländer Dave Nieskens ist erst seit ein paar Wochen dabei, aber schon wichtig für die Mannschaft.

Dominik Dohmen (r.) hat sich beim SC Union Nettetal  als Führungsspieler etabliert. Der Niederländer Dave Nieskens ist erst seit ein paar Wochen dabei, aber schon wichtig für die Mannschaft.

Foto: FuPa

In diesen Tagen stehen Englischkenntnisse im Trainerteam des Fußball-Oberligisten SC Union Nettetal ganz hoch im Kurs. In Dimitrios Touratzidis (Niederlande) und Jack James Hobson-McVeigh (Neuseeland) standen ohnehin schon zwei Spieler im Kader, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Kurz vor Ende der Wechselperiode am 31. August kamen in den beiden Niederländern Dave Nieskens und Aleksandar Stankov zwei weitere hinzu. „Die Trainingseinheiten zweisprachig abzuhalten, ist schon eine Herausforderung“, sagt Trainer Andreas Schwan vor dem nächsten Auswärtsspiel am Sonntag bei der SSVg Velbert. „Aber es wird von Woche zu Woche besser.“

Dass Schwan & Co. ihr Schulenglisch noch mal so intensiv auffrischen müssen, war bei der Saisonplanung nicht vorgesehen. Denn die Nettetaler hatten überwiegend an ihrer seit dem Dienstantritt von Andreas Schwan ausgerufenen Personalpolititik festgehalten, auf junge, entwicklungsfähige Spieler aus der Region zu setzen. Doch als es dann nach dem schwachen Saisonstart mit sechs Pflichtspielniederlagen zum Knall und kurz vor Ende der Wechselfrist zur Trennung von vier unzufriedenen Spielern kam, entstand ein neuer Pragmatismus. Denn als sich die Möglichkeit ergab, die mit Profierfahrung aus dem Ausland ausgestatteten Nieskens und Stankov zu verpflichten, schlugen die Nettetaler zu. In der brenzligen Situation waren angesichts der Stärke der Oberliga keine Experimente, sondern Erfahrung und Qualität gefragt. „Die beiden gehen als Profis vorne weg. Egal, ob es positiv oder negativ läuft. Sie ziehen die jungen Spieler mit“, sagt Schwan.

Die Ergebnisse geben ihm Recht. Beim ersten Saisonsieg gegen Kleve waren die Neuen zwar noch nicht dabei, aber inklusive des überraschenden 1:0-Testspielsiegs gegen den Drittligisten KFC Uerdingen sind die Nettetaler inzwischen schon vier Spiele ungeschlagen und haben in der Liga sieben Punkte gesammelt. Die Balance im Kader scheint jetzt ausgewogener, auch durch Drilon Istrefi, der zu Saisonbeginn im Urlaub war, und den nach Ende der Wechselperiode verpflichteten Südkoreaner Hyungjoon (21), der schon seit der Jugend in Deutschland spielt, aber über sechs Monate nicht mehr aktiv war.

Pragmatisch sind die Nettetaler nach der Ergebniskrise aber nicht nur in Sachen Personal vorgegangen. Auch die vor der Saison ausgerufene spielerische Weiterentwicklung wurde vorerst auf Eis gelegt. „Wenn du keine Punkte holst, musst du dich hinterfragen und dir Gedanken machen, was der Mannschaft gut tut. Und da ging es zunächst darum, Gegentore zu verhindern“, erläutert Schwan. Auch das klappte. Hatte es in den ersten fünf Spielen im Schnitt 3,2 Gegentore gesetzt, so war es bei den drei nicht verlorenen Partie nur jeweils eins.

Klar, dass die Nettetaler diesen eindeutigen Aufwärtstrend in Velbert fortsetzen wollen. Allerdings verfügen die Gastgeber über so große individuelle Qualität, dass sie vor der Saison als sicherer Kandidat für eine Platzierung ganz weit oben galten. Dass die SSVg bislang deutlich hinter den Erwartungen blieb, führte zur Entlassung von Trainer Alexander Voigt. Nun soll es der zuvor beim SV Straelen tätige Marcus John richten. Sein erster Versuch in Kleve (1:4) misslang. „Deswegen wird Velbert alles daran setzen, gegen uns den Bock umzustoßen“, betont Schwan. Sein Gegenrezept: „Wir müssen uns als Mannschaft wehren und unangenehm sein, wie in den letzten vier Spielen. Dann könne wir auch dort etwas holen.“

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