Billard-WM Deutscher Nationalspieler geht ins Risiko

Viersen · Ronny Lindemann will den Anschluss an die internationale Spitze im Dreiband-Billard schaffen. Dazu hat er auch seine berufliche Situation verändert. Das erhöht die Chancen auf eine deutsche Medaille bei der Team-WM in Viersen.

 Ronny Lindemann nimmt bei der WM 2018 in Viersen einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Bei der nächsten Weltmeisterschaft in der Festhalle Mitte März soll’s zusammen mit Martin Horn mal wieder zu einer Medaille reichen.

Ronny Lindemann nimmt bei der WM 2018 in Viersen einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Bei der nächsten Weltmeisterschaft in der Festhalle Mitte März soll’s zusammen mit Martin Horn mal wieder zu einer Medaille reichen.

Foto: David Beineke

Auch wenn der Essener Martin Horn und der Wittener Ronny Lindemann in den beiden vergangenen Jahren bei der Dreiband-Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften in Viersen eine Medaille verpassten und Deutschland schon seit vier Jahren vergeblich auf das nächste Edelmetall wartet, bei der 33. WM-Auflage vom 14. bis 17. März in der Festhalle stehen die Chancen auf einen deutschen Treppchenplatz so gut wie lange nicht mehr. Denn die beiden deutschen Topspieler gehen unter viel besseren Voraussetzungen ins Rennen. Insbesondere Lindemann hat sein Leben so organisiert, dass er sich stärker auf seinen Sport konzentrieren kann. Er wagte den Schritt ins kontrollierte Risiko.

„Mal gucken, wie weit ich komme. Ich will mich im Alter nicht darüber ärgern, dass ich es nicht versucht habe“, sagt der 38-Jährige, der in der Vergangenheit immer wegen seines Talents gelobt wurde und zur deutschen Spitze gehörte. Doch international lief er der Musik hinterher, weil er im Gegensatz zu den Profis auf Sicherheit bedacht war und einem Beruf nachging. Das tut er zwar immer noch, doch als angestellter der Stadtwerke Witten einigte er sich mit seinem Arbeitgeber darauf, dass er nur sechs Monate im Jahr Vollzeit arbeitet und dafür das ganze Jahr wie eine Halbtagskraft bezahlt wird. Den dadurch gewonnenen zeitliche Freiraum will Lindemann nutzen, um sich auch international nach vorne zu arbeiten.

„Stillstand ist keine Option“, betont der Wittener. Er eifert damit ein wenig seinem Nationalmannschaftskollegen Martin Horn nach. Der ist zwar schon Ewigkeiten Profi, doch Horn zog sich viele Jahre aus dem Weltcup-Zirkus zurück und konzentrierte sich ganz auf den Ligenspielbetrieb in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Doch nicht zuletzt bei der WM in Viersen wurde deutlich, dass der Rückstand auf die internationale Spitze stetig anwuchs. So kehrte der Essener schon 2016 vorsichtig auf die internationale Bühne zurück, nach dem Tod seiner Eltern 2017 gab er noch mehr Gas. Lohn für die Anstrengungen war im Oktober 2018 der Weltcup-Sieg im französischen La Baule, wo er Ausnahmekönner wie Torbjörn Blomdahl (Schweden), Marco Zanetti (Italien) und Frederic Caudron (Belgien) und Jae-Ho Cho

(Südkorea) in Serie besiegte. Inzwischen steht er schon wieder auf Platz 26 der Weltrangliste.

Auch Lindemann will für Deutschland verstärkt auf internationalem Parkett antreten, um sich mit den Besten der Welt zu messen. „Mittelfristig will ich in die Top 20 der Weltrangliste“, betont der Wittener. Das bringt den Vorteil mit sich, bei den Topturnieren, wo es auch um hohe Preisgelder geht, gesetzt zu sein. Dass sich der stärkere Fokus auf den Sport schon auszahlt, zeigen die Ergebnisse im laufenden Ligenspielbetrieb, wo Lindemann neben seinem Bundesliga-Engagement für den BCC Witten auch noch in den Niederlanden und Belgien unterwegs ist. „Meine Bilanz gegen die Topleute, also die Profis, liegt bei 50 Prozent Siegen“, sagt Lindemann nicht ohne Stolz. Auf einige dieser Topleute wird er auch in Viersen wieder treffen. Reicht es zusammen mit Martin Horn dann zu weiteren Siegen, wird’s vielleicht auch wieder etwas mit einer Medaille für Deutschland.

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