Billard-WM Neuer Spielmodus für 2020 kommt

Das ungeliebte, reine Scotch-Double-System wird es bei der WM im nächsten Jahr nicht mehr geben. Das bestätigte am Samstag in der Festhalle der Ägypter Farouk Baki in seiner Funktion als Präsident des Weltverbandes UMB.

 Im nächsten Jahr dürfen Martin Horn (l.) und Ronny Lindemann wieder nach einem anderen WM-Modus spielen.

Im nächsten Jahr dürfen Martin Horn (l.) und Ronny Lindemann wieder nach einem anderen WM-Modus spielen.

Foto: Jörg Knappe (Archiv)

Nach dem bitteren Ausscheiden der deutschen Mannschaft am Freitagabend gab es tags darauf doch noch gute Nachrichten für die Deutsche Billard-Union (DBU) als Ausrichter der Weltmeisterschaft für Dreiband-Nationalmannschaften. Wie DBU-Präsident Helmut Biermann nach einem Gespräch mit dem Weltverbandspräsidenten Farouk Baki am Rande des Turniers verkündete, wird es das reine Scotch-Double-System bei der nächsten WM-Auflage im Jahr 2020 nicht mehr geben.

„Das nimmt mir jede Menge Druck“, sagte Biermann in einer ersten Reaktion. Denn er hatte sich seit seinem Amtsantritt im Juli 2017 immer wieder dafür stark gemacht, dass sich der Weltverband für eine Änderung des Modus entscheidet. Denn sowohl bei den Spielern als auch bei den Fans kam das reine Scotch-Double-System überhaupt nicht gut an. Schon im Vorfeld der laufenden WM in der Festhalle hatte Biermann davon berichtet, dass die Zuschauerzahlen seit der Umstellung auf das Spielsystem im Jahr 2017 jährlich um 20 Prozent zurückgegangen seien. Eine Fortsetzung des Trend zeichne sich auch aktuell ab. Auch einige Topspieler hatten sich kritisch geäußert, manche sollen dem Turnier wegen des Turniermodus sogar ferngeblieben sein.

Das Scotch Double ist eine Art Doppel, bei dem die beiden Spieler eines Teams abwechselnd stoßen, bis sie einen Fehler machen, dann ist das gegnerische Team in gleicher Weise an der Reihe. Erstmals kam Scotch Double bei der WM in Viersen im Jahr 2015 zum Einsatz, damals allerdings erst ab der K.o.-Runde zur Entscheidungsfindung. Wenn es nach zwei Einzelpartien unentschieden stand, gab es noch ein „Doppel“ bis 15. Das sorgte damals für große Spannung und kam bei Spielern, Zuschauern und Medien gleichermaßen gut an. Das bestätigte sich auch beim Turnier 2016. Für das Jahr darauf kam die UMB aber auf die Idee, den Mannschaftscharakter des Turniers noch mehr zu stärken und beschloss, dass nur noch Scotch Double gespielt wird. Sieger war dann von der Vorrunde bis zum Finale das Zweier-Team, dass durch abwechselndes Stoßen 40 Punkte erreichte. Am besten kam mit dieser Spielweise bislang die Südkoreaner zurecht, sie wurden 2017 und 2018 Weltmeister. Ausrichter Deutschland dagegen kommt mit dem Scotch Double überhaupt nicht klar. Zuvor mit vier Titel und etlichen weiteren Medaillen eine der erfolgreichsten WM-Nationen überhaupt, kam von 2015 bis 2018 jeweils das Aus im Viertelfinale. Am Freitagabend folgte dann sogar das bittere Vorrundenaus der aktuellen A-Mannschaft mit Martin Horn (Essen) und Ronny Lindemann (Witten).

Im nächsten Jahr wird wieder zum Modus der Jahre 2015 und 2016 zurückgekehrt. Es wird also nur Scotch Double gespielt, wenn es in der Finalrunde bei Gleichstand eine Entscheidung herbeizuführen gilt. „Das rettet mir das Wochenende“, sagte der Nettetaler Christoph Goltz, als er am Samstag die Neuigkeit erfuhr. Als WM-Fan der ersten Stunde im Jahr 1990, der inzwischen sogar in das Organisationsteams des Turnier eingebunden ist, konnte er sich auch nie für das reine Scotch Double erwärmen. Genau wie viele andere Fans, die deswegen erst gar nicht mehr zur WM nach Viersen kamen. DBU-Präsiden Helmut Biermann hofft, dass das im nächsten Jahr wieder anders aussieht.

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