Fußball Neue Spieldauer auch bei den Amateuren?

Grenzland · Die 60 Minuten Nettospielzeit sind in aller Munde. Für die Schiedsrichter-Obmänner beider heimischer Fußballkreise ist sie umsetzbar.

 Renné Donné, Chef der Schiedrichter im Kreis Mönchengladbacg/Viersen.

Renné Donné, Chef der Schiedrichter im Kreis Mönchengladbacg/Viersen.

Foto: kpn.

Die höchsten Regelhüter im Weltfußball aus dem sogenannte International Football Association Board (IFAB) sorgen mit ihren aktuellen Vorschlägen für ziemlich viel Wirbel. Mit dem Confed-Cup in Russland als Bühne steht das IFAB-Strategiepapier, in dem es um mögliche Regeländerungen im Sinne eines faireren und attraktiveren Spielverlaufs geht, voll im Fokus. Der spektakulärste Änderungsvorschlag betrifft die Dauer eines Fußballspiels. Eine Partie soll dann nicht mehr 90, sondern nur noch 60 Minuten laufen - allerdings als Nettospielzeit. Weil die Idee prominente Fürsprecher gefunden hat, sollten die Chancen ihrer Verwirklichung zumindest besser stehen, als bei so manch anderem Vorschlag der Vergangenheit. Doch was bedeutet das für die Spieler und Schiedsrichter bei den Amateuren, wenn es tatsächlich so käme?

"Wenn es bei den Profis eine Nettospielzeit gibt, dann muss das auch bei den Amateuren umgesetzt werden", betont René Donné in seiner Funktion als Schiedsrichter-Obmann des Fußballkreises Mönchengladbach/Viersen. Erst im vergangenen März hatte er zusammen mit dem ehemaligen Hockey-Nationalspieler Michael Hilgers auf Initiative unserer Zeitung vor Schiedsrichterkollegen über eine Modernisierung des Regelwerks diskutiert, schon damals war die Nettospielzeit ein wichtiges Thema. "Ich hoffe, dass das jetzt nicht nur so hochgekocht wird, weil wir im Sommerloch sind", sagt Donné, denn ihm würde es durchaus gefallen, wenn die Nettospielzeit käme. Denn für ihn liegt auf der Hand, dass das Spiel dadurch schneller und auch fairer würde. "Dann würde es nichts mehr bringen, Zeit zu schinden", betont Donné. Nichts hält Donné von der abgeschwächten Variante, nämlich nur in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte und in den letzten zehn Minuten des zweiten Durchgangs bei Unterbrechungen die Zeit zu stoppen. "Das hört sich für mich an, wie ein bisschen schwanger. Wenn dann ganz oder gar nicht." Auch Donnés Amtskollege aus dem Fußballkreis Kempen/Krefeld, Werner Gatz, wäre froh, "wenn das unsägliche Zeitspiel dann endlich ein Ende hätte". Doch er gibt auch zu bedenken, dass die Nettospielzeit nicht alle Folgen absichtlicher Spielverzögerungen verhindert. "Die andere Mannschaft kann dennoch aus dem Rhythmus gebracht werden", betont Gatz. Donné ist sich nicht so sicher, ob bei den Amateuren die Notwendigkeit so groß ist: "Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass da so viel auf Zeit gespielt wird."

Beide Schiedsrichter-Obmänner würden es dennoch begrüßen, wenn auch in den unteren Spielklassen irgendwann die Nettospielzeit eingeführt würde. Zum einen sprächen anders als zum Beispiel beim Thema Video-Beweis keine technischen Gründe dagegen, zum anderen seien die Unparteiischen in den Amateurligen ohne größere Probleme in der Lage, die Regel umzusetzen. "Das ist nur ein Gewöhnungsprozess", glaubt Gatz, der sich auch vorstellen könnte, dass noch ein Zeitnehmer mit ins Spiel kommt, um den Schiedsrichter zu entlasten. René Donné glaubt, dass seinen Kollegen schon dadurch die Arbeit erleichtert würde, dass sie sich nicht bei jeder längeren Spielunterbrechung Gedanken darüber machen müssten, wie viel Zeit sie nachspielen lassen müssten.

Sowohl Gatz als auch Donné sind sich sicher, dass so eine grundlegende Regeländerung kein Schnellschuss wird. "Das wird bestimmt zunächst mal bei einer EM und/oder WM der U-Teams getestet, um belastbare Zahlen zu erhalten", meint René Donné. Auch Werner Gatz rechnet mit einer längeren Testphase bei einer so weitreichenden Entscheidung. "Drei bis vier Jahre wird das bestimmt noch dauern."

(RP)
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