Fußball Immer mehr Amateurspiele laufen im Internet

Moderne Kameratechnik macht’s möglich, sogar Kreisliga-Fußball wird übertragen. Die Sparkasse unterstützt jetzt die Vereine dabei.

 Die Heimspiele des TSV Kaldenkirchen in der Kreisliga A können ins Internet übertragen werden.

Die Heimspiele des TSV Kaldenkirchen in der Kreisliga A können ins Internet übertragen werden.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Wenn die Profis von der 1. bis hinunter zur 3. Bundesliga im Wettkampfmodus sind, dann gibt es kaum einen Tag, an dem nicht irgendwo ein Fußballspiel im Fernsehen übertragen wird. Doch so schön das für viele Fußballfans sein mag, genau dieses seit Jahren stetig wachsende TV-Angebot machen die Amateure in Deutschland mit verantwortlich für ihren Bedeutungsverlust – abzulesen an den im Vergleich zu früher teils mickrigen Zuschauerzahlen von den Kreisligen bis hinauf in die Oberliga. Doch jetzt holen die Amateure zum Gegenschlag aus: Mit Hilfe des Internets und modernster Kameratechnik könnte inzwischen so gut wie jedes Spiel theoretisch live übertragen werden.

Bislang waren es im Grenzland und den umliegenden Kommunen nur ein paar Vereine, deren Spiele im Internet zu sehen waren. Doch das will die Sparkasse Krefeld jetzt ändern. Sie ist eine Partnerschaft mit dem Essener Unternehmen „Soccerwatch.tv“ eingegangen, das ein vollautomatisches Kamerasystem und eine Streaming-Plattform entwickelt hat, mit deren Hilfe Amateurspiele mit überschaubarem Aufwand übertragen werden können. Zunächst guckte sich die Sparkasse Krefeld für das Projekt Vereine mit günstigen Voraussetzungen aus ihrem Geschäftsgebiet aus und lud sie zu einem Workshop ein. Daraus ergaben sich zwölf Vereine, die konkretes Interesse hatten, eine Kamera auf ihren Anlagen zu installieren. In einer vertraglichen Vereinbarung sichert ihnen die Sparkasse zu, die Kosten für drei Jahre zu übernehmen. „Es ist sowohl für uns als auch für die Vereine spannend zu sehen, wie das angenommen wird. Wir haben uns schon immer gerne für den Sport in der Region eingesetzt. Deswegen ist das ein Experiment, das wir gerne ausprobieren wollen“, sagt Thomas Loyen, Leiter Kommunikation der Sparkasse Krefeld.

Wie hoch die Kosten genau sind, die die Sparkasse übernimmt, soll ein Geschäftsgeheimnis bleiben. Allerdings ist auf der Internetseite von Soccerwatch zu finden, dass eine Kamera knapp 3600 Euro kostet, die können aber auch in Monatsraten von 99 Euro abgezahlt werden. Übrigens hat sich auch die Sparkasse Mönchengladbach an die Vereine in ihrem Zuständigkeitsbereich gewandt und will sie in Sachen Soccerwatch unterstützen. Der erste Grenzlandverein, bei dem im Rahmen des Projekts kürzlich eine Kamera installiert wurde, war der TSV Kaldenkirchen. Die VSF Amern und der 1. FC Viersen sind weitere Kandidaten.

 Ein Soccerwatch-Techniker installierte kürzlich eine Kamera auf der Vereinsanlage des TSV Kaldenkirchen. Mit dabei waren Bernd Balsen (l.) und Torsten Trienekens (r.) von der Sparkasse sowie Josef Curvers (2.v.l.) vom TSV.

Ein Soccerwatch-Techniker installierte kürzlich eine Kamera auf der Vereinsanlage des TSV Kaldenkirchen. Mit dabei waren Bernd Balsen (l.) und Torsten Trienekens (r.) von der Sparkasse sowie Josef Curvers (2.v.l.) vom TSV.

Foto: Sparkasse Krefeld

Beim SC Union Nettetal hängt schon rund anderthalb Jahre eine Soccerwatch-Kamera in der Christian-Rötzel-Kampfbahn, damals auf Eigeninitiative angeschafft, jetzt schließen sich die Nettetaler dem Sparkassen-Projekt an und sparen die monatlichen Kosten. „Bei uns hat sich das bewährt. Wir nutzen die Bilder hauptsächlich für die Videoanalyse der Spiele von erster und zweiter Mannschaft sowie der A-Jugend“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Dirk Riether. Einen negativen Einfluss auf die Zuschauerzahlen hat er auf der anderen Seite nicht festgestellt: „Einen Besuch im Stadion kann die Perspektive der Kamera nicht ersetzen.“ Dieser Überzeugung ist auch Thomas Loyen von der Sparkasse Krefeld: „Die Übertragungen im Internet wirken sich definitiv nicht auf Zuschauerzahlen im Stadion aus. Dafür können die Vereine noch ein Trainertool für Spielbeobachtungen hinzubuchen.“

Weitere Möglichkeiten könnten sich für die Vereine in Sachen Werbung ergeben. Zum einen werden sie beteiligt, wenn bei ihren Übertragungen Werbespots eingeblendet werden, zum anderen ist es auch für Sponsoren interessant, wenn Banden- oder Trikotwerbung sichtbarer werden. Der ASV Süchteln hat schon seit zwei Jahren eine Kamera des Soccerwatch-Konkurrenten Sporttotal.tv in seiner Volksbank-Arena hängen. „Das Thema Werbung lag im Zusammenhang mit der Kamera bislang brach, aber da lässt sich sicher einiges bewerkstelligen. Da braucht es allerdings ein anderes Sponsoringsystem“, sagt Wilfried Kluss aus dem ASV-Vorstand. Auf jeden Fall soll eine zweite Sporttotal-Kamera am neuen Kunstrasenplatz im Sportpark Süchtelner Höhen installiert werden.

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