Fußball Schiedsrichter-Senior hat schon fast 2000 Partien gepfiffen

Manfred Bartsch aus Lobberich ist auch noch mit 76 Jahren mit der Pfeife im Einsatz. Alle Spiele seiner langen Karriere dokumentiert er in einer Kladde.

 Schiedsrichter Manfred Bartsch aus Lobberich.

Schiedsrichter Manfred Bartsch aus Lobberich.

Foto: Bartsch

Der Lobbericher Manfred Bartsch ist in der Westgruppe der Schiedsrichtervereinigung des Fußballkreises Kempen/Krefeld mit seinen 76 Jahren der älteste Unparteiische der noch regelmäßig im Ligabetrieb im Einsatz ist. Doch trotz seines hohen Alters ist er sonntags auf dem Sportplatz in der Kreisliga, wenn es um Abseits und Foulspiel geht, fast immer auf Ballhöhe.

Wenn es darum geht zu begründen, wie das mit 76 Jahren noch möglich ist, hat der pensionierte technische Angestellte in der Chemiebranche schnell eine Antwort parat: „Ich gehe mindestens dreimal in der Woche joggen, fahre viel mit dem Fahrrad und auch die Gartenarbeit hält mich fit.“ Fußball gespielt hat Bartsch nur mal kurz in der Jugend und danach noch in Hobby-Mannschaften. Zur Schiedsrichterei ist er für heutige Verhältnisse erst recht spät gekommen. „Ich war schon 31 Jahre, da hat mich ein Arbeitskollege zu einem Schiedsrichterlehrgang mitgenommen. Das hat mir dann richtig Spaß gemacht, denn für Fußball interessiert habe ich mich schon immer.“

Als Schiedsrichter machte Bartsch dann auch recht schnell Karriere. 1979 stieg er in die Landesliga auf, wo er dann bis 1986 Spiele leitete. An zwei Anekdoten erinnert sich Bartsch besonders gut: „Nach einem Spiel in Düsseldorf-Urdenbach kam mal eine Zuschauerin nach dem Spiel zu mir und schlug mich mit den Worten, sie haben uns heute verpfiffen, auf den Arm. Bei einer Begegnung in Mönchengladbach hatte ich zu Hause noch Sauerkraut gegessen, anschließend musste ich das Spiel unterbrechen, weil ich zur Toilette musste.“

Nach seiner Zeit in der Landesliga war Bartsch von 1988 bis 1997 für den Fußballverband als Schiedsrichterbeobachter im Einsatz. Der „Schwarzkittel“ aus Lobberich hat jedes Spiel, das er geleitet hat, in einer riesigen Kladde dokumentiert. Vom 23. Juni 1974 bis Ende 2018 hat er 1933 Spiele geleitet und dabei 101 Spielern die Rote Karte gezeigt. Auch in der noch jungen Saison war der Unparteiische schon wieder im Einsatz. Gut möglich, dass Bartsch schon in der kommenden Saison die 2000er-Marke knackt. Und das bei den immer weiter steigenden Anforderungen: „Es passiert heute viel hinter dem Rücken der Schiedsrichter, weil die Spieler schlauer und raffinierter sind. Die Trainer greifen auch vermehrt ein, weil sie gerade neue Regeln immer besonders gut kennen.“

Viele Spieler kennen Manfred Bartsch natürlich inzwischen: „So sagt der Oldie unter den Schiedsrichtern: „Heute wird nicht mehr so viel mit mir gemeckert wie früher, die Spieler kennen mich. Sind dann doch ein oder zwei dabei, die packe ich mir und dann ist Ruhe.“ Passend dazu sagte dann auch der langjährige Kreisschiedsrichterobmann Werner Gatz über seinen ehemaligen Schützling: „Manfred eilt der Ruf voraus, dass du mal treten darfst, aber nur nicht meckern.“ Den aktuellen Regeländerungen steht Bartsch aufgeschlossen gegenüber: „Beim Abstoß geht es jetzt schneller weiter, die Auswechselungen dauern nicht mehr so lange, und dass die Angreifer nicht mehr in der Mauer stehen dürfen, verhindert bei Freistößen das Stoßen und Schlagen.“ Auf die Frage ob er einem jungen Menschen heute raten würde Schiedsrichter zu werden, gerät Bartsch ins Grübeln: „Insgesamt ist es ein schöner Job. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass der ganze Sonntag kaputt ist. Deshalb muss das Umfeld stimmen und der Partner muss dahinter stehen“, sagte Bartsch.

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