Trainerin des OSC Waldniel im Interview So macht Maria Strickling auch mit 80 noch Talente

Waldniel · 1972 nahm Maria Strickling beinahe an den Olympischen Spielen in München teil. Am 21. Juli wird die Trainerin vom OSC Waldniel 80 Jahre alt.

 Maria Strickling mit dem Olympia-Pass.

Maria Strickling mit dem Olympia-Pass.

Foto: offermanns

Frau Strickling, sind Sie eine Talentschmiedin?

Strickling Wenn Sie das meinen. Auf jeden Fall hört es sich gut an. Ich freue mich, wenn Talente zu mir kommen und bereit sind, ein umfangreiches und gezieltes Training auf sich nehmen.

Wo holen Sie die Talente her?

Strickling Es kommen zu uns nicht nur Kinder aus Waldniel, sondern über Schwalmtal hinaus. Das ist dann mehr oder weniger Zufall. Nach kurzer Zeit erkenne ich, wer das Zeug zum Laufen hat. Es kommen immer wieder Jungen und Mädchen, die versuchen, ihre Fitness zu steigern. Und wenn sie merken, dass sie sich als Läufer schnell verbessern, sind sie auch dazu bereit, mehr zu trainieren.

Sie können besonders bei den 800 Metern mitreden, wo Aktive des OSC Waldniel im Moment sehr erfolgreich sind.

Strickling Ganz sicher, weil ich selber diese Strecke ab der Jugend gelaufen bin – bis hin zur Deutschen Spitzenklasse.

Seit wann sind Sie Trainerin beim OSC Waldniel?

Strickling Nachdem ich meine sportliche Laufbahn beendet hatte, trainierte ich Kinder in unserem Laufverein. Und wenn ich nachrechne, bin nun seit 50 Jahren Trainerin im OSC Waldniel.

Sie haben doch sicherlich anders trainiert als heute?

Strickling Ja, es hat sich einiges gewandelt. Wir haben heute bessere Möglichkeiten. Dazu gehören gute Sportanlagen und eine individuelle Betreuung der Aktiven, die weiterkommen wollen.

Wie viele Deutsche Meister haben Sie herausgebracht?

Strickling Vier Aktive wurden unter meiner Anleitung Deutsche Jugendmeister. Christina Kröckert war dabei die erfolgreichste Athletin, als sie als Jugendliche bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Marrakesch teilnahm.

Ein weiterer Athlet kündigte schon an, bei den Deutschen U16-Meisterschaften in Hannover Anfang September für einen weiteren großen Erfolg sorgen zu wollen, der vielleicht auch der letzte für ihn im OSC sein könnte.

Strickling Mit Joel Etienne Schmitz habe im Moment ein vielversprechendes Talent, das sich nach seiner tollen Vorleistung über 800 Meter in 1:56,79 Minuten den ersten Platz in der deutschen Bestenliste erobert hat. Er ist sehr ehrgeizig und motiviert, eine Medaille herauszulaufen.

Bisher ist es nicht gelungen, starke Talente über die Jugend hinaus im OSC Waldniel zu halten.

Strickling Stimmt. Sie zog es zu größeren Vereinen, in der Hoffnung, dort noch bessere Möglichkeiten zu haben.

Sie haben das damals nicht gemacht?

Strickling Nein, ich fühlte mich mit dem OSC Waldniel eng verbunden und habe einen erfolgreichen Weg eingeschlagen. Ich wurde Deutsche Meisterin, qualifizierte mich für die Europameisterschaften in Athen, bestritt fünf Länderkämpfe, lief einen Deutschen Rekord und bekam sogar den Olympiapass für München. Die Geburt meiner Tochter verhinderte meine mögliche Olympia-Teilnahme. Ich habe das nicht bereut: Das war für mich ein schöner Ersatz und ich habe heute zwei Enkelkinder.

Sie denken als Trainerin noch nicht ans Aufhören?

Strickling Nein. Solange es mir Spaß macht, mache ich weiter.

Wurde Ihre langjährige Tätigkeit honoriert?

Strickling Ja. Eine schöne Ehrung war die gemeinsame Auszeichnung mit meinem Ehemann Rolf, als wir mit dem Verdienstorden am Bande ausgezeichnet wurden. Mein Mann ist ebenfalls viele Jahre und immer noch für den OSC als Trainer und Geschäftsführer aktiv, war aber auch für den Kreis und Verband tätig. 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort