Leichtathletik Sportliches Abenteuer und humanitäre Hilfe

Leichtathletik · Die Viersenerin Anna Seeberger nahm am 20. Sahara-Marathon teil – und unterstützte damit auch Flüchtlinge in der Wüste.

 Die Viersenerin Anna Seeberger (rechts) lebte eine Woche lang mit anderen Teilnehmern des Sahara-Marathons bei einer Flüchtlingsfamilie in Smara.

Die Viersenerin Anna Seeberger (rechts) lebte eine Woche lang mit anderen Teilnehmern des Sahara-Marathons bei einer Flüchtlingsfamilie in Smara.

Foto: Anna Seeberger

Für Anna Seeberger war es Zeit für eine ganz neue Efahrung. Nachdem sie vier Jahre lang an verschiedenen und mitunter auch hochkarätigen Lauf- oder Walkingveranstaltungen über unterschiedliche Distanzen teilgenommen hatte, startete sie nun beim 20. Sahara-Marathon. Indes hatte die Teilnahme nicht nur sportliche Gründe. „Das ist ein Benefizlauf für saharaurische Flüchtlinge“, sagt die Viersenerin. „Für mich und viele andere Teilnehmer begann die Reise als sportliches Abenteuer und endete mit großer menschlicher Anteilnahme am Schicksal des vergessenen indigenen Nomadenvölkchens.“  

Zur Historie: Spanien verließ 1975 die Westsahara. Marokko und Mauretanien besetzten – angezogen durch Phosphatfelder – das Land und vertrieben vor 40 Jahren die Bevölkerung. Seit dem Waffenstillstand 1991 zwischen der Befreiungsarmee der Saharauis und Marokko leben rund 180.000 Bewohner unter extrem harten Bedingungen in einer Art Selbstverwaltung im algerischen Exil – irgendwo im Nirgendwo der kargen Westsahara in Zelten und Lehmhütten.

Die Ziegel saugen sich bei Regen voll. Und wenn, nachdem sie getrocknet sind, ein Sandsturm aufzieht, bröseln sie wie Kekse, und die Gebäude stürzen ein. Weitere große Probleme sind eine sehr einseitige Ernährung mit entsprechenden Folgeerkrankungen sowie die Perspektivlosigkeit für die Menschen, die ein Leben im Wartemodus führen. Kaum jemand hat einen Job.

„Mit 50 Euro des Reisepreises unterstützte jeder Teilnehmer dringend benötigte Hilfsprojekte in den Camps der Saharaui, wie Material für Schulen sowie Krankenhäuser und die Förderung von Sportprojekten, um vor allem die Jugend zu erreichen“, erzählt die 51 Jahre alte Anna Seeberger. Gelaufen wurde im Westen der algerischen Sahara. „Ich wohnte eine Woche lang mit meiner Gruppe in einer Flüchtlingsfamilie in Smara und lief von El Ajoun über Auserd zurück ins Camp nach Smara.“

Insgesamt nahmen etwa 400 Läufer aus 22 Nationen am Sahara-Marathon teil. „Davon liefen rund 130 wie auch ich den Marathon.“ Ebenfalls um die 130 absolvierten den Halbmarathon. Der Rest verteilte sich auf die Zehn- und Fünf-Kilometer-Distanzen. „Ich hatte das große Glück, aufgrund meiner bisherigen Marathonzeiten für die volle Distanz als einzige Walkerin zugelassen zu werden“, sagt Seeberger. Auf ihre Leistung bei diesem anspruchsvollen Wettkampf ist sie stolz: „Als Neunte meiner Altersklasse der über 50-Jährigen in 7:13 Stunden war ich auch noch nicht einmal die letzte im Ziel. Es gab viel Sand, Dünen und Hitze.“

 Anna Seeberger mit ihrer Startnummer für den Marathon.

Anna Seeberger mit ihrer Startnummer für den Marathon.

Foto: Anna Seeberger

Für die Sportler stand im Vordergrund, einen kleinen Beitrag zur humanitären Hilfe zu leisten – durch menschliche Kontakte, die Finanzierung von Projekten und Gastgeschenke für die Familien, bei denen sie wohnten. „So haben wir mit einer herzlichen und unfassbar dankbaren Gastfamilie ein paar Olivenbäume in ihrem Hof gepflanzt und eine Waschmaschine, die sonst kaum eine Familie besitzt, gekauft und in Betrieb genommen“, sagt Seeberger Diese Woche war für sie die perfekte Kombination aus humanitären Aktionen und läuferischem Abenteuer. „Ab und zu wird sich – wohlbehalten zu Hause angekommen – jeder von uns fragen: Was fehlt mir eigentlich?“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort