Leichtathletik Behinderte Leichtathletin stößt Kugel unerwartet zum DM-Titel

Nettetal · Seit ihrem Wechsel zum TSV Bayer 04 Leverkusen blüht die Kaldenkirchenerin Luzie Maesmanns auf. Dafür ist der Erfolg in Kienbaum ein Beleg.

 Luzie Maesmanns hat allen Grund zur Freude: Die Kaldenkirchenerin stieß bei der DM in Kienbaum die Kugel am weitesten.

Luzie Maesmanns hat allen Grund zur Freude: Die Kaldenkirchenerin stieß bei der DM in Kienbaum die Kugel am weitesten.

Foto: Iris Maesmanns

Wenn Stefan Maesmanns über seine Tochter spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen: „Luzie blüht im Moment richtig auf. Es ist so schön, das mit anzusehen“ Schließlich ist die 15-Jährige mit einer rechtsseitigen Lähmung auf die Welt gekommen. Sportbegeistert war sie schon immer, ihre athletische Heimat hat sie beim TSV Bayer 04 Leverkusen allerdings erst vor Kurzem gefunden. Bei den Deutschen Behindertensportmeisterschaften in Kienbaum (bei Berlin) holte die Kaldenkirchenerin gleich mal den Meistertitel ihrer Handikap-Klasse im Kugelstoßen.

Bis es dazu kam, war das für Luzie, die auf ihrer rechten Körperseite nur 30 Prozent der Körperkraft aufbringen kann, laut ihrem Vater aber einen steiniger Weg: „Luzie hat schon immer total gerne Sport gemacht und sich so viel bewegt, wie es nur ging. Früher ist sie viel geritten und hat eine Leidenschaft für das Dressurreiten entwickelt. Aber sobald es in einem bestimmten Alter in Richtung Leistung ging, war das nicht mehr zu schaffen für ein körperlich behindertes Kind.“ Ein Schicksal, das seine Tochter auch beim Fußball, Handball oder Trampolinspringen begleiten sollte. „Wir haben echt alles versucht. Die ganzen Vereine schreien zwar immer laut, dass sie Inklusion groß schreiben, aber wirklich passende Angebote gibt es nirgendwo“, sagt er. Das habe zu vielen bitteren Momenten geführt.

Vor zwei Monaten erhielt Maesmanns dann den Tipp, sich mal bei der Behindertensportabteilung in Leverkusen zu melden – der größten in Nordrhein-Westfalen Der TSV lud die die junge Athletin gleich zum Sportfest ein, wo ein Arzt sie durchcheckte und ihr gute Anlagen für das Laufen, Weitspringen und Kugelstoßen prognostizierte. Vor allem mit der Kugel machte Maesmanns schnell große Fortschritte, bei den NRW-Meisterschaften wurde sie prompt Dritte. Mittlerweile fährt sie zweimal in der Woche zum Training nach Leverkusen. Das dauert mit der Bahn zwei Stunden und zeigt, wie ehrgeizig Maesmanns ist. „Luzie hat sich dann im Internet sogar eine Kugel gekauft und Tag für Tag im Garten trainiert. Unser Rasen sieht mittlerweile aus wie eine Mondlandschaft“, sagt ihr Vater lachend. Und als dann eine Vereinskameradin für die Deutschen Meisterschaften kurzfristig absprang, durfte die Senkrechtstarterin mit dem 26 Sportler starken Aufgebot in den Osten fahren, wo sie Deutsche Meisterin mit der Kugel wurde.

Stefan Maesmanns will diese Erfolgsgeschichte nutzen, um den Behindertensport auch vor Ort ins Rollen zu bringen: „Ich bin mir sicher, dass es Vereine gibt, die gerne etwas in dieser Richtung machen würden.“ Vor allem glaubt er, dass es genug Nachfrage gäbe: „Es gibt hier in der Umgebung sogar zwei Schulen für Behinderte. Ich frage mich, warum die Kinder dort nicht viel mehr Sport treiben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort