Lokalsport Gallas Comeback als deutsche Nummer zwei

Viersen · Bei der Dreiband-Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften in Viersen kehrt der Gelsenkirchener in das deutsche A-Team zurück.

 Stefan Galla geht bei der Weltmeisterschaft ab dem 18. Februar in Viersen wieder als deutsche Nummer zwei an den Start.

Stefan Galla geht bei der Weltmeisterschaft ab dem 18. Februar in Viersen wieder als deutsche Nummer zwei an den Start.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Stefan Galla hat das, was umgangssprachlich als sonniges Gemüt bezeichnet wird. Seine gute Laune und die allgemein positive Lebenseinstellung kann ihm nichts so schnell verderben. Und sollten doch mal Zweifel aufkommen, dann ist es seine gelsenkirchener Schnauze, die die Stimmung wieder ins Positive redet. So gab es auch kein langes Lamentieren, als der 45-Jährige im vergangenen Jahr bei der Dreiband-Weltmeisterschaft in Viersener als Nummer eins der deutschen B-Mannschaft an der Seite von Ronny Lindemann nach dürftiger Vorstellung schon nach der Vorrunde die Segel streichen musste.

In der Folgezeit spielte er in der Bundesliga wieder so stark auf, dass die Deutsche Billard-Union (DBU) nicht umhinkam, ihn für die nächste WM vom 18. bis zum 21. Februar in der Viersener Festhalle anstatt des amtierenden Deutschen Meisters Christian Rudolph hinter dem deutschen Topspieler Martin Horn für das prestigeträchtige deutsche A-Team zu nominieren. "Die Entscheidung zwischen mir und Christian stand zwar länger auf der Kippe, aber wirklich überrascht hat mich das nicht", sagt Stefan Galla, "ich habe die letzten anderthalb Jahre in der Bundesliga und der holländischen Liga gute Leistungen gezeigt. Da hat wohl die aktuelle Form den Ausschlag für mich gegeben." Ein Grund dürfte auch gewesen sein, dass die Verantwortlichen der DBU wissen, was sie an Galla haben. Denn seine Tauglichkeit als Nummer zwei von Deutschland A hat der Gelsenkirchener schon nachhaltig unter Beweis gestellt. Zusammen mit Martin Horn stand er in Viersen schon dreimal auf dem Treppchen. Nach Platz drei im Jahr 2011 scheiterten die beiden 2012 erst im Endspiel an den überragenden Belgiern Eddy Merckx und Frédéric Caudron. 2014 langte es dann noch mal zur Bronzemedaille. Dementsprechend freudig erwartet Galla das WM-Comeback an der Seite von Martin Horn. "Mit Martin hat man automatisch größere Ambitionen, da lassen sich höhere Ziele erreichen", betont Galla. Den zusätzlichen Erfolgsdruck, der sich daraus ergibt, fürchtet er allerdings nicht. Schließlich sei er als Nummer eins des Bundesligisten GT Buer auch ständig in der Verantwortung, müsse Druck aushalten.

Hinzu kommt, dass er sich an der Seite von Martin Horn pudelwohl fühlt. Nicht nur wegen der großen WM-Erfolge der Vergangenheit. Die beiden verbindet eine lange Freundschaft, denn von Kindesbeinen an liefen sich der Essener Horn und der Gelsenkirchener Galla in Sachen Dreiband-Billard immer wieder über den Weg. "Wir haben die gleichen Interessen, stehen intensiv in Kontakt und tauschen uns regelmäßig aus", erklärt Galla. Gemeinsam trainiert wird allerdings nicht, weil sich die Karrieren der beiden in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Während Horn komplett von seinen Billard-Künsten lebt, geht Galla tagsüber einer bezahlten Arbeit nach. Als Angestellter eines Billardshops in Büro und Verkauf hat er dabei zwar auch mit seinem Sport zu tun, doch zum Training kommt er nicht.

Das muss er nach getaner Arbeit erledigen. Klar, dass er so nicht auf Trainingsumfänge kommen kann wie reine Berufsspieler. Vor der WM schraubt er sein Pensum auf zehn Stunden pro Woche, im Alltag sind es eher weniger. Dass sich Galla dennoch kontinuierlich in der deutschen Spitze hält, hat er wohl seiner außergewöhnlichen Begabung zu verdanken. "Seit er Billard spielt, ist er Deutschlands größtes Talent. Wenn er den Ehrgeiz seines Bruders Markus hätte, würde er in der Weltspitze mitspielen", sagt DBU-Sportwart Kurt Dahlhaus, der Galla früher auch schon mal als Trainer unter seinen Fittichen hatte. Doch Gallas sonniges Gemüt verbietet es auch, vergebenen Chancen nachzutrauern. "Der Weg zur Nummer eins ist lang und den wollte ich nicht gehen. Aber ich bin vollauf zufrieden mit dem, was ich als ,Hobbyspieler' erreicht habe", betont Galla. Das bedeutet allerdings nicht, dass der 45-Jährige keinen Ehrgeiz hätte. In gut zwei Wochen will er in Viersen wieder um den Titel mitspielen. "Die Konkurrenz ist zwar unglaublich stark, aber an einem guten Tag können wir jeden Gegner schlagen."

(RP)
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