Fußball Flucht der Amateure vor den Profis

Die Profis diktieren, die Amateure reagieren. Weil die Bundesliga ihren Wochenend-Spielplan ausweitet und nun sonntags bereits zur besten Amateur-Spielzeit um 15.30 Uhr kicken lässt, können die Amateurvereine des Fußballkreises Mönchengladbach-Viersen ab der neuen Saison frei entscheiden, ob sie ihre Senioren-Spiele freitagabends, samstags oder sonntagvormittags austragen wollen. "Die Spieltage sind jetzt flexibel", teilte Thomas Klingen, Vorsitzender des Kreisspielausschusses, auf der Arbeitstagung in Hardt mit.

Der Fußballkreis setzt damit Empfehlungen des Deutschen Fußball-Bundes und des Verbandes Niederrhein um. Konkret heißt das: Von der Kreisliga C aufwärts kann jetzt jeder Heimverein selbst entscheiden, ob er statt sonntagnachmittags freitags ab 19 Uhr, samstags oder sonntagvormittags spielen möchte. Eine Einigung mit dem jeweiligen Gegner ist zwar "wünschenswert", aber nicht zwingend.

Es gibt nur drei Einschränkungen: Der Heimverein muss den genauen Spieltermin mindestens 21 Tage vorher dem Staffelleiter mitteilen. Der Termin muss Vorrechte anderer Mannschaften (etwa Jugendspiele am Samstag und Sonntagvormittag) berücksichtigen. Spielverlegungen nach dieser Drei-Wochen-Frist sind möglich, bedürfen dann aber der Zustimmung des Gastvereins und des Staffelleiters. Verlegungen auf einen Termin vor Freitag, 19 Uhr, müssen immer vom Staffelleiter und Gast genehmigt werden. Und die dritte Einschränkung: Am letzten Saisonspieltag müssen Spiele, in denen Auf- oder Abstieg entschieden werden, zur gleichen Zeit ausgetragen werden.

Nur Erwin Baltes vom SV 08 Rheydt ist von dieser Regelung nicht begeistert: "Bislang ist es doch gut gelaufen", sagte er. "Warten wir doch einmal ab, ob es sich bewährt. Ich denke im Übrigen, dass rund 80 Prozent der Spiele wie bisher sonntagnachmittags sein werden", antwortete Klingen.

Änderungen erwartet er vor allem dann, wenn der Bundesligaverein sonntags um 15.30 Uhr zu Hause spielt: "Wir haben mit Borussia ja schon das beste Beispiel: Die beiden ersten Saisonspiele sind sonntags um 15.30 Uhr. Zum Auftakt in Bochum, dahin fahren viele Fans. Und dann daheim gegen Berlin. Etliche unserer Vereine weichen an beiden Tagen schon aus."

Das Problem der neuen Sonntags-Bundesligatermine: "Ein Spieler aus der Bezirksliga oder höher wird wegen Borussia sein Spiel nicht sausen lassen. Aber in der Kreisliga C oder auch B, wo viele nur zum Hobby kicken, könnte es Schwierigkeiten geben, die Mannschaft zusammen zu bekommen", meint Klingen.

Die Frage, ob das Bundesliga-Heimspiel zur gleichen Zeit die Amateurklubs Zuschauer und damit Geld kostet, trifft aber alle.

Kreis KK entscheidet sich noch

Übrigens: Der benachbarte Kreis Kempen-Krefeld hat sich noch nicht entschieden, ob er die Spieltermine flexibel gestaltet. "Darüber beraten wir am Samstag auf der Arbeitstagung in Neersen", sagte Kreisvorsitzender Willi Wittmann gestern.

(RP)
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