Handball Ein "Süchtiger" wird neuer Lobberich-Coach
Frauenhandball · Jean Troquet lebt Handball. Der Niederländer kümmerte sich bislang um die Körperanalyse der Frauen – nun wird er die Damen trainieren.
Ein Lächeln umspielt seinen Mund. Die Augen glänzen. "Handball ist Leidenschaft und Sucht", sagte Jean Troquet. Als kleiner Knirps von sieben Jahren bekam der Niederländer erstmals einen Handball in die Finger. Im Mai ist das nun 50 Jahre her. Nach wie vor fasziniert es ihn, Menschen neue Horizonte zu öffnen und Höchstleistungen aus ihnen heraus zu kitzeln.
Jean Troquet wird in der kommenden Saison die Handballerinnen des TV Lobberich in der Oberliga trainieren. Er tritt damit die Nachfolge von René Baude an. Das scheint beinahe eine logische Folge zu sein, jedenfalls eine Bestätigung seiner Arbeit in den vergangenen zwei Jahren. Der selbstständige Coach und Trainer kommt regelmäßig in die Lobbericher Halle, um die Damen zu wiegen, das Verhältnis von Fett- und Muskelmasse zu analysieren und das Bewusstsein für die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers bei den Frauen zu schärfen. "Das Gewicht alleine sagt nichts aus. Wichtig ist, was man mit dem Gewicht macht, welche Leistung man erbringen kann und wo der Wohlfühlfaktor liegt", erklärte Troquet.
Am Anfang der Zusammenarbeit mit René Baudes Team hätten sich einige nur für das Gewicht interessiert. "Die Damen haben mich herausgefordert", berichtet er. Mittlerweile sei es eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Auswirkung von speziellen Trainingsübungen auf Muskelmasse. "Diejenigen, die am Anfang am schwierigsten waren, haben es am schnellsten begriffen. Inzwischen wissen alle ihre Werte auswendig. Sie kommen schon freiwillig auf nackten Füßen zum Wiegen", sagt Troquet.
Jean Troquet ist von Hause aus Sozialarbeiter. Vor vielen Jahren machte er sich selbstständig. Er kümmert sich um verhaltensauffällige Jugendliche, arbeitet als Coach mit Jugendlichen im Hinblick auf Suchtproblematiken wie Drogen oder Glücksspiel, er leistet Hilfestellung beim Einstieg in die Arbeit oder bei der Gewichtsreduktion. Er arbeitet als Betreuer für das Jugendamt, begleitet Autofahrer nach Verkehrsunfällen oder steht Arbeitnehmern in Konzernen, in denen Veränderungen anstehen, als Gesprächspartner zur Verfügung. Der Sport ist dabei eine wichtige Hilfe. "Wenn Menschen ins Schwitzen kommen ist es einfacher, an die Emotionen zu gelangen. Dann reden sie von alleine", meint Troquet.
Er selbst hat sich in seiner sportlichen Karriere der Leichtathletik, dem Triathlon und natürlich dem Handball verschrieben. Als Spieler und seit 1978 als Trainer arbeitete er bis in die höchsten Ligen der Niederlande und Belgien. Unter anderem trainierte der 57-Jährige die belgische Frauennationalmannschaft. Im Moment steht bei den Männern der Handbalvereniging Boekel in der zweiten niederländischen Division in der Verantwortung. Aber auch im deutschen Handball sammelte er bereits Erfahrungen als Trainer der Männer des TV Weiden oder den Frauen von BTB Aachen.