Cardio-Tennis Disco-Beat zum Spiel

Ein erfolgreicher Trend aus den USA verbindet Tennis und Fitness in attraktiver Form. Eine Trainingsform für Leistungssportler ebenso wie für Hobbyspieler. Jetzt wird sie auch hier angeboten.

Aus den Boxen röhrt Disko-Beat: Laut, eindringlich, gleichmäßig, dynamisch. Eigentlich fehlt dazu nur noch die enthusiastische Stimme einer Fitnesstrainerin, die laute Kommandos in die Halle ruft. Doch man hört nur hin und wieder den dumpfen Aufprall eines neongelben Tennisballs. An der T-Linie steht Wojtek Bobrycki und schleudert seinen Spielern die Bälle aus einem Einkaufswagen entgegen.

Eigentlich findet man beim Tennissport überwiegend hochkonzentrierte Spieler vor, die die neuste Popmusik in dieser Lautstärke bei einem Match nicht ertragen können. Doch es scheint an diesem Morgen in der Rima-Halle fünf Menschen zu geben die etwas Neues ausprobieren wollen: Cardio-Tennis. Die ein wenig älteren Damen vom Feld nebenan beschweren sich über die Lautstärke der Musik. Sie spielen ein Vierer und zahlen montagmorgens auch dafür, in Ruhe spielen zu können. Das ist hier nicht mehr möglich. Und selbst mitmachen? Cardio-Tennis ist ihnen zu "neumodisch".

Doch diese neue Trainingsmethode aus Amerika bricht mit Konventionen: das Tennisfeld wird regelrecht zur Spielwiese erweitert. Es geht nicht mehr nur um Schläger und Ball, sondern auch um den Körper des Ausführenden. Auf der linken Hälfte des Feldes liegen Gymnastikmatten auf dem Boden, in der Ecke ein Kreisel zum Üben des Gleichgewichts, eine Leiter auf dem Boden und Gewichte in Form von Schlägergriffen — das klingt nach Zirkeltraining.

"Es ist ein toller Zusatz zum reinen Tennistraining. Man ist die ganze Zeit über in Bewegung — ein perfektes Training für die Nebensaison, um sich für die Hauptsaison richtig fit zu machen", erklärt Heike Buche zwischen einer Rückhand und einem Sprint über die liegende Leiter. Zwischendurch schielen alle Teilnehmer der Schnupperstunde verstohlen auf die Uhr am Handgelenk. Nein, sie sehnen nicht etwa das Ende herbei — sie kontrollieren immer wieder ihre Herzfrequenz mit Hilfe der Pulsuhren. "Falls der Puls zu hoch wird, schaltet bitte einen Gang runter, lauft langsamer und macht die Übungen ruhiger", mahnt Bobrycki zwischendurch.

Gottfried Greven ist derweil an der am meisten gefürchteten Station angelangt: Auf einem Kreisel stehen und einen Schmetterball in der Luft simulieren. Er balanciert aus und schafft es einige Male: Hier muss er sich zwar konzentrieren, kann aber wenigstens mal kurz verschnaufen. "Cardio-Tennis ist perfekt für mich, denn jeder trainiert in der Gruppe eigentlich für sich selbst. Es ist nicht das langweilige Muskel- und Ausdauertraining im Fitnessstudio", erklärt der 56-jährige Tennisspieler und ergänzt: "Toll ist auch, dass Cardio-Tennis auf die Bedürfnisse des Spielers ausgerichtet ist. Man macht die Muskeln, die man fürs Match braucht fit, und dadurch kann auch das Tennisspiel verbessert werden."

Die anderen Teilnehmer sind schon beim Lufttennis angelangt: Vor- und Rückhand, Schmetterball und Volley — das sieht schon alles sehr elegant aus. "Das war jetzt bereits meine dritte Schnupperstunde. Ich habe schon ein richtiges Erfolgserlebnis, denn inzwischen treffe ich den Ball unter dieser Anstrengung viel präziser", freut sich Heike Buche.

Am Ende wird dann eine ruhige Platte im CD-Player aufgelegt, auf den Gymnastikmatten werden die Muskeln ein letztes Mal gedehnt. Und wieder vermisst man nur noch die Stimme der Fitnesstrainerin. Stattdessen verabschiedet Tennistrainer Wojtek Bobrycki die Teilnehmer: "Das war eine sehr gute Mischung, und der Puls stimmt!"

(RP)
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