Billard Die Qualität des zweiten Mannes

Kurz vor dem Ende kam wohl die Nervosität. Murat Naci Coklu war weit davon gezogen im dritten Satz seines Finalspiels gegen den Spanier Ruben Legazpi. Er wankte kurz, Legazpi kam heran, doch dann machte Coklu die Sache doch perfekt.

Der 3:0-Erfolg der Nummer zwei bescherte der Türkei den dritten Sieg bei der Dreiband-Weltmeisterschaft in Viersen nach 2003 und 2004. Am ersten Tisch, wo sich Adnan Yüksel und Daniel Sanchez ein spannendes Hin und Her lieferten, wurde die Partie beim Stand von 2:2 Sätzen abgebrochen, weil die Spanier die Türken nicht mehr abfangen konnten.

Eines der Gesetze in Viersen

Es passte zum Turnier, dass das Endspiel am zweiten Tisch entschieden wurde. Es waren die zweiten Männer, die für Wohl und Weh ihrer Mannschaften verantwortlich waren. "An Brett eins eliminieren sich die Weltklassespieler gegenseitig. Darum ist es eines der Gesetze der WM in Viersen, dass die Spiele an Tisch zwei entscheidend sind", weiß Deutschlands Nummer eins Martin Horn. Er spielte "ein tolles Turnier", wie Bundestrainer Werner Naruhn fand. Doch Christian Rudolph, Deutschlands Nummer zwei, kam nicht so recht an bei der WM, im Viertelfinale verlor er 0:3 gegen den Niederländer Raimond Burgman, Deutschland schied aus.

"Wenn man zwei Sätze gegen Dick Jaspers gewinnt, sollte es eigentlich reichen", sagte Horn. Doch Burgmann war am Samstagabend die bessere Nummer zwei. Auch Schwedens Abonnement auf den Titel endete, weil Michael Nilsson nicht so konstant wie gewohnt spielte. Nilsson vergab im Viertelfinale einen leichten Matchball, statt 3:1 zu gewinnen verlor er 2:3. So konnte er Blomdahls 2:3 gegen Daniel Sanchez nicht ausgleichen. "Sonst konnte ich mich immer auf ihn verlassen. Aber ich bin nicht sauer, er hat hier schon so viel für mich gewonnen", sagte Bomdahl.

Der Schwede hatte angesichts des "Die Nummer-zwei-ist-wichtig"-Gesetzes auf die Koreaner als Weltmeister gesetzt. "Sung-WonChoi ist der beste zweite Mann des Turniers", sagte Blomdahl. Doch Koreas Eins, Kim Kyong-Roul, der eine Woche zuvor den Weltcup in Antalya für sich entschieden hatte, kam im Halbfinale gegen Adnan Yüksel überhaupt nicht zurecht und verlor 0:3. Das konnte Choi nicht wett machen, weil er gegen Coklu einen Satz abgab.

Am Ende der WM hatten die Türken die beste Mischung: Der routinierte Yüksel, der "wunderschön die Bälle weg gespielt hat", wie Bundestrainer Werner Naruhn fand, und der coole Coklu ergänzten sich optimal. "Wir sind glücklich", gab Yüksel bekannt, der sich im Viertelfinale einen Krimi mit dem Belgier Roland Forthomme lieferte. Auch hier war es Coklu, der das Match entschied mit dem 3:1 gegen Jozef Philipoom.

"Ich hätte Coklu an Tisch eins gestellt", hatte Rolf Kalb, Sprecher der Deutschen Billard-Union, vor der WM gesagt. "Oder es ist Taktik", vermutete Kalb. So oder so: Die Qualität des zweiten Mannes war ein wesentlicher Mosaikstein für den WM-Sieg der Türkei.

(RP)
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