Billard Die dritte Geige zu spielen ist kein Problem

Wenn morgen in der Viersener Festhalle zum ersten Mal die Kugeln über den blauen Filzbelag der Billardtische bei der Weltmeisterschaft rollen, dann wird sich Jens Eggers beruhigt zurücklegen. Denn der 32-Jährige ist nur als Ersatzmann für die Auswahl von Bundestrainer Werner Naruhn nominiert und bildet mit dem Krefelder Thorsten Frings das Team "Deutschland B".

Entsprechend entspannt und locker präsentierte sich Eggers beim öffentlichen Training in den Räumen des BC Rot-Weiß Krefeld. "Vielleicht haben wir ja Glück und dürfen doch noch ran", sagt er, streicht über den Bart und rückt sein mit Totenköpfen bedrucktes Halstuch ("Eine Macke muss man ja haben") zurecht und die Queue-Tasche mit den Fan-Stickern der Musikband "Die Ärzte", des FC Schalke 04 und einem weiteren Totenkopf gerade.

In den Vorjahren war dies noch anders. Da durfte Deutschland als Gastgeber auch mit einem B-Team an den Start gehen. Doch dies ist geändert; jetzt müssen er und Frings noch auf eine kurzfristige Absage eines anderen Teams hoffen, so wie es Ecuador tat, für das die zweite Garde des Weltmeisters Schweden einspringt. "Wenn es so kommt, sind Thorsten und ich bereit — obwohl ich nicht glaube, dass noch einer absagt", sagt Schalke-Fan Eggers.

Die zwei Freunde bilden schon seit längerer Zeit ein recht erfolgreiches Team. Bei den Europameisterschaften im französischen Nantes etwa belegten sie den sechsten Rang, feierten auch schon den Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Doch am Thron des Top-Duos der Deutschen, Christian Rudolph und Martin Horn, können sie noch nicht rütteln. "Die beiden sind einfach zu erfahren, vor allem in internationalen Wettkämpfen", sagt Eggers.

Ein Problem damit, in Viersen nur die dritte Geige zu spielen, hat er nicht. "Klar, ich habe schon überlegt, ob ich mir für das Trainingslager in Krefeld fünf Tage Urlaub nehmen soll", sagt der Industriekaufmann, "aber dann habe ich mir gesagt, dass es das wert ist." Schließlich verstehe sich das Team untereinander gut, und mit den besten Spielern Deutschlands gemeinsam zu üben, sei für seine Entwicklung als Billardspieler wichtig — auch wenn es schon ein wenig fuchst, nicht in vorderster Front zu stehen. "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht spielen wollte", gesteht er. Aber vielleicht kommt es ja noch dazu.

(RP)
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