Lokalsport Borussia prüft Alternativen zum Trainingslager in Belek

Viersen · Angesichts der jüngsten Geschehnisse in der Türkei denkt der Verein bezüglich des Wintertrainingslagers in verschiedene Richtungen.

Selbstmordanschläge in Istanbul, ein gescheiterter Putschversuch, und nun ein monatelanger Ausnahmezustand - Die Meldungen, die in den vergangenen Wochen aus der Türkei kamen, lösen hierzulande Sicherheitsbedenken bei vielen aus, die eine Reise dorthin planten, planen oder in Erwägung ziehen. Da unterscheidet sich Borussia Mönchengladbach als Fußballverein nicht von Pauschalurlaubern oder Geschäftsreisenden. Dreimal in Folge verbrachten die Borussen zuletzt ihr Wintertrainingslager in Belek bei Antalya, und auch wenn die Ferienregion in 500 Kilometer Luftlinie zu Istanbul nach wie vor als sicher eingestuft wird, sagt Gladbachs Medienchef Markus Aretz: "Natürlich gibt es auch bei uns angesichts der jüngsten Ereignisse Überlegungen zu Alternativen, aber wir sind noch ergebnisoffen und längst noch zu keiner abschließenden Entscheidung gelangt."

Schon im Vorfeld des zurückliegenden Aufenthalts in Belek Anfang Januar hatte es aus der Mannschaft vereinzelt besorgte Stimmen bezüglich der Lage in der Türkei gegeben, und während des Trainingslagers ereignete sich ein Selbstmordanschlag in Istanbul, bei dem auch deutsche Touristen ums Leben kamen. Nationalspieler Mario Gomez hatte zuletzt mit Blick auf die politische Situation erklärt, nicht zu Besiktas Istanbul zurückkehren zu wollen. Die Alternativen zum Fußball-Trainingslager-Mekka liegen für Borussia - wie für andere Bundesligisten - auf der Hand. Sie heißen in erster Linie Spanien oder Portugal. Weite Flugreisen nach Dubai oder in die USA schließt man in Gladbach wie im Vorjahr vor allem mit dem Hinweis auf die kurze Winterpause (21. Dezember bis 20. Januar) quasi aus. In Dubai war Borussia 2013, in Spanien zuletzt 2011. Bayer Leverkusen war mehrmals in Folge begeistert von den Bedingungen im Cascade Resort in Lagos an der portugiesischen Algarve. Die Borussen kennen die Nobel-Anlage auch - aber eben auch den Preis, und der liegt deutlich über dem, was eine Woche in Belek kostet.

Eine weitere Alternative wäre: einfach zu Hause bleiben. "Das ist auch eine Option", bestätigt Aretz. Die Winter hierzulande waren zuletzt immer relativ mild, mit einer Rasenheizung ist Trainingsbetrieb gewährleistet, und Testspielgegner gibt es auch hier. Köln und Ingolstadt hatten im vergangenen Winter auf ein Heim-Trainingslager gesetzt, und Borussias Teammanager Steffen Korell fand das damals schon "durchaus nachvollziehbar". Ein ausreichender Pool möglicher Testspielgegner ist im Übrigen immer ein gewichtiges Argument für oder gegen die Wahl eines Trainingslager-Standorts. Also am besten warten, bis andere Bundesligisten ihre Wahl getroffen haben? "Klar kann man lange warten, aber dann sind die Anlagen eben auch entsprechend teurer", sagt Aretz. Die im Zuge der Partnerschaft mit ZTE anberaumte China-Reise ist in jedem Fall eher etwas für eine Sommerpause, heißt es bei Borussia.

In Präsident Rolf Königs besitzt Borussia jedenfalls einen, der mit Blick auf die Türkei vor vorschnellem Abwenden warnt. Er empfehle, "nachhaltig zu arbeiten, nicht überhastet zu reagieren. Die Lage wird sich wieder normalisieren", sagte er unlängst. Er sagte es zwar nicht in seiner Borussen-Funktion, sondern als Chef der auch in der Türkei aktiven Aunde-Gruppe sowie außerdem als Präsident der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer, aber Königs' Kontakte in die Türkei sind eben ein Faktor, der in den Überlegungen des Vereins eine Rolle spielt. Abseits der politischen Lage gibt es für Borussia eh keinen Grund, Belek abtrünnig zu werden. "Wir haben uns dort immer sehr wohl gefühlt", sagt Aretz.

(klü)
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