Borussia Mönchengladbach Thorgan Hazards Idealvorstellungen

Mönchengladbach · Der Borusse hat die EM verpasst, fiebert aber mit seinen Belgiern - und hofft auf eine Finale gegen Deutschland. In Gladbach will er noch mehr spielen als zuvor.

Thorgan Hazard: Kleiner Bruder von Eden bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Thorgan Hazard

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Foto: dpa/Marius Becker

Thorgan Hazard hatte eine Idealvorstellung. Er hätte diesen Sommer gern mit seinem Bruder Eden verbracht. In Frankreich bei der EM. Der Borusse hat in der Rückrunde der vergangenen Saison alles dafür getan: Er hat sein Defensivspiel verbessert, hat körperlich zugelegt und oft richtig gut gespielt. Er schaffte es ins Blickfeld von Belgiens Trainer Marc Wilmots, doch nicht in den EM-Kader. "Aber das ist Vergangenheit. Jetzt supporte ich unser Team total", sagt Hazard vor dem heutigen Viertelfinale der Belgien gegen Wales. "Wir haben bei England gegen Island gesehen, wie schwer so ein Gegner sein kann", warnt Hazard. Er hat eine Idealvorstellung vom Rest der EM: "Es wäre toll für ganz Belgien, wenn wir ins Finale kommen." Sein Bruder soll dabei weiter eine Hauptrolle spielen. "Er spielt eine sehr gute EM", findet Gladbachs Hazard. Eden (25) ist angestellt beim FC Chelsea, der Thorgan nach einer Leihe Anfang 2015 an Borussia verkauft hat; Kylian (20), der jüngere Bruder, kickt in Budapest, also im Land des belgischen Achtelfinalgegners Ungarn. Thorgan würde sich über ein Finale der Belgier gegen Deutschland freuen: "Das wäre großartig."

Was seine Nationalmannschaftsambitionen (bislang hat er ein A-Länderspiel) angeht, will er sich über seine Leistung in Gladbach anbieten, auch mit Blick auf die WM in zwei Jahren. "Ich will bei Borussia den nächsten Schritt machen und noch mehr spielen als bisher", sagt Hazard. 41 Pflichtspieleinsätze hatte er in seiner ersten Saison, er machte fünf Tore und kam auf zehn Assists. In der abgelaufenen Spielzeit brachte er es auf sechs Treffer und sechs Vorlagen in 36 Spielen.

Er kam indes erst nach der Winterpause in Schwung. Nach dem Trainerwechsel von Lucien Favre zu André Schubert war er zunächst außen vor. "Thorgan musste seine Defensivarbeit verbessern und körperlich zulegen. Das hat er getan und war dann in der Rückrunde ein sehr wichtiger Spieler für uns", sagt Schubert. Er führte viele Gespräche mit dem Belgier - und stellte dann sogar das System um, um einen Platz für ihn zu haben: In Schuberts neuer Angriffs-Triangel mit Raffael und Lars Stindl blühte Hazard auf. "Das neue System passt gut zu mir. Der Trainer schenkt mir Vertrauen, das ist wichtig für mich", sagt Borussias Nummer 10. Die 10 verpflichtet, "viele tolle Spieler haben sie". Auch Eden, bei Chelsea und in Belgien. Zehn - das wäre auch Thorgan Hazards Idealvorstellung der Torausbeute in der neuen Saison, bestenfalls eine Zehn plus X. "Aber warten wir ab, wir haben in der Offensive viele gute Spieler, die Konkurrenz ist groß", weiß er um den Markt der Möglichkeiten, den Borussias Kader dem Trainer bietet.

André Hahn, der ein so großartiges Comeback feierte, ist die Stoßstürmer-Variante in Schuberts Konstrukt, in dem Raffael und Lars Stindl als erfahrene Vorarbeiter gesetzt sein dürften. Und Patrick Herrmann wäre eine Alternative für Konterfußball. Herrmann indes, der bei Favre auch im Zentrum stürmte, sieht sich eher auf dem Flügel - als Außenstürmer oder vorgezogener Rechtsverteidiger. "Wir haben viele Spieler für vorn, aber auch viele Spiele", sagt Hazard.

Ein Konkurrent ist hinzugekommen. Lászlo Bénes, der blutjunge Slowake. 18 ist der Zukauf von MSK Zilina. Und wie Hazard ein offensiver Mittelfeldspieler, der auch eine hängende Spitze oder ein Außenbahnspieler sein kann. "Er ist sehr talentiert", hat Hazard in den ersten Trainingseinheiten beobachtet. Wenn man ihn als Raffaels Kronprinzen definiert, wäre Bénes der Kronprinz des Kronprinzen. Hazard ist 23 und somit fünf Jahre älter als der Slowake. "Wir haben eben ein sehr junges Team", sagt Hazard. Er selbst schaut auf die Zampanos Raffael (31) und Lars Stindl (27). "Von ihnen kann ich viel lernen": die Coolness im Abschluss, die Spielintelligenz, die Qualität im Eins-gegen-Eins ("Da ist Raffa einer der besten in der Bundesliga").

Von den anderen lernen, die eigenen speziellen Talente ausbauen, so will Hazard seinen Weg gehen. Dieser führte ihn einmal auch nach Frankreich zur EM. Er war beim ersten Gruppenspiel Belgiens gegen Italien im Stadion. "Es war klasse, ein Spiel bei so einem großen Turnier live zu erleben", gesteht Hazard. Doch er wird kein weiteres Spiel schauen, nicht nur wegen der Saisonvorbereitung der Borussen. "Wir haben verloren, als ich da war. Danach gab es nur noch Siege. Es lag wohl an mir", sagt Hazard. Er grinst. "Ich bin nicht abergläubisch. Aber ich schaue die Spiele besser am Fernseher." Er will seine EM-Idealvorstellung nicht gefährden.

(RP)
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