Billard-WM in Viersen Türkei gewinnt die Weltmeisterschaft, Deutschland überrascht

Billard-WM · Bei der Nationen-Weltmeisterschaft im Dreiband-Billard verteidigt die Türkei in der Viersener Festhalle ihren Titel. Das deutsche Duo um Martin Horn und Ronny Lindemann holt unerwartet Bronze.

  In der Mitte feiern Can Capak und Tayfun Tasdemir (v. l.) den WM-Titel, links die beiden Kolumbianer Huberney Catano und Pedro Gonzalez (v. l). Rechts freuen sich Martin Horn, Ronny Lindemann und der Spanier Daniel Sanchez (v. l.) über Bronze.

In der Mitte feiern Can Capak und Tayfun Tasdemir (v. l.) den WM-Titel, links die beiden Kolumbianer Huberney Catano und Pedro Gonzalez (v. l). Rechts freuen sich Martin Horn, Ronny Lindemann und der Spanier Daniel Sanchez (v. l.) über Bronze.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Nur einmal wirkte die Türkei am Finaltag in Viersen etwas in der Bredouille. Nach Siegesjubel, zahlreichen Gratulationen und ersten Fotos bestieg der junge Can Capak versehentlich ohne Maske das Podium. Das kann in der Heiterkeit einer gewonnenen Weltmeisterschaft verständlicherweise passieren, war Capak dennoch sogleich sichtbar unangenehm. Also suchte er verzweifelt Blickkontakt zu einem türkischen Funktionär, der außerhalb des mit Werbebannern eingezäunten Podiumsbereich stand. Dieser versuchte dann ebenso verzweifelt mit einer wedelnden Maske auf sich aufmerksam zu machen, ehe endlich jemand aus dem Innenbereich das Leid seines Schützlings erkannte und ihm den Mundschutz brachte. Damit war auch dieses Problem gelöst.

 Ronny Lindemann und Martin Horn holen die ersten deutsche WM-Medaille seit 2014.

Ronny Lindemann und Martin Horn holen die ersten deutsche WM-Medaille seit 2014.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Denn ansonsten lieferte die türkische Mannschaft eine nahezu perfekte WM ab. Ohne Niederlage waren Tayfun Tasdemir und Capak durch die Gruppenphase gekommen und feierten anschließend souveräne Siege gegen Dänemark im Viertelfinale, Spanien im Halbfinale und schließlich im Finale gegen Kolumbien: Capak besiegte seinen Konkurrenten Huberney Catano klar mit 40:22, Tasdemir gewann nach starker Aufholjagd mit 40:36 gegen Pedro Gonzalez.

Damit ist der neue auch der alte Weltmeister bei der Nationen-WM: Denn bereits 2019, bevor die WM zweimal coronabedingt ausfiel, sicherte sich die Türkei den Titel – damals allerdings in anderer Besetzung. Neben den Türken fanden sich am Sonntagabend jedoch zwei überraschende Teams auf dem Podium in der Viersener Festhalle wieder: Zum einen die bereits erwähnten Kolumbianer, die vorab niemand auf der Rechnung hatte, sowie das deutsche Duo um Martin Horn und Ronny Lindemann, das den geteilten dritten Platz mit Spanien einnahm.

„Das ist ein Riesenerfolg. Hätte uns das jemand vorher gesagt, das hätten wir sofort unterschrieben,“ sagte Horn. Nach dem sich beide zuvor unerwartet als Tabellenzweiter in einer starken Gruppe mit Spanien und Belgien behaupteten, gelang am Samstag im Viertelfinale gegen Vietnam die nächste Überraschung. „Wir waren zuvor Außenseiter in einer starken Gruppe. Danach war ich auch überzeugt, dass wir gute Chancen gegen Vietnam haben“, sagte Horn. Er gewann sein Spiel gegen den Weltranglistendritten Quyet Chien Tran mit 40:28, Lindemann setzte sich mit 40:36 gegen Duc Anh Chien Nguyen durch.

Der ganz große Wurf blieb den beiden aber verwehrt. Am Sonntagvormittag kam das Aus im Halbfinale gegen das kolumbianische Duo. „Die sind bei dem Turnier über sich hinausgewachsen. Das zeigt aber auch, dass die WM ihre eigenen Gesetze und Dynamiken hat“, sagt Horn, der trotz zwei Matchbälle schließlich 39:40 gegen Pedro Gonzalez verlor. Lindemann hatte zuvor bereits eine 24:40-Niederlage gegen Huberney Catano hinnehmen müssen.

„Vielleicht war unser Glück aber auch etwas aufgebraucht“, sagt Lindemann und fügte an: „Platz drei bei einem Weltturnier ist ein absolutes Highlight. Das braucht vielleicht ein paar Tage, bis das bei einem ankommt.“ Anders als für Horn, der bereits dreimal Vize-Weltmeister im Team und 2014 als Dritter auch beim letzten deutschen Podestplatz dabei war, bedeutete es für Lindemann die erste WM-Medaille. Vor zwei Wochen holte er sich bereits Silber bei der Team-EM. „Der Billard-Gott meint es gerade gut mit mir“, sagt Lindemann.

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