Billard Billard-WM: Comeback mit mulmigem Gefühl

Billard · Die gesundheitlichen Probleme hat der deutsche Topspieler Christian Rudolph im Griff, doch er fürchtet um das Turnier in Viersen.

Im vergangenen Jahr war Christian Rudolph in der Festhalle nur als Zuschauer dabei. Obwohl es keinen Spieler gibt, der so oft bei der Mannschaftsweltmeisterschaft der Dreibandspieler in Viersen zum Queue gegriffen hat, verzichtete er wegen anhaltender Nacken- und Schulterschmerzen freiwillig auf einen Startplatz in der deutschen Nationalmannschaft. Klar, dass da nicht nur die gesundheitlichen Probleme Schmerzen bereiteten, auch emotional hat der inzwischen 50-Jährige gelitten. Deswegen ist die Vorfreude umso größer, wenn er vom 26. Februar bis zum 1. März zusammen mit Martin Horn das deutsche A-Team bei der 26. WM-Auflage in Viersen bildet.

Mittlerweile ist der Topspieler aus Hünxe im Kreis Wesel nämlich wieder körperlich voll auf der Höhe. Die Probleme im vorigen Jahr waren die Spätfolgen eines Bandscheibenvorfalls von vor vier Jahren. Der wiederum war die Folge von über 40 Jahren am Billardtisch. "Bei meiner Größe von 1,85 Metern muss ich mich ziemlich tief bücken und beim Stoßen den Kopf stark anheben. Hinzu kommt, dass ich im Wettkampf schnell verkrampfe", erklärt Rudolph. Während einer dreimonatigen Zwangspause im vergangenen Sommer hat er seine Beschwerden nicht nur mit Hilfe einer physiotherapeutischen Behandlung wieder in den Griff bekommen, in ihm ist auch die Erkenntnis gereift, dass er mehr für sich tun muss, wenn er seine erfolgreiche Karriere fortsetzen will. "Ich habe es verpasst, Ausgleichssport zu treiben. Das ist jetzt Pflicht, sonst müsste ich aufhören", betont Christian Rudolph.

Aber auch wenn die Schmerzen jetzt weg sind und auch die Form wieder stimmt, mit einem mulmigen Gefühl kommt Rudolph trotzdem nach Viersen. Denn auch er hat mitbekommen, dass sich der Rat der Stadt Viersen gegen eine weitere finanzielle Unterstützung für den Ausrichter Deutsche Billard-Union (DBU) entschieden hat. Die Festhalle und das notwendige Personal soll zwar auch künftig zur Verfügung gestellt werden, doch den Barscheck in Höhe von 12 270 Euro würde es für das kommende Jahr nicht mehr geben. Wenn es denn in Sachen Billard-WM für Viersen noch ein kommendes Jahr gibt. Denn vor dem Hintergrund, dass die Spieler aus aller Welt schon länger fordern, dass es wie bei anderen internationalen Turnieren auch Preisgelder zu gewinnen gibt, steht die DBU ohnehin vor dem Problem, mittelfristig mehr Geld auftreiben zu müssen. "Wenn die WM nicht mehr in Viersen stattfinden würde, wäre das nicht nur für mich sehr schade, weil die Festhalle so etwas wie mein Wohnzimmer ist", sagt Rudolph, "auch alle anderen Spieler freuen sich, jedes Jahr nach Viersen zu kommen, weil dort einfach eine super Atmosphäre herrscht."

Gleichwohl weiß der Mann aus Hünxe, dass er eine Randsportart betreibt, die nicht bei einer breiten Masse hohe Anerkennung genießt. Und er kann auch nachvollziehen, dass sein Sport hinterfragt wird. Schließlich gibt es hierzulande im Gegensatz zu anderen Nationen wie Südkorea, Vietnam oder Kolumbien veritable Nachwuchssorgen. Vereine wie die Bottroper Billard- Akademie, für die Rudolph in der Bundesliga spielt, versuchen zwar gegenzusteuern, indem sie mit Schulen kooperieren, doch der ganz große Wurf in Sachen Nachwuchsarbeit ist noch nicht gelungen. Aber es gibt auch Hoffnung. So wird der junge Bottroper Dustin Jäschke in Viersen als Reservespieler erstmals WM-Luft schnuppern. Auch der für Krefeld spielende 17-jährige Tom Löwe aus Lobberich ist auf einem guten Weg. Mit einem DM-Titel und Platz zwei bei der Jugend-EM schaffte er es sogar in die aktuelle Vorschlagsliste der RP-Sportlerwahl des Jahres. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, als er uns als kleiner Junge in der Festhalle begeistert beim Training zugeschaut hat", erzählt Christian Rudolph.

(RP)
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