Aus den Vereinen Eine Opposition probt den Aufstand

Beim Fußball-Landesligisten 1. FC Mönchengladbach gibt es einen Machtkampf. Es hat sich eine Gruppe um die im Verein bestens bekannten Ralf Vander und Uwe Röhrhoff gebildet, die den aktuellen Vorstand ablösen möchte.

 Sportlich läuft’s zwar gut für den 1. FC Mönchengladbach in der Landesliga, hier Stürmer Oguz Ayan (l.) nach einem Tor, dennoch sollen sich viele Spieler mit Abwanderungsgedanken tragen.

Sportlich läuft’s zwar gut für den 1. FC Mönchengladbach in der Landesliga, hier Stürmer Oguz Ayan (l.) nach einem Tor, dennoch sollen sich viele Spieler mit Abwanderungsgedanken tragen.

Foto: Dieter Wiechmann

Der 1. FC Mönchengladbach hat schon so manche Krise durchgemacht. Jetzt steht die nächste ins Haus. Es hat sich eine Opposition gebildet, die den amtierenden Vorstand, der nur noch aus dem Vorsitzenden Christian Oh und Kassiererin Yvonne Feldberg besteht, ablösen möchte. Die führenden Köpfe sind Ralf Vander, aktuell Abteilungsleiter Frauenfußball, und der frühere Vorsitzende Uwe Röhrhoff. Sie möchten eine außerordentliche Jahreshauptversammlung einberufen lassen, um die Mitglieder über die zukünftige Führung des Vereins abstimmen zu lassen.

„Dazu haben wir Christian Oh am vergangenen Freitag ein Schreiben zukommen lassen, in dem wir zum Ausdruck bringen, dass es möglichst bald eine außerordentliche Jahreshauptversammlung geben soll, um das Vertrauen zum Vorsitzenden abzufragen“, sagt Vander. Dafür habe man deutlich mehr als die laut Vereinssatzung mindestens nötigen zehn Prozent der Mitglieder zusammenbekommen. Vander und seine Mitstreiter treibt die Sorge um, dass dem Verein mit Blick auf die nächste Saison zahlreiche Spieler aus der Jugend und von den Seniorenteams durch die aktuellen internen Entwicklungen verlorengehen und der 1. FC Mönchengladbach dadurch massiven Schaden nimmt.

Dass es im Verein brodelt, zeigte sich schon bei der jüngsten Jahreshauptversammlung im vergangenen Dezember. Damals hatten Oh und Schatzmeisterin Yvonne Feldberg bei den Mitgliedern für eine Satzungsänderung und eine Beitragserhöhung geworben, mussten aber nach teils heftigen Diskussionen und offener Kritik zwei Abstimmungsniederlagen einstecken. Schon im Dezember ging ein zentraler Vorwurf vieler Mitglieder in Richtung Vereinsklima und interne Kommunikation. Es werde immer mehr von einzelnen Entschieden, ohne die Mitglieder mitzunehmen. Daran hat sich aus Sicht von Vander nichts geändert: „Im Gegenteil, die Kommunikation ist noch schlechter geworden. Es herrscht eine große Unzufriedenheit, weil die getroffenen Entscheidungen intransparent sind.“

Vander rechnet es Christian Oh hoch an, dass der sich 2018 zur Verfügung stellte, als den Posten des Vorsitzenden in einer schwierigen Lage niemand übernehmen wollte. Aber es könne nicht sein, dass der 1. FC Mönchengladbach inzwischen wie eine Firma geführt werde und nicht wie ein Verein. „Wir bekennen uns zum Leistungsfußball, aber man darf das Menschliche nicht aus den Augen verlieren“, betont Vander. Ihm selbst sei es in seinen zwölf Jahren als Abteilungsleiter der Frauen gelungen, große Erfolge zu feiern, aber auch für ein sehr gutes Zusammengehörigkeitsgefühl zu sorgen. Aktuell verursacht die Ablösung zweier Jugendtrainer großen Unfrieden, zudem soll es auch bei den Senioren viele Spieler geben, die sich nach anderen Vereinen umschauen. „Wir wollen für Ruhe sorgen, um Abgänge zu verhindern“, erklärt Vander.

Christian Oh kann die Aufregung nicht verstehen. Für ihn ist es ein ganz normaler Vorgang, dass um diese Jahreszeit bei der Jugend Trainerposten neu besetzt werden, damit alle Beteiligten entsprechend planen können. Zudem gebe es bei den Senioren jedes Jahr eine gewisse Fluktuation. „Die Horrorszenarien, dass der ganze Verein auseinanderbricht, sind Quatsch. Es gibt aktuell nur eine Jugendmannschaft, die den Verein verlassen möchte. Und selbst da bröckelt die Front“, erklärt Oh. Am Dienstag veröffentlichte der Verein auf seiner Homepage einer Stellungnahme seiner Juniorentrainer, die dem aktuellen Vorstand in mehreren Punkten eine gute Arbeit bescheinigen.

Trotz des massiven Gegenwindes denkt Oh nicht daran, kampflos das Feld zu räumen. Er verweist darauf, dass er den Verein in einer schwierigen Phase übernommen habe und der Vorstand mit ihm an der Spitze viel Zeit und Geld investiert habe. „Und nun, wo es läuft, wird ein Aufstand angezettelt. Das ist sehr enttäuschend“, sagt Oh. „Ich bin für eine Amtszeit gewählt und vertrete die Auffassung, dass wenn man etwas anfängt, es auch zu Ende bringen sollte. Zumal ich dem Verein nicht geschadet habe.“

Der Ball liegt jetzt aber erst mal bei ihm. Zum einen hatte er ohnehin angekündigt, Ende Februar/Anfang März eine Jahreshauptversammlung einzuberufen, um die seit der Sitzung im Dezember offenen Themen voranzutreiben und neue Mitstreiter für den Vorstand wählen zu lassen (der Posten seines Stellvertreters ist schon länger vakant, Kassiererin Yvonne Feldberg hat ihren Abschied angekündigt), zum anderen gibt es jetzt die Forderung aus der Mitgliedschaft nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. „Um über das weitere Vorgehen etwas sagen zu können, benötige ich Zeit. Ich muss mir Gedanken machen und mich austauschen. Deswegen kann und möchte ich mich noch nicht äußern“, erklärt Oh.

Für Ralf Vander ist allerdings klar, dass bis Ende dieser Woche zumindest eine Einladung an die Mitglieder rausgegangen sein sollte, weil schon in rund drei Wochen die Versammlung stattfinden soll. Denn mit Blick auf die neue Saison herrsche Zeitdruck. „Wenn dann nichts passiert ist, müssen wir uns noch mal zusammensetzen“, sagt Vander, für den es auch eine Option ist, über das Amtsgericht eine außerordentliche Versammlung auf den Weg bringen zu lassen. „Ich will aber nicht, dass es so weit kommt. Wir wollen miteinander arbeiten.“

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