Leichtathletik Jubiläumsspringen läuft nicht rund

Beim 25. Internationalen Hochsprung-Meeting in Viersen ging der Männer-Sieg mit „nur“ 2,22 Metern weg. Zudem war das Starterfeld klein, und die Musik fiel plötzlich aus. Die Stimmung unter den rund 500 Zuschauern war dennoch gut.

 Einer der Helfer beim Viersener Hochsprung-Meeting schaut ganz genau hin, wie der Sieger Mateusz Przybylko (Bayer Leverkusen) die Latte überquert.

Einer der Helfer beim Viersener Hochsprung-Meeting schaut ganz genau hin, wie der Sieger Mateusz Przybylko (Bayer Leverkusen) die Latte überquert.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer Leverkusen) weiß, was er an Veranstaltungen wie dem Internationalen Hochsprung-Meeting in Viersen hat. „In der Vergangenheit sind viele Meetings gestorben. Deswegen ist es einfach klasse, wenn Menschen wie Detlef Vieth sich so einsetzen und solche Springen am Leben erhalten“, sagte der aktuell beste deutsche Springer am Sonntag. Gerade deswegen hätte er der Traditionsveranstaltung auf der Sportanlage an der Löh bei der 25. Auflage gerne etwas zurückgegeben. Zum Jubiläum hätte er Meeting-Direktor Vieth und der ausrichtenden LG Viersen gerne einen neuen Meeting-Rekord geschenkt, der aktuell bei 2,31 Meter liegt. Doch nachdem er im Vorjahr noch mit 2,28 Metern gewonnen hatte, musste er sich bei seinem erneuten Sieg mit für seine Verhältnisse bescheidenen 2,22 Metern begnügen.

„Ich nehme mir derzeit zu viel vor. Nachdem ich in Garbsen schon früh die WM-Norm von 2,30 Metern gesprungen bin, habe ich irgendwie gedacht, dass wäre ein Selbstläufer“, sagte Przybylko. Nachdem er fleißig Autogramme für begierige Kinder geschrieben und einige Selfies gemacht hatte, war seine Laune zwar schon wieder besser, doch direkt nach dem Scheitern an der Höhe von 2,25 Metern war ihm die Enttäuschung deutlich anzusehen. „Ich bin körperlich topfit, aber der Kopf spielt aktuell nicht mit. die Konstanz fehlt, das ärgert mich. Es muss einfach mal klick machen“, erklärte Przybylko.

 Mateusz Przybylko (l.) mit Bundestrainer Hans-Jörg Thomaskamp.

Mateusz Przybylko (l.) mit Bundestrainer Hans-Jörg Thomaskamp.

Foto: David Beineke

Auch sein Heimtrainer Hans-Jörg Thomaskamp, der gleichzeitig auch Bundestrainer ist, war nicht zufrieden mit dem Auftritt seines Schützlings: „Die körperlichen Werte und seine koordinativen Fähigkeiten sprechen eine ganz andere Sprache. Wir müssen jetzt eine Strategie entwickeln, wie wir das in Höhen umsetzen.“ Schließlich steht Ende September in Form der Leichtathletik-WM in Katar noch der Saisonhöhepunkt an, wo der amtierende Europameister naturgemäß auch mit bestimmten Erwartungen konfrontiert wird. Dass die WM so spät stattfindet, ist diesbezüglich von Vorteil. „Wir wollen das auf Strecke erarbeiten und nichts übers Knie brechen. Wir haben Ansätze und Routinen, bei denen uns auch Sportpsychologen unterstützen“, erklärte Thomaskamp.

Wobei sich Przybylko immerhin noch mit dem Sieg trösten konnte. Das galt nicht für den Rest der Springer im Feld, die fast alle deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben. Auf den Plätze zwei bis fünf folgten Nauraj Singh Randhawa (Malaysia), Douwe Amels (Niederlande), Norbert Kobielski (Polen) und Edgar Rivera (Mexiko) mit übersprungenen 2,19 Metern, doch alle sind schon deutlich höher gesprungen. Doch die Höhen waren nicht das Einzige, was beim Jubiläumsspringen nicht rund lief. Auch das Starterfeld war deutlich kleiner als im Vorfeld angekündigt. Anstatt zwölf waren nur acht Springer mit von der Partie. Insbesondere das Fehlen des deutschen Topspringers Eike Onnen tat weh, doch er hatte bei seiner im Mai erlittenen Knieverletzung einen Rückschlag erlitten und musste passen. „Auch drei weitere Springer haben aus unterschiedlichen so kurzfristig abgesagt, dass es mir trotz aller Bemühungen nicht mehr gelungen ist, Ersatz zu besorgen“, sagte Meeting-Direktor Detlef Vieth.

Und während des Männer-Wettbewerbs gab es noch eine Panne zu reparieren. Denn ausgerechnet in einer wichtigen Phase des Springens trat ein Athlet mit seinen Spikes so unglücklich auf ein Kabel, dass es zu einem Kurzschluss kam und die Musikanlage von jetzt auf gleich ausfiel. Dabei ist es auch die laute Beschallung, die das besondere Flair ausmacht und die Athleten motiviert. Nach gut zehn Minuten lief die Musik mit Hilfe eines Tricks wieder, doch deutlich leiser und mit bescheidenem Klang. LG-Vorsitzender Elmar Orta nahm’s locker und war überzeugt, dass die rund 500 Zuschauer trotzdem noch mal auf ihre Kosten gekommen sind, bevor es nächstes Jahr dann im modernisierten Stadion am Hohen Busch, das für die 25. Auflage nicht rechtzeitig fertig wurde, weitergeht: „Alles, was wir beeinflussen konnten, hat aus meiner Sicht funktioniert. Die Springer sind selber am meisten enttäuscht, dass es nicht so hoch ging.“ Auch Meeting-Direktor Detlef Vieth war den Springern nicht gram: „Höhen kann man nicht kaufen. Da ist viel Tagesform dabei.“

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