Öffentliche Gebäude in Viersen SPD fordert Gratis-Hygieneartikel

Viersen · Zahlreiche Städte und Gemeinden bieten an Schulen bereits Gratis-Tampons und -Binden an. Kommt das bald auch in Viersen? Die SPD hat jetzt einen entsprechenden Antrag gestellt.

Testweise gingen in Kevelaer in der Öffentlichen Begegnungsstätte und an Schulen Hygieneautomaten an den Start. Dort gibt es gratis Binden und Tampons.

Testweise gingen in Kevelaer in der Öffentlichen Begegnungsstätte und an Schulen Hygieneautomaten an den Start. Dort gibt es gratis Binden und Tampons.

Foto: Bianca Mokwa

Ob Brüggen, Schwalmtal, Kaarst oder Kevelaer — längst ist es dort üblich, dass Mädchen auf den Schultoiletten gratis einen Tampon oder eine Binde aus dem Spender ziehen können.  In Viersen gibt es die von der Kommune bezahlten Hygieneartikel bisher nicht. Dass will die SPD ändern. Sie beantragt, dass die Verwaltung ein Konzept erarbeiten soll, wie die kostenlose Ausgabe von Menstruationsartikeln an weiterführenden Schulen sowie in Bürgerämtern und weiteren öffentlichen Gebäuden zeitnah realisiert werden kann. „Denkbar ist hierbei die Anschaffung hygienischer und vandalismussicherer Spender für Damenbinden und Tampons, die eine kontrollierte Ausgabe ermöglichen“, heißt es in dem Antrag.

Der SPD geht es dabei darum, die sogenannte Periodenarmut zu verhindern. „Laut Arbeitslosengeld-II-Regelsatz stehen einer alleinstehenden oder alleinerziehenden Person 17,02 Euro des Gesamtsatzes von 446 Euro für den Einkauf von Gesundheits- und Pflegeartikeln pro Monat zur Verfügung. Mädchen und Frauen werden hier vor besondere Herausforderungen gestellt, denn sie müssen neben Hygieneprodukten des täglichen Bedarfs auch Menstruationsartikel wie Binden und Tampons erwerben“, erklärt Patricia Jessen, sachkundige Bürgerin für die SPD. „Die Kosten für diese Produkte werden monatlich auf bis zu 15 Euro geschätzt – Schmerzmittel oder ähnliche mit der Menstruation verbundene Kosten sind dort noch nicht mit eingerechnet.“ Schülerinnen benutzten Stoffreste und Toilettenpapier statt hygienischer Artikel. Jessen: „Obwohl die genauen Zahlen und Untersuchungen zu dem Thema in Deutschland gänzlich fehlen, zeigt ein Blick in unser Nachbarland Großbritannien, wie akut dieses Problem die Lebensrealität von Mädchen und Frauen bedroht. Dort kann sich eines von zehn Mädchen im Schulalter keine Binden und Tampons leisten.“ In Schottland sei seit Ende 2020 gesetzlich geregelt, dass in öffentlichen Einrichtungen, insbesondere Schulen und Universitäten, Menstruationsartikel gratis zur Verfügung gestellt werden, so Jessen.

Doch der SPD geht es auch noch um etwas anderes. „Die Periode nimmt keine Rücksicht auf den Zeitpunkt oder die Lebenssituation, lässt sich nicht beeinflussen oder regulieren. Daher passiert es nicht selten, dass Mädchen und Frauen plötzlich und unerwartet in die Situation kommen, dass sie akut Menstruationsartikel benötigen“, sagt Jessen. Da könnten öffentliche Hygieneartikel-Spender Frauen und Mädchen konkret im Alltag stärken.

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