Viersen Spaß an Geschichte im Viersener Salon

Viersen · Das Forum des Heimatvereins feiert eine weitere Premiere. Das Dülkener Clara-Schumann-Gymnasium besuchte während der schuleigenen Projektwoche "Demokratie und Europa" als erste Schule die aktuelle Ausstellung.

 René Franken, Kurator der Ausstellung, mit Schülern des Clara-Schumann-Gymnasiums Dülken vor der Viersener Schöffenamtstruhe von 1698.

René Franken, Kurator der Ausstellung, mit Schülern des Clara-Schumann-Gymnasiums Dülken vor der Viersener Schöffenamtstruhe von 1698.

Foto: Busch

"Das habe ich mir viel schwerer vorgestellt", meint Celina und blickt mit etwas Erstaunen auf die Kanonenkugel, die sie in den Händen hält. Vorsichtig gibt sie das helle Geschoss weiter an Luna, die nicht minder überrascht vom Gewicht ist. "Eine Bowlingkugel ist, glaube ich, schwerer", meint René Franken mit einem Lächeln und geht auf das Material ein, aus dem die Kanonenkugel zu Zeiten der Belagerung von Neuss hergestellt worden waren.

Geschichte zum Anfassen, das erlebte jetzt das Dülkener Clara-Schumann-Gymnasium im Viersener Salon der Villa Marx. Und zwar als Premiere, denn die Europaschule "ist die erste Schule, die unser Angebot des Ausstellungsbesuches nutzt", freut sich Dr. Albert Pauly, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Viersen. Während der schulinternen Projektwoche zum Thema "Demokratie und Europa" passte die aktuelle Ausstellung im Viersener Salon mit dem Titel "Der Niederrhein - Schauplatz europäischer Geschichte" thematisch genau dazu. "Die 650-Jahr-Feier in Dülken war unsere Basis, die wir dann etwas ausgeweitet haben", erklärt Geschichtslehrerin Liesel Föhr. Bevor es dabei in die Ausstellung ging, beschäftigten sich die 24 Schüler von der fünften Klasse bis zur Eingangsstufe mit dem eigens vom Heimatverein angefertigten Schulkoffer für weiterführende Schulen. Das Dülken zu Jülich und Viersen zu Geldern gehörte, es kein Stadttor gab und das Heiraten zu damaliger Zeit keine Liebeshochzeiten, sondern Zweckehen waren, erstaunte schon bei den Vorbereitungen auf den Ausstellungsbesuch.

In der Ausstellung selber ist René Franken, der Kurator der Ausstellung, inzwischen bei den Landwehren angekommen. Auf einem großen Bildschirm laufen die Bilder der verschiedenen Landwehren, die es unter anderem in den Süchtelner Höhen noch gibt. Dass diese Wehren einst mit Dornengestrüpp und Gräben unüberwindliche Hindernisse darstellten, können sich die Schüler heute kaum noch vorstellen. Der Grenzstein mit dem Kreuz der Kurfürsten von Köln und der Jahreszahl 1575, die Wappen der Herzogtümer, die Waffen der damaligen Zeit oder der Halsring, der einst auf dem Viersener Galgenberg in Benutzung war - die Ausstellung macht Geschichte lebendig, zumal Franken anschaulich erklärt. "Ich hätte nicht gedacht, dass Geschichte so spannend ist und mir soviel Spaß macht", meint Hannah. Und mit dieser Meinung steht sie nicht alleine dar. Die Schüler schreiben Gehörtes fleißig mit und machen unzählige Fotos. "Wir werden im Anschluss eine Präsentation machen", berichten Yannick und André, die gerade die Kaminplatte aus dem 17. Jahrhundert und eine Armbrust fotografieren. Die Touch-Screen-Monitore, an denen Wappen sowie die alten Kurfürsten- und Herzogtümer auf das Gebiet des heutigen Kreises Viersen samt Umgebung zugeordnet werden können, erfreuen sich großer Beliebtheit. Schließlich veranschaulichen sie einmal auf andere Art und Weise Geschichte und spiegeln ein stückweit den europäischen Kontext wieder, in dem sich Dülken seit 650 Jahren historisch gesehen befindet.

(tref)
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