Viersen Sparkasse schließt sechs Filialen in Viersen

Viersen · In den vergangenen Jahren sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Sparkasse schwieriger geworden. Nun strukturiert das Geldinstitut sein Geschäft um. Sechs Standorte sollen bis Ende des Jahres schließen.

 Diese Standorte gibt es auch im nächsten Jahr noch: Die Sparkasse bekenne sich auch mit dem neuen Filialnetz zu Fläche, sagte die Vorstandsvorsitzende Birgit Roos.

Diese Standorte gibt es auch im nächsten Jahr noch: Die Sparkasse bekenne sich auch mit dem neuen Filialnetz zu Fläche, sagte die Vorstandsvorsitzende Birgit Roos.

Foto: Sparkasse KRefeld

Wer in Zukunft in Boisheim Geld abheben möchte, könnte es schwer haben. Bisher bot die Sparkasse die einzige Möglichkeit dazu. Doch das Geldinstitut schließt bis Ende des Jahres seine Geschäftsstelle im kleinsten Viersener Stadtteil, ebenso wie die Filialen in Beberich, Helenabrunn, Hoser, Dülken-Lindenallee und den S-Shop im Rahser. "Ich bin mit diesem Beschluss überhaupt nicht einverstanden", schimpft Boisheims Ortsbürgermeister Rainer Thielmann. Der Ort werde abgehängt. "Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir einen öffentlichen Auftrag haben", sagte gestern die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld, Birgit Roos. "Aber wir können diese Filialen nicht aufrechterhalten."

Roos informierte gestern die Öffentlichkeit über den Entschluss. Die erforderlichen Gremien haben bereits zugestimmt. Auch in Geldern sollen zwei Geschäftsstellen den Betrieb einstellen. In Krefeld hatte das Geldinstitut schon in den vergangenen Jahren Standorte geschlossen.

Ein wichtiger Grund dafür sei die Digitalisierung der Gesellschaft, sagte Roos. "Der Kunde erzählt uns, dass er Nähe heute anders definiert als früher." Kunden jeden Alters nutzen inzwischen das Internet. Die Sparkasse berät sie unter anderem per Chat und E-Mail. Auch die Anforderungen an die Filialen haben sich verändert. "Früher hat die Sparkasse funktioniert, indem man gut beraten hat", sagte Vorstandsmitglied Siegfried Thomaßen. Das reiche nicht mehr. "Heute braucht der Kunde einen Berater, der ihn genau versteht und seine Lebensphase kennt." Zudem müsse er über tiefergehende Fachkenntnisse verfügen. Die Sparkasse hat ihre Berater in den vergangenen Monaten deshalb geschult, so dass sie sich besser mit Spezialthemen auskennen. Außerdem dürfen sie mehr Entscheidungen treffen als zuvor. Mit Hilfe einer besseren und persönlicheren Beratung will das Geldinstitut neue Kunden gewinnen, sagte Roos.

Für die Bank hat es eine hohe Bedeutung, dass ihr dies gelingt - oder sie zumindest die bestehenden Kunden halten kann. Ihr Gewinn war in den vergangenen Jahren - bei einer Bilanzsumme von mehr als 8 Milliarden Euro - mit knapp 8 Millionen Euro recht niedrig ausgefallen. Vor der Finanzkrise hatte die Kasse noch knapp 11 Millionen Euro erwirtschaftet.

Das hat auch mit den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun. Zwar ist das Geldinstitut weiter Marktführer bei gewerblichen und Privatkunden im Kreis Viersen. Doch die Konkurrenten der Sparkasse werben mit kostenfreien Girokonten, die die Sparkasse nicht anbietet - schon, weil sie als öffentlich-rechtliches Institut Filialen und Geldautomaten auch in kleinen Orten vorhalten muss. Diese gibt es nicht umsonst. Ebenso wie andere Banken verdient die Sparkasse durch das niedrige Zinsniveau weniger an Krediten als früher, auch das Volumen der vergebenen Darlehen ist gesunken. Und: Die Auflagen für Banken sind nach der Finanzkrise strenger geworden. Auch die Sparkasse muss sich daran halten, mehr Geld zurücklegen.

Die Standorte, die nun geschlossen werden, haben sich laut dem Vorstand seit Jahren nicht mehr gerechnet. Dies trifft auch auf einige Filialen zu, die die Sparkasse behalten wird. Ausschlaggebend dafür, welche Filialen geschlossen werden sollen, war unter anderem die demografische Entwicklung des Umfelds, die Entfernung zu anderen Geschäftsstellen und die Entwicklung des Kundenbestands. Die Sparkasse spart durch die Schließungen Geld. Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht geplant.

An den geschlossenen Standorten werden keine Geldautomaten aufgestellt. "Die Kunden fahren nicht extra zum Geld abheben an einen Ort", begründet Thomaßen die Entscheidung. Eine Ausnahme ist der S-Shop im Rahser, der im Real-Markt liegt.

Für Boisheim will der Sparkassen-Vorstand noch überlegen, ob es dort ein neues Angebot geben könnte. Thielmann glaubt, dass es zum Beispiel in den geplanten Dorfladen integriert werden könnte. Dies sei für viele Boisheimer wichtig. "Hier wohnen viele, die kein Internet haben und kein Online-Banking nutzen", sagt der Ortsbürgermeister.

(RP)
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