Viersen So schön ist der Bach bei Nacht

Viersen · Sie bringen die Nacht zum Leuchten: Dieter Helgers, Uli Berger und Frank Reipen malen ihre Kunstwerke mit Licht und ihren Kameras. Light-Art-Performance heißt ihr nächtliches Hobby, das völlig neue Sichtweisen aufdeckt.

 Uli Berger, Dieter Helgers und Frank Reipen mit ihrer Ausrüstung für die nächtlichenStreifzüge.

Uli Berger, Dieter Helgers und Frank Reipen mit ihrer Ausrüstung für die nächtlichenStreifzüge.

Foto: Busch

Die dicke Berta darf nie im Gepäck fehlen. Sie ist so etwas wie ein Pinsel für die drei Fotokünstler. Dieter Helgers nimmt sie in die Hand und deutet an, wie er mit ihr im Einsatzfall malt: Er knipst sie an und macht kreisende Bewegungen in der Luft. "Die dicke Berta" ist eine LED-Taschenlampe, wobei das gute Stück wohl kaum in eine Hosentasche passt. 40 Zentimeter ist sie lang, 500 Meter weit leuchtet sie. Als Leinwand dient den drei Hobby-Fotografen Dieter Helgers, Uli Berger und Frank Reipen bei ihren Kunstaktionen der Fokus der Kamera.

Ihr Hobby heißt "Light-Painting", wobei als Lichtwerkzeuge neben der LED-Taschenlampe X21 auch Pyrotechnik und kleinere LED-Lampen dienen. "Es gibt so viel schönes in der Nacht zu sehen, wenn andere schlafen — das wollen wir mit unserer Kunst sichtbar machen", erklärt Uli Berger. Also machen sich die drei Herren, die sich beim Fotostammtisch Niederkrüchten gefunden haben, ausschließlich nachts auf den Weg. Suchen dunkle Unterführungen, gehen über düstere Feldwege, betrachten nächtliche Flüsse oder schaurig schöne Plätze.

Und dann beginnt die Light-Art-Performance: Die Stative samt Kameras der drei Fotografen werden aufgestellt, und dann beginnt das Licht-Spektakel. Ein Fahrrad mit bunten LED-Lämpchen bestückt dreht sich im Fokus der Kamera, dann wird das Objektiv zugedeckt und eine neue Lichtquelle ins Bild gebracht. Die Belichtungszeit kann bis zu zehn Minuten dauern. Auf dem Bild sind dann später bunte Blumenkübel, Lichtnebel, Schlangenfiguren und Spiralenförmige Lichtkegel zu sehen. "Das ist alles nur durch die Belichtungszeit entstanden — es wird nichts am Computer bearbeitet, das ist die oberste Regel", erklärt Frank Reipen diese Light-Art-Performance und deutet auf ein Bild, auf dem es aussieht, als würden an einem Menschen Flammen hoch züngeln. "Es ist die Einmaligkeit, die so faszinierend ist an dem Hobby. Ein Bild malt man, dieses Bild ist aber eine Momentaufnahme, die wir haben", so Uli Berger: "Das Spiel aus Licht und Schatten bekommt in der Dunkelheit noch einmal eine ganz andere Sichtweise, die wollen wir darstellen."

Eine ganz besondere Sichtweise kam dadurch kürzlich in Immerath zum Vorschein. Die drei Lichtkünstler wagten sich nachts zu einer Kirche, die demnächst vor dem Braunkohleabbau-Gebiet weichen soll. "Bevor sie in Vergessenheit gerät, wollten wir sie ins rechte Licht rücken. Wir inszenieren Orte, die man durch den Lichteinfall nachts anders wahrnimmt", sagt Dieter Helgers aus Elmpt und fachsimpelt mit seinen beiden Freunden über Brennweite, Blende und Kameraperspektive — "Spannend ist auch, dass jeder von uns völlig andere Sichtweisen einnimmt", erklärt Frank Reipen und zeigt drei verschiedene Bilder, die sich jedoch mit ein und demselben Motiv beschäftigen. "In unserer Sammlung fehlen noch so einige Motive, die wir nachts aus unserer Sicht beleuchten wollen. Wir sind da wie Ornitologen, die bestimmte Vogelarten gesehen haben wollen", erläutert Uli Berger lachend.

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