Adventszeit in Viersen So reagiert das Lichterhaus Bockert auf die Stromkrise

Viersen · Viele Menschen aus dem Umland kommen in der Adventszeit zur Hardter Straße. Seit Jahren erleuchten dort mehr als 100.000 LED die Häuser zu einem „Weihnachts-Lichterdorf“. Wie reagieren die Organisatoren auf die Energiekrise?

Sandra und Jürgen David, Laura (11) mit Walter und Zeliha Ohlenforst (v.l.) illuminieren seit Jahren ihre Doppelhaushälften als „Weihnachtslichterdorf im Bockert“. Dieses Jahr aber etwas anders als vor der Energiekrise. 
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Sandra und Jürgen David, Laura (11) mit Walter und Zeliha Ohlenforst (v.l.) illuminieren seit Jahren ihre Doppelhaushälften als „Weihnachtslichterdorf im Bockert“. Dieses Jahr aber etwas anders als vor der Energiekrise. RP-Foto: Knappe

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

In den Garagen von Walter und Zeliha Ohlenforst sowie Jürgen und Sandra David türmen sich meterlange Lichterketten, Leuchtfiguren und selbstgemachte Adventskränze. Trotz der Energiekrise soll all das und viel mehr auch in diesem Jahr am Haus hängen. Vier Wochen lang verbringen die befreundeten Nachbarn jede freie Zeit damit, ihr Weihnachtshaus an der Hardter Straße zu schmücken. Alle verfolgen ein Ziel: Ab dem 26. November soll das Grundstück im perfekten Lichterglanz erstrahlen. 

In diesem Jahr standen die Initiatoren vor einer besonderen Frage: Soll in Zeiten der Energiekrise das Eigenheim trotzdem zum Leuchten gebracht werden? „Wir haben uns gemeinsam dafür entschieden“, sagt Jürgen David. „Wir wollen den Menschen dieses Highlight nicht nehmen.“ 

In den vergangenen Jahren hat sich das Lichterhaus über Viersens Stadtgrenzen hinaus etabliert. Bereits im Januar fragen Nachbarn und Bekannte, ob es mit dem Lichterhaus weitergeht: „Wir möchten den Menschen trotz Energiekrise eine besinnliche Zeit ermöglichen“, sind sich die Initiatoren einig. Trotzdem möchten die Viersener sparen: Deswegen werden rund 20.000 LED weniger als im vergangenen Jahr verwendet. Rund 100.000 LED werden trotzdem noch die Hardter Straße erhellen.

In den vergangenen Jahren haben die Viersener bereits auf energiesparende LEDs umgerüstet. „Der Stromverbrauch ist im Vergleich zu früheren Lampen schon ziemlich gering“, betont David. Außerdem werden die Familien zwei Leuchtstunden am Morgen zwischen sechs und acht Uhr in diesem Jahr aussetzen.

Der Ursprung des mittlerweile schon zur Tradition gewordenen Lichterhauses liegt in einem kleinen Wettstreit zwischen den beiden Familien. Jeder beleuchtete seine Doppelhaushälfte zu Weihnachten. „Wenn der eine zwei Lichterketten hatte, holte der andere eine dritte raus“, erinnert sich David. „Dann haben wir uns dazu entschlossen, zusammen zu dekorieren“, ergänzt Ohlenforst.  Zunächst veranstalteten die beiden Familien auf ihrem illuminierten Grundstück kleine Nachbarschaftsfeste. Doch das Lichterhaus zog auch Menschen außerhalb der Nachbarschaft an.

Seitdem bieten sie einen öffentlichen Glühwein-Ausschank an, außerdem gibt es eine Spendenbox. Donnerstags bis sonntags können Besucher von 17 bis 22 Uhr nicht nur das Lichterhaus bestaunen, sondern sich auch mit einem heißen Getränk sozial einbringen. Der Erlös der Getränke, ob Glühwein, Kinderpunsch oder Kakao, ist für hilfsbedürftige Menschen in Viersen gedacht. Im vergangenen Jahr konnte durch die Einnahmen ein neues Auto für das Frauenhaus in Viersen besorgt werden: „Diese fuhren einen 22 Jahre alten Wagen und brauchten dringend einen neuen. Durch die Spenden und das Autohaus Schroers  konnten wir einen neuen Siebensitzer besorgen“, berichtet Ohlenforst. Den beiden Familien ist es wichtig, dass das Geld in ihrer Heimatstadt bleibt: „Wir überreichen keine Geldspenden, sondern sprechen mit den Institutionen ab, was gebraucht wird“, berichtet Ohlenforst. „Dann besorgen wir die benötigten Dinge und überreichen Sachspenden.“

In diesem Jahr wird die Viersener Tafel vom Bockerter Weihnachtshaus unterstützt. „Durch die Energiekrise und den Ukraine-Krieg sind immer mehr Menschen auf die Hilfe von der Tafel angewiesen“, wissen die beiden Familien. Vor Ort haben sie sich die Situation angeschaut: „Es ist unglaublich, was die Ehrenamtler dort für eine Leistung erbringen. 2500 Menschen werden allein in Viersen von der Tafel versorgt“, betont David. Im Januar werden die Nachbarn von den Spenden Lebensmittel für die Kunden der Tafel besorgen. Darauf freuen sich die Initiatoren schon. Und auch auf viele schöne Abende mit bekannten und unbekannten Gesichtern: „Am 23. Dezember ist unser Closing. Die Weihnachtshaus-Zeit ist immer schön, auch wenn wir am 24. Dezember alle platt unter dem Tannenbaum liegen.“

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