Rassismus-Diskussion So läuft die „Schwarz fahren“-Debatte im Kreis Viersen

Kreis Viersen · Die Düsseldorfer Rheinbahn und die Stadtwerke Neuss verzichten in Zukunft auf den Begriff „schwarz fahren“. Im Kreis Viersen sieht das anders aus.

Elmar von der Forst (KVS) sieht für sich in der „Schwatz fahren“-Debatte „aktuell keinen Handlungsbedarf“.

Elmar von der Forst (KVS) sieht für sich in der „Schwatz fahren“-Debatte „aktuell keinen Handlungsbedarf“.

Foto: Daniela Buschkamp

Einige Verkehrsbetriebe in Deutschland und Österreich haben es bereits getan, etwa die Stadtwerke Neuss im benachbarten Rhein-Kreis Neuss, die Rheinbahn in Düsseldorf  oder  Verkehrsunternehmen in Berlin oder München: Sie verzichten in Zukunft auf den Begriff „Schwarz fahren“ für diejenigen, die ohne ein gültiges Ticket in Bus oder Bahn unterwegs sind. Damit reagieren sie auf die aktuelle Debatte um diesen Begriff, der als rassistisch und diskriminierend empfunden werden könnte.

Im Kreis Viersen ist dies bei den Verkehrsbetrieben aktuell kein Thema – allerdings aus unterschiedlichen Gründen.

Bei der NEW mobil, deren Busse im Kreis Viersen unterwegs sind, findet man die Bezeichnung „Schwarz fahren“ online auf der Homepage nicht. Dort ist etwa von „Kunden, die ohne ein gültiges Ticket eine Personenbeförderungsleistung in Anspruch nehmen“, die Rede. Und dies ist eine bewusste Sprachregelung, wie eine Sprecherin erklärt: „Bei der NEW mobil & aktiv sprechen wir schon seit mehreren Jahren von ,Fahrgästen mit erhöhtem Beförderungsentgelt´.“ Beschwerden über den Begriff „Schwarz fahren“ seien ihr nicht bekannt. Auch bei Elmar von der Forst, Geschäftsführer der Kraftverkehr Schwalmtal (KVS), hat es dazu noch keine Beschwerden gegeben, wie er erklärt. Handeln will er nicht: „Ich sehe jetzt auch keinen Grund, einen Begriff der seit 40 Jahren umgangssprachlich nie zu Problemen geführt hat, zu ändern.“

Ob sich „schwarz fahren“ auf die Hautfarbe von Menschen bezieht, wie Kritiker jetzt argumentieren, ist unter Linguisten allerdings nicht unumstritten: Der Düsseldorfer Sprachwissenschaftler Stefan Hartmann verweist auf Quellen, wonach die Bezeichnung „schwarz“ von Schmugglern stammt, die ihrer Tätigkeiten meist in der Nacht nachgehen, oder von ihrer Gewohnheit, die Gesichter zu schwärzen, um sich unkenntlich zu machen.

Der Sprachwissenschaftler Eric Fuß von der Universität Leipzig hatte wiederum in mehreren Medien erklärt, dass der Ausdruck vom jiddischen Wort „shvarts“ (Armut) komme. Damit würden also Menschen bezeichnet, die zu arm waren, um sich ein Ticket kaufen zu können.

(busch-/jasi)
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