Streik im Kreis Viersen So läuft der „Superstreik“ im Kreis Viersen
Kreis Viersen · Auch am Tag des „Superstreiks“ waren einige Busse unterwegs. Ein Schwimmbad in Viersen öffnete streikbedingt am Montagmorgen nicht.
Montag, 27. März, 7.30 Uhr: Schon der Parkplatz vor dem Bahnhof in Viersen wirkt verdächtig leer. Kein Wunder: Heute ist der Tag des großen Streiks, zu dem die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten im Öffentlichen Nahverkehr aufgerufen hat. Der erste Eindruck bestätigt sich auch im Bahnhofsgebäude: Keine Menschenseele ist zu der üblichen Pendler-Rush-Hour unterwegs. Diejenigen, die das Gebäude betreten, gehen erst gar nicht zu den Gleisen durch – ihr Weg endet oftmals bei der dort ansässigen Bäckerei. Und doch begibt sich ein Viersener (29) hoch zum Gleis 4 – und kehrt nach einem kurzen Blick auf die Anzeigentafel wieder um. Denn dort steht groß geschrieben: „EVG-Streik“. Auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Beschäftigten aller Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen zu einem Warnstreik aufgerufen.
Der 29-Jährige wollte mit der Bahn nach Krefeld: „Ich habe Urlaub und wollte mich dort mit einem Freund treffen“, berichtet er. Doch daraus wird nichts: „Wir werden unser Treffen verschieben müssen“, sagt der Viersener, der anonym bleiben möchte. Er habe von dem Streik zwar gehört, aber vergessen, dass er an diesem Montag stattfindet. „Ich halte da nicht viel von“, sagt er. „Für mich ist es nur ein Treffen, das flachfällt. Andere Menschen sind aber viel stärker betroffen.“ Die Auswirkungen auf die Gesellschaft seien unverhältnismäßig hoch. „Auch die Forderungen sind überzogen“, meint der Viersener – und macht sich auf den Heimweg.
An den Bushaltestellen vor der Sparkasse in Lobberich hingegen sieht es am Vormittag des „Superstreiks“ ziemlich normal aus. „Streik? Habe ich nicht mitbekommen“, sagt eine junge Frau, die mit einem Kinderwagen an ihrer Seite an der Haltestelle wartet. Und das macht auch nichts: Ein Wagen der Linie 093 mit dem Schriftzug der Brüggener Kessels-Reisen GmbH fährt die Station ebenso plangemäß an wie Busse der KVS Schwalmtal. „Wir sind ein Privatunternehmen, uns betrifft das nicht“, sagt ein Fahrer, bevor er die Türen schließt und gen Brüggen davonrollt.
Auch Busse anderer privater Unternehmen sind an diesem Montag in Nettetal unterwegs. Für Schüler bedeutete das: Auf Unterricht mussten sie in der Regel nicht verzichten. „Der Streik hatte keine Auswirkungen bei uns“, berichtet Leo Gielings, Leiter der Gesamtschule in Breyell, „wir haben nur wenige Schüler, die mit dem ÖPNV kommen.“ Bei Streiks könnten viele auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen oder sich von Eltern bringen lassen.
In Viersen hingegen kommt es an diesem Montag zeitweise zu streikbedingten Ausfällen und Einschränkungen bei den Linienbussen der NEW mobil und aktiv – das gelte aber nicht für den freigestellten Schülerverkehr, der fahre nach Plan, berichtet ein NEW-Sprecher. Zudem bleibt eine Einrichtung der NEW streikbedingt geschlossen: das Stadtbad in Viersen.