Kreis Viersen So beurteilt das Ministerium die Anträge der Krankenhäuser

Kreis Viersen · Acht weitere Krankenhäuser haben neben St. Irmgardis in Süchteln einen Antrag auf Einrichtung einer Geriatrie-Abteilung gestellt. Die Anhörung läuft bis 3. August. Eine Entscheidung soll im Oktober fallen. Hier sind die Einschätzungen des NRW-Gesundheitsministeriums zu den einzelnen Anträgen:

Die Alexianer Tönisvorst GmbH, das ehemalige Antoniuszentrum, hat eine Geriatrie mit 60 Plätzen beantragt. 25 Plätze der Inneren Medizin sollten umgewidmet werden, die Gesamtbettenzahl hätte sich damit auf 110 Planbetten erhöht. Doch das Ministerium gibt dem Krefelder Haus der Alexianer den Vorzug. In Tönisvorst fehle ein Bezug zu anderen Fachabteilungen wie Gynäkologie, Urologie, Neurologie, heißt es in dem nicht-öffentlichen Schreiben des Ministeriums. Die Zusammenarbeit konzentriere sich sehr auf den eigenen Verbund. Auch die räumlichen Voraussetzungen beurteilte das Ministerium eher kritisch, weil Tönisvorst eine Mitnutzung von Therapieräumen der Reha-Klinik eingeplant habe.

Die Helios-Kliniken Krefeld betreiben bisher die einzige Geriatrie im Stadtgebiet mit 52 Betten (laut Helios-Klinikum sind es 58 plus 12 Tagesklinik-Plätze). Sie hatten 42 zusätzliche Betten beantragt. Laut Ministerium erfüllen sie grundsätzlich die Anforderungen an eine Geriatrie. Die 2012 bemängelte personelle Ausstattung sei verbessert worden. Kritisch sei allerdings zu betrachten, "dass die Träger der umliegenden Häuser wenig Bereitschaft zeigen, ... mit dem Helios-Klinikum zu kooperieren".

Das Krankenhaus Maria-Hilf der Alexianer in Krefeld hat eine Geriatrie mit 60 Betten beantragt. 30 Betten könnten umgewidmet werden, 30 neue kämen hinzu. Das Ministerium will 30 Betten bewilligen. In den Erläuterungen heißt es: "Insgesamt überzeugt das Konzept des Krankenhausträgers, gerade auch durch die Behandlungsmöglichkeiten in der hauseigenen Gerontopsychiatrie." Maria-Hilf sei der Vorzug zu geben vor der Alexianer Tönisvorst GmbH, weil in Krefeld mehr Fachexpertise vorgehalten werde.

Mit Helios-Klinikum (52 Betten) und Alexianern (30 Betten) sei die geriatrische Versorgung für das Stadtgebiet Krefeld damit gesichert. Die Einwohner im Krefelder Süden müssten so nicht mehr die gesamte Stadt durchqueren. Auch Meerbusch und Kaarst könnten von der zusätzlichen Geriatrie am Alexianer-Krankenhaus profitieren.

Die Krankenhäuser in Mönchengladbach gehen bei der Vergabe der Geriatrie-Abteilungen nicht nur leer aus, sie sollen Betten reduzieren. So ist vorgesehen, dass die Städtischen Kliniken Mönchengladbach (Elisabeth-Krankenhaus Rheydt) 40 von 135 Betten abbaut. Sie hatten eine Beibehaltung ihrer Geriatrie beantragt. Die bestehenden 135 Betten seien nicht ausgelastet gewesen, heißt es als Begründung.

Das Ministerium sieht 95 Planbetten für die Versorgung der Stadt als ausreichend an. "Die im Jahr 2012 neu bezogenen Räumlichkeiten entsprechen voll den Anforderungen des Bundesverbandes Geriatrie ..." Das Ministerium kritisiert indes, dass der geriatrische Versorgungsverbund unzureichend dargestellt sei und Angaben zu Partnern z.B. in der ambulanten Pflege und der Palliativversorgung fehlen. Der Krankenhausträger habe sich mit der Verringerung seiner Kapazitäten einverstanden erklärt, wenn sie dem Lukaskrankenhaus in Neuss zu Gute komme.

Die Kliniken Maria Hilf Mönchengladbach hatten 40 Geriatrie-Betten beantragt. Das Geriatriekonzept sei "unvollständig" und "nur unzureichend dargestellt", urteilt das Ministerium.

Das Krankenhaus Neuwerk "Maria von den Aposteln" hatte 60 Betten beantragt. Als "bedenklich" bewertete das Ministerium im Konzept die Schwerpunkte Demenz und Alterstraumatologie, da sie zu Lasten der Grundversorgung gehen könnten. Außerdem sei Neuwerk in keinem der beiden neu gegründeten Versorgungsverbünde einbezogen. Auch die Kooperation mit niedergelassenen Ärzten sei dürftig. Der Antrag überzeuge nicht in dem Maße, dass er die nachteilige Lage im Versorgungsgebiet aufwiege, heißt es als Fazit.

Das Städtische Lukaskrankenhaus in Neuss hat eine Geriatrie mit 60 bis 65 neuen Betten beantragt. Damit sollte sich die Gesamtbettenzahl auf 578 bis 583 erhöhen. Das Ministerium will allerdings nur den Zuschlag für 30 Betten geben. Damit soll das Lukaskrankenhaus den Nordkreis mitversorgen. Positiv hebt das Ministerium hervor, dass Verbundstrukturen bereits bestehen und eine Vernetzung mit dem ambulanten Sektor gelebt werde. Kritisch wird dagegen erwähnt, dass die angedachte Zertifizierung des Versorgungsverbundes vage bleibe und dass die Klinik keine Angaben darüber mache, ob es überhaupt die räumlichen Kapazitäten für 60 weitere Betten vorhalte.

Zusammen mit den bereits bestehenden 52 Geriatrie-Betten am Kreiskrankenhaus Grevenbroich sieht das Ministerium die geriatrische Versorgung im Rhein-Kreis Neuss damit als gesichert an. Grevenbroich geht nach diesem Plan leer aus und erhält keine zusätzlichen Betten. Das Kreiskrankenhaus hatte zu seinen 52 Betten weitere 61 beantragt, um den Rhein-Kreis-Neuss geriatrisch zu versorgen. Der erforderliche Versorgungsverbund sowie wichtige Kooperationen seien in Grevenbroich vorhanden, heißt es in den Erläuterungen. Allerdings habe keine Personalplanung für die beantragte Ausweitung vorgelegen. Auch eine Zertifizierung mit dem "Qualitätssiegel Geriatrie" liege nicht vor.

(RP)
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