Sinfoniekonzert in Viersen Verzögerter Start und gutes Ende

Viersen · Beim dritten Sinfoniekonzert in der Festhalle Viersen gastierten das Sinfonieorchester des Nationaltheaters Prag und der Cellist Wen-Sinn Yang.

Das war ein Schrecken für die Besucher in der fast lückenlos besetzten Festhalle. Das Orchester aus Prag hatte schon Platz genommen, da erschien Abteilungsleiterin Brigitte Baggen auf dem Podium und bat das Publikum um etwas Geduld. Gerd Schaller, der Dirigent, habe eine Gallenkolik und müsse medizinisch betreut werden. Doch nach etwa zehn Minuten erschien der noch etwas bleiche Stabführer und brachte Wen -Sinn Yang, den Schweizer Cellisten taiwanesischer Herkunft, gleich mit. Nun starteten alle ins Cellokonzert h-Moll op.104, das letzte Orchesterwerk Antonin Dvoráks (1841-1904).

Verständlicherweise geriet das Orchestervorspiel noch ein wenig hölzern. Doch mit dem ersten Einsatz des großartigen Cellisten, der neben seiner regen Konzerttätigkeit seit 2004 eine Professur an der Münchner Musikhochschule innehat, ließ sich das vor allem in den Streichern und im Blech sehr gut besetzte Orchester zu hoch romantischer Klangentfaltung und bestens mit dem Solisten abgestimmtem Spiel animieren, das Gerd Staller bewundernswert präzise zu koordinieren wusste.

Wen-Sinn Yang faszinierte mit dem warm getönten, raumfüllenden Ton seines edlen Instrumentes und mitreißender, klug differenzierter Interpretation. Für den frenetischen Beifall dankte er mit einem Bach-Präludium und wünschte „eine besinnliche Adventszeit“.

Nach der Pause wirkte Gerd Schaller weitaus stabiler – er stürzte sich mit Vehemenz in Johannes Brahms‘ 1.Sinfonie c-Moll op.68. Ohne auf die Außenwirkung zu achten, modellierte er mit eigenwilliger, aber in jeder Phase effektiver Zeichengebung die weiten spätromantischen Melodiebögen und mobilisierte alle dem Orchester innewohnenden klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten. Das Ergebnis war eine reich gestaffelte, packende Wiedergabe, besonders des Finalsatzes mit dem ohrwurmverdächtigen hymnischen Hauptthema. Das Publikum dankte den Gästen und vor allem dem tapferen Dirigenten enthusiastisch.

(oeh)
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