Schwalmtal Selbst ist die Frau

Schwalmtal · Frauen und Handwerk – das passt nicht zusammen! Diese überholte Meinung teilen nicht nur viele Männer, sondern sogar auch einige Frauen. Abhilfe schafft da der VHS-Kursus "Heimwerken für Frauen".

 Unter der Leitung von Iana Bettina Hellwig lernen Teilnehmerinnen einer VHS-Gruppe, wie man eine Lampe aufhängt, eine Steckdose überprüft und mit einer Bohrmaschine umgeht.

Unter der Leitung von Iana Bettina Hellwig lernen Teilnehmerinnen einer VHS-Gruppe, wie man eine Lampe aufhängt, eine Steckdose überprüft und mit einer Bohrmaschine umgeht.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Und jetzt gehen wir an die Bohrmaschinen." Bei diesen Worten kommt Bewegung in die kleine Gruppe, die sich am Samstag in der Janusz-Korczak-Realschule eingefunden hat. Nun gilt es, das eben Gelernte praktisch umzusetzen. Die sieben Frauen versammeln sich um die Steinplatten und warten gespannt darauf, die Maschinen endlich einschalten zu dürfen. Mit dem Arbeitskreis "Heimwerken für Frauen" bietet die Kreisvolkshochschule Viersen dem vermeintlich schwächeren Geschlecht die Möglichkeit, sich an einfache handwerkliche Aufgaben im Haushalt heranzuwagen.

Ausbildung zur Tischlerin

Unter der Leitung von Iana Bettina Hellwig lernen die Teilnehmerinnen, wie man eine Lampe aufhängt, eine Steckdose überprüft und Verstopfungen aus dem Waschbecken beseitigt. Hellwig kennt sich mit Heimwerken aus. Nachdem sie in ihrem Haus auf viele handwerkliche Herausforderungen gestoßen war, entschied sich die heute 52-Jährige für eine Ausbildung zur Tischlerin: "In diesem Beruf gibt es schon einige Frauen, in anderen Bereichen wie der Kfz-Mechanik oder dem Sanitärwesen sieht das leider noch anders aus."

Zwischen den Teilnehmerinnen des Kurses herrscht eine gelöste Stimmung. Hier muss sich niemand fürchten, eine dumme Frage zu stellen. Im Gegenteil, lachend wird hier so manches handwerkliche Missgeschick zum Besten gegeben. Gleichzeitig eint die Frauen ein Gedanke: Sie alle wollen in Sachen Heimwerken unabhängig werden. "Ich habe es satt, ständig jemanden fragen zu müssen, wenn ich etwas nicht anbringen kann", begründet Elke Paschmann (57) ihre Teilnahme, "ich möchte jetzt selbst wissen, wie die Sachen funktionieren." Elfi Lämmer-Hirt (58) geht das ständige Warten auf die Nerven: "Wenn ich eine neue Lampe habe, möchte ich mich nicht gedulden, bis jemand die Zeit findet, um sie für mich aufzuhängen."

Auch gewisse Ängste wollen die Teilnehmerinnen überwinden: "Vorher hätte ich mich nie in die Nähe einer Steckdose getraut", sagt Bärbel Eckartz (45). Jetzt erzählt sie stolz, wie bei der Strommessung an einer Steckdose das Lämpchen geleuchtet hat. Die 44-jährige Christiane Fritz-Krücken ist besonders gespannt auf den Umgang mit den diversen Maschinen: "Die hab' ich zwar alle schon mal bei uns um Keller gesehen, aber noch nie benutzt." Das ändert sich jetzt. Denn nachdem die unterschiedlichen Bohrer in die Maschinen eingespannt sind, geht es endlich los: Mit festem Stand und entschlossenem Blick bohrt eine Teilnehmerin nach der anderen Löcher in die Steinplatten. Jedes Loch wird mit einem würdigenden Blick oder auch mit Applaus der anderen quittiert. Bei so viel geballter Frauenpower erfüllt sich dann doch noch ein weibliches Klischee: Beim Anblick einer besonders modernen Maschine entfährt es einer Teilnehmerin anerkennend: "Die sieht aber besonders schick aus!" - Eine angemessene Optik darf beim Heimwerken dann eben doch nicht zu kurz kommen.

(schön)
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