Freizeittipp im Kreis Viersen Heldin vom Erdbeerfeld

Brüggen · Als eine der wenigen Landwirte im Kreis Viersen bietet Familie Ingenrieth in Brüggen-Genholt Erdbeeren zum Selbstpflücken an. Alles, was Sie vor dem Besuch wissen müssen. Ein Bericht von einem Feldversuch.

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Einfacher. Schneller. Nicht so schweißtreibend. Mit weniger Bücken. Und mit weniger  Zwicken im Lendenwirbelbereich. Es ist (m)ein Feldversuch: an einem sonnigen Nachmittag auf einem Erdbeerfeld von Familie Ingenrieth in Brüggen-Genholt. Niemand sonst ist zu sehen, nur Erdbeerpflanzen. Und das sind ganz schön viele. Allerdings geben sie ihre roten Früchte nicht auf den ersten Blick preis. Diese verstecken sich unter dichten Blättern, wollen erst gefunden und dann mit Vorsicht  und Geduld geerntet werden. Sonst gibt es Druckstellen.

Vor dem ersten Pflücken habe ich mir im Hofladen Tipps bei den Erdbeer-Experten geholt: bei Landwirt Hermann Ingenrieth und seiner Tochter, Hofnachfolgerin Christina Ingenrieth. Sie haben seit Mitte Mai Teile ihrer Erdbeerfelder zum Selbst Ernten freigegeben. Damit gehören sie zu den Ausnahmen im Kreis Viersen. Kaum jemand bietet diese Möglichkeit.

„Wir haben damit im vergangenen Jahr begonnen“, erklärt Christina Ingenrieth.  Dabei gab es unterschiedliche Ziele. Das Wichtigste: für den Genholter Hof, seinen Hofladen und sein Saisonrestaurant neue Kundenkreise zu erschließen. „Zum Erdbeeren pflücken kommen viele Familien, die uns noch nicht kennen“, sagt Hermann Ingenrieth. Und wer selbst ernten wolle, muss gleich zwei Mal in den Hofladen: einmal zum Anmelden, einmal zum Bezahlen. Und dabei werde nicht nur Spargel, Gemüse, Marmelade oder Wein gekauft. Oft kommen die zufriedenen Kunden auch wieder.

Zufrieden ist Hermann Ingenrieth durchaus mit der Erdbeersaion –  anders als andere Kollegen, die auf ihren Erdbeerfeldern wegen der schlechten Abnahme gar nicht mehr ernteten. „Um  Ostern waren die Kunden sehr zurückhaltend“, schildert der Landwirt. Doch dies habe sich später gegeben. Zudem habe  man auf die Preisentwicklung reagiert, indem man weniger Erdbeeren an den Großhandel abgegeben habe. So werden die roten Früchte  auch im eigenen Saisonrestaurant verwendet. „Etwa für Spargel-Erdbeer-Salat oder für Erdbeer-Rharbarber-Kompott“, nennt Christina Ingenrieth Beispiele.

Drei Hektar nutzt Familie Ingenrieth, um Erdbeeren abzubauen, Bis zu 30.000 Kilo können sie dort ernten. Ende Juni ist schon viel geerntet. Doch noch gibt es einiges von der Sorte Elianny, sogar noch grün. „Erdbeeren brauchen Sonne, aber nicht zu viel“, sagt Hermann Ingenrieth. Dadurch erhalten sie ihre Süße. Anfang Juli, rechnet der Genholter mit dem Ende der Erdbeersaison.

Auch für mich ist der Feldversuch beendet. Nach 35 Minuten habe ich drei schalen mit isngesamt 1,1 Kilo Erdbeeren gefüllt. Jetzt kommen auch weitere Selbst-Pflücker: Junge Eltern aus Schwalmtal nehmen ihre Tochter (3) mit zum Feld. „Sie liebt Erdbeeren“, verrät ihre Mutter. Ob sie auch das Pflücken liebt? „Besser raus aufs Feld als auf der Couch sitzen“, sagen die jungen Eltern. Dorthin zieht es mich jetzt, mit meinen Erdbeeren. Nie haben sie süßer geschmeckt.

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