Historie in Schwalmtal Wasserversorgung in der Hand der Müllers

Schwalmtal · Im Jahr 1927 wurde in Waldniel der Wasserturm gebaut. Eng verbunden mit ihm ist der Name Müller. Zwei Männer aus dieser Familie waren über Jahrzehnte als „Waater Müller“ bekannt.

 Eine historische Aufnahe vom Wasserturm Waldniel.

Eine historische Aufnahe vom Wasserturm Waldniel.

Foto: Müller

Zum Waldnieler Wasserturm hat Klaus Müller, der Vorsitzende des Heimatvereins Waldniel, eine außergewöhnliche Beziehung. Welche, verrät er auch beim Heimat- und Leinewebertag des Heimatvereins am Freitag, 24. Januar.

Den Wasserturm gibt es noch heute. Er liegt an der Landstraße/Rickelrather Straße in Nähe der Röslersiedlung und ragt, von der Autobahn gesehen, über alles hinaus. „Der Wasserturm hatte eine Ära ‚Waater Müller‘“, sagt Klaus Müller. Heute befindet sich der Turm in Privatbesitz, das Schwalmtaler Wasser komme aus Viersen.

Die Trinkwasserversorgung für die Menschen in der Gemeinde Waldniel gewährleisteten seit jeher Brunnen oder Pumpengemeinschaften. So kam die Gemeinde zu der Lösung mit einem eigenen Wasserwerk an der Landstraße/Rickelrather Straße. An den Minister für Volkswohlfahrt in Berlin ging am 25. Februar 1926 der Antrag für den  Bau eines Wasserwerkes in Waldniel. Die Gesamtkosten beliefen sich 1926 auf 377.000 Mark. Doch später sollten es 411.000 Mark werden.

Der Regierungspräsident gab am 30. Juli die polizeiliche Genehmigung, um eine Trinkwassergewinnungsanlage zu errichten; dazu gehörten auch Rohrleitungen in den öffentlichen Straßen von Waldniel. Damals lebten dort 4400 Menschen. Die Wasserversorgung wurde auf 6000 Menschen ausgelegt, mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 50 Liter.

Ungewöhnlich ist auch die Form des Gebäudes: „Wer sich ihn einmal genau ansieht, stellt fest, dass die Form des Turmes im Bauhausstil einer Schachspiel-Figur gleicht.“ Klaus Müller fragt sich: „Hat sich damit der Architekt Christian Bach ein Denkmal setzen wollen? Er war ein begeisterter Schachspieler.“ Am 20. Juli 1927 wurde die Stelle des Rohrmeisters (technischen Leiters) für das Wasserwerk Waldniel ausgeschrieben. Darauf bewarb sich Müllers Opa Jakob aus Viersen. Von Beruf war er Schlosser von 1924. Bis zur Bewerbung stand Jakob Müller im Dienst der Stadt Viersen, Abteilung Wasserwerk. Die Waldnieler übertrugen ihm die Stelle des Rohrmeisters des Wasserwerkes zum 1. April 1928. Von da an blieb die Leitung des Wasserwerkes 50 Jahre in Müllers Hand.

Am 1. April 1928 wurde das Wasserwerk Waldniel in Betrieb genommen. „Unser Opa also ‚Waater Müller‘ wohnte mit seiner Familie im Wasserturmwärterhaus an der Rickelrather Straße“, erzählt Klaus Müller. Der Wasserturm wurde beim Einmarsch der Amerikaner am 25. Februar 1945, die von Rickelrath kamen, beschossen. Deshalb war er eine Woche außer Betrieb. Damals  versorgten die Rumpuswerke und die KUAG-Werke die Waldnieler mit Wasser aus ihren Hausbrunnen.

Nach 25 Jahren, also 1952, ging Opa Müller in Rente. Der Elektriker Willi Müller, der Onkel von Klaus Müller, wurde der Nachfolger. Willi Müller wurde am 1. Februar 1954 als Rohrmeister nach einer gesonderten Prüfung vor der Handwerkskammer bei der Gemeinde Waldniel angestellt.

Somit ging die Ära „Waater Müller“  weiter. Bei Dienstgängen wurden die Pumpstationen kontrolliert. „An diesem dienstlichen Spaziergang, den wir hin und wieder mit unserem Opa machten, erinnern wir uns sehr gerne“, berichtet Klaus Müller. „War unser Opa nach außen hin ganz der Dienstmann, so zeigte er uns, wenn wir mit ihm allein waren sein wahres Opa-Herz.“

Über dem Spülbecken in der Küche hingen drei Pumpenkontrollleuchten. Alarmstufe Rot gab es, wenn mal wieder der Schwimmer im Vorratsbehälter abgerissen war. Dann mussten sie nach oben auf den mehr als  60 Meter hohen Turm steigen. Der Rohrmeister und der ihm zu Seite gestellte Gemeindearbeiter erledigten die Arbeiten. Mit der Rente von Onkel Willi 1979 ging auch die  Ära „Waater Müller“ zu Ende. „Während der ganzen Zeit hat es nie Wasserversorgungsprobleme in der Gemeinde Waldniel gegeben“, sagt Klaus Müller.

Info Der Heimat und Leinewerbertag am Freitag, 24. Januar, beginnt um 18.30 Uhr im Waldnieler Pfarrheim.

(off)
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