Erinnerung an Holocaust-Opfer in Schwalmtal Schüler planen virtuelles Gedenken

Schwalmtal · Wegen der Corona-Pandemie fällt die Gedenkfeier in Hostert, die die Hauptschüler ausrichten, aus. Stattdessen haben sie eine virtuelle Präsentation erarbeitet.

 Aufnahme für die virtuelle Gedenkfeier in Hostert.

Aufnahme für die virtuelle Gedenkfeier in Hostert.

Foto: Sroka

Jugendliche der Gemeinschaftshauptschule Schwalmtal richten jedes Jahr zum Gedenktag der Opfer des Holocaust eine Feier an der Gedenkstätte in Hostert aus. Wegen der Corona-Pandemie findet das Gedenken als virtuelle Präsentation statt; es geht um den Bezug der Vergangenheit zur Gegenwart.

Bei Kriegsbeginn 1939 setzten die Nationalsozialisten einen geheimen Euthanasie-Erlass in Kraft. Die Gedenkstätte am ehemaligen Friedhof der früheren Außenstelle der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal erinnert an die mehr als 500 geistig kranken und behinderten  Menschen, die zwischen 1939 bis 1945 in der „Abteilung Waldniel“ starben.

„Normalerweise lernen die Schüler die Thematik in Klasse 9 beim Besuch der Gedenkfeier kennen, die die Hauptschule gestaltet“, sagt Lehrerin Astrid Symanski-Pape. Jetzt konnten Zehntklässler an der Entwicklung eines kleinen Films mitwirken. Schülerin Merle Biermann wechselt sich mit ihr beim Lesen eines Textes ab. Der Text sei entstanden, so die Lehrerin, „aus den Inhalten der Diskussionen mit meiner Klasse“.

Darin geht es um Masken, die heute dem Schutz dienen und ohne die einem Zutritt verwehrt wird. Weiterhin dürfe man seine Meinung sagen, gemäß den Regeln der Demokratie. In der Anstalt in Hostert jedoch trugen die Verantwortlichen Masken, mit denen sie ihre Grausamkeiten verdeckten. Die Kinderfachabteilung in Hostert war eine Maske, haben die Schüler in der Diskussion erarbeitet. „Sie spiegelte vor, dass man sich hier fürsorglich um Kinder mit psychischen oder körperlichen Einschränkungen kümmern würde“, so Symanski-Pape. Tatsächlich sei der einzige Zweck der Fachabteilung der Mord an Menschen gewesen, die Hilfe und Unterstützung brauchten, die nicht in das Weltbild der herrschenden Ideologie passten.

Der Künstler und Medienpädagoge Wolfgang Sombert bringt in dem Film Eindrücke und Worte zusammen. Eine Szene zeigt, wie Hauptschulleiter Jakob Mülstroh, Astrid Symanski-Pape und, stellvertretend für die Schüler, Merle Biermann sowie Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU) mit seinen Stellvertretern Gisela Bienert (CDU) und Jupp Pascher (SPD) an der Gedenkstätte Blumen niederlegen. „Ich bin froh, dass dieses Gedenken auch in schwierigen Zeiten gewahrt wird“, so der Bürgermeister.

Info Der Film ist veröffentlicht unter www.youtube.com/watch?v=2Jdk3lFzapI&feature=youtu.be auf der Schule-Homepage (www.ghs-schwalmtal.de) und auf der Homepage der evangelischen Kirche www.kgm-waldniel.de.

(bigi)
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