Schwalmtal Grabeskirche soll Anfang 2019 fertig sein

SCHWALMTAL · Ursprünglich war die Einweihung der Grabeskirche in Amern für diesen Sommer geplant. Doch dann fanden Archäologen Skelette

 Unter den Fliesen fanden Archäologen die Fundamente eines Vorgängerbaus, keramische Scherben und Gebeine.

Unter den Fliesen fanden Archäologen die Fundamente eines Vorgängerbaus, keramische Scherben und Gebeine.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Vor rund einem Jahr nahmen die Gemeindemitglieder Abschied von ihrer Pfarrkirche St. Anton in Amern. Mitglieder der beiden Bruderschaften räumten das Mobiliar und die Kirchenkunst aus und verstauten sie an einem sicheren Ort. Denn St. Anton wurde zur Grabeskirche umgewidmet. Dafür wurde die Bauerlaubnis kurz vor Weihnachten 2017 erteilt. Die ursprüngliche Planung de Architekturbüro Schrammen aus Mönchengladbach sah eine Einweihung in diesem Sommer vor.

Und dann kam alles anders. So ist das eben, wenn man auf historischem Boden steht und arbeitet. Seit der Römerzeit, so erklärt Hans-Georg Rohbeck von der Pfarrei St. Matthias Schwalmtal, ist an dieser Stelle gebaut worden. Er, der früher mal im Kirchenvorstand tätig war, ist fast ein wenig zufällig dazu gekommen, sich mit Haut und Haaren der Grabeskirche oder ihrer Entwicklung dorthin zu verschreiben. Pfarrer Thorsten Aymanns hatte ihn gefragt, ob er sich darum kümmern könnte. Und er hat „einfach ja gesagt“. Nun ist er in der Zwischenzeit zu einem echten Kenner aller Steine, Säulen und der überraschenden Funde geworden.

Archäologische Funde wie keramische Scherben, das Skelett eines Priesters, erkennbar am umgehängten Kreuz, wurden entdeckt, geborgen und untersucht. Es wurde diskutiert, wie damit umzugehen sei. Auf eine Grotte – „die einzige Grotte weit und breit in einer Kirche“, so Rohbeck, stieß man ebenfalls. In ihr war wohl eine Marienstatue aufgestellt, vor der Kerzen angezündet werden konnten, wie die deutlich sichtbaren Spuren von Ruß erkennbar werden lassen.

Dann stieß man bei weiteren Bohrungen, die aus Gründen der Statik und der Pietät notwendig waren, auf einen Sarg. Seitdem ruhte der Fortgang der Umbauarbeiten. „Wenn wir Glück haben, ist es der Stifter der Kirche, der in dem Sarg liegt“, erklärt Rohbeck. Ein vom Amt für Bodendenkmalpflege in Köln beauftragter Unternehmer war nun in Amern, um den Sarg aus dem Boden zu holen. Rohbeck ist zuversichtlich, dass es nach der Bergung des Sarges vorwärts geht. „Die Planungen laufen jetzt ziemlich gut.“

Die Urnenwände werden u-förmig zwischen den Säulen und den Wänden in den Seitenschiffen der Kirche stehen. Es wird Platz für 1700 Einzelurnen in 1000 Grabstätten geben. Die Platten der Urnengräber sind aus Kupfer. Ein niederländischer Künstler behandelt die Oberfläche mit chemischen Substanzen. Dadurch entsteht eine Art Bild aus weich fließenden, warmen Grün-, Ocker-, Braun- und Blautönen. Nach Rohbecks vorsichtiger Schätzung könnte die Grabeskirche Anfang 2019 eingeweiht werden.

Ursula Hüsges, Pastoralreferentin der Pfarrei St. Matthias, ist schon in die Planungen für die Trauerbegleitung eingestiegen. Im Herbst wird sie ihre Weiterbildung zur Trauerbegleiterin abschließen, die sie im Trauerinstitut Deutschland in Bonn absolviert. Als Trauerbegleiterin stellt sie sich eine „belebte Grabeskirche“ vor. Was wie ein Widerspruch klingt, ist nach christlicher Sicht keiner – das zeigt auch das Motto der Grabeskirche: „Vom Leben umfangen“. Die Kirche ist, so Hüsges, als Dorfkirche ganz konkret vom alltäglichen Leben umfangen. Nach christlichem Glauben ist der Verstorbene durch ein Leben bei Gott von Leben umfangen. Aber auch die Trauernden sollen einen belebten, lebendigen Raum für ihre Trauer finden können.

Hüsges stellt sich eine offene Grabeskirche vor, die Ort der Besinnung, Meditation, aber auch Ermutigung für die Lebenden im Angesicht des Todes sein kann. Hüsges wird Trauerbegleitung für Gruppen durchführen, aber auch Einzelgespräche anbieten. Wenn sie von der Grabeskirche als einem belebten Ort spricht, dann stellt sie sich beispielsweise auch „regelmäßige Gottesdienste vor, die das Gedenken an die Toten zum Inhalt haben“, neben Gottesdiensten auch andere Formen der Spiritualität.

 Kath Pfarrkirche St.Anton Schwalmtal - Amern  soll Grabeskirche werden

Kath Pfarrkirche St.Anton Schwalmtal - Amern soll Grabeskirche werden

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)
 Hans-Georg Rohbeck leuchtet in die geöffnete Grotte.

Hans-Georg Rohbeck leuchtet in die geöffnete Grotte.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Ebenso kann Hüsges sich kulturelle Veranstaltungen in der Kirche vorstellen: Abendmusiken, Lesungen, Konzerte, eine Kunstausstellung. In der „Brücke“, dem Pfarrheim gegenüber, wird zur Zeit ein Raum geplant und eingerichtet, der ein Ort der Begegnung für Trauernde sein kann.

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